Wie ich es sehe ... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Nach dem Intermezzo von Mannheim/Frankfurt hat uns der DEL-Alltag
wieder. Übermorgen geht es schon weiter mit dem „Derby“ Düsseldorf
gegen Iserlohn. Beide Kontrahenten gehören zu den positiven Erscheinungen in
dieser Saison. Und obgleich der Dome nicht aus allen Nähten platzen wird,
verspricht diese Begegnung spannend zu werden. Da werden bestimmt ein paar mehr
Augen als gewöhnlich auf Michael Wolf schauen, der neben Richard Mueller die
erfreulichste Erscheinung im deutschen Team während des Deutschland
Cups war.
Unter dem Strich konnte man durchaus von einer gelungenen Vorstellung
sprechen. Das gilt gleichermaßen für die Spiele als auch für die Organisation.
Unser Team hat beispielsweise gezeigt, dass die Spitze breiter geworden ist, so
dämlich sich das auch anhört. 15 Spieler vom letzten D-Cup waren nicht dabei,
und trotzdem hat die Truppe engagierte und passable Leistungen geboten, auch
wenn von drei Spielen zwei ohne deutsche Tore absolviert wurden. Dass es am
Ende gegen die von Match zu Match sich steigernden routinierten Kanadier nicht
langte, war fast schon vorher abzusehen. Die Organisation, die auch als erste
Probe für die WM 2010 gedacht war, klappte, wie ich es beurteilen kann, sowohl
in Mannheim als auch in Frankfurt komplikationslos.
Schade nur, dass die Zuschauerzahlen erneut auf seltsame Weise erfasst
wurden. Wenn doch nur Tageskarten verkauft werden, sollte man diese auch nur
einmal zählen. Bei einer Gesamtzahl von 30.368 Besuchern an drei Tagen kommt
mir automatisch ein Grinsen. Das sieht so aus, als wären im
„Schnitt“ jeweils mehr als 10.000 Personen gekommen. Dass eine
Pressekonferenz vor dem letzten Spiel anberaumt wurde, die den Kartenverkauf
bei der WM 2010 als Hauptthema hatte, passte auch nicht so recht ins Bild. Konkrete
Aussagen konnte sowieso nicht gemacht werden. Zu diesem Zeitpunkt wäre bei den Medienvertreter ein kleines Fazit von den
Verantwortlichen eher begrüßt worden. Statt dessen kam
dieses nach dem Turnier, wo alle doch nach Hause strebten bzw. das letzte Match
abhandeln wollten. Über den Kartenverkauf hätte man zu einem anderen Zeitpunkt
sprechen können.
Auch wenn erst in der nächsten Woche über den zukünftigen Standort des Deutschland Cup entschieden wird, kann ich mir nicht
vorstellen, dass das nächste Turnier irgendwo anders als in Mannheim
ausgetragen wird. Vielleicht ist auch noch ein Eckchen für die beispielhaften
Fans in Frankfurt frei. Das Rhein-Main-Gebiet mit seinen treuen Lions-Besuchern
würde eine entsprechende Entscheidung sicherlich begrüßen, zumal die Entfernung
zwischen beiden Städten leicht zu überbrücken wäre. In Mannheim können die
Verantwortlichen ein Jahr vor der WM so richtig zeigen, was sie bisher gelernt
haben. Die Anfangszeiten des Turniers, soll man noch anmerken, waren fanfreundlich
und der Modus übersichtlich.
Wenn der Standort schon weiter in den Süden gewandert ist, sollte man
auch überlegen, ob es nicht besser sei, die Österreicher anstatt die Slowaken einzuladen. Ich hatte den Eindruck, als würden
die Männer von Donau und Tatra das Turnier nicht richtig ernst nehmen. Dass
eine junge Mannschaft Erfahrungen sammeln muss, was der Tenor der slowakischen
Aussagen war, erscheint mir zu dürftig. Die Truppe war im Durchschnitt kaum
jünger als die Adlerträger. Und einfach eine Mannschaft zusammenstellen, weil
man muss, na ja…
Und zum Schluss… Wir haben alle von der Krankengeschichte unseres
Nationaltorwarts Robert Müller gehört. Es ist für mich einfach nicht
vorstellbar, was der sympathische und tapfere Familienvater, den ich seit neun
Jahren kenne, in diesen Tagen durchmacht. Für meinen Teil möchte ich über die
tragische Wende in seinem Leben keine weitere Bemerkung machen. Das überlasse
ich lieber Vertreter anderer Medien. Wie alle Fans hoffe auch ich, dass sich
doch noch alles zum Guten wendet und wir irgendwann den Mann mit der jetzt
schon legendären Rückennummer „80“ auf dem Eis begrüßen dürfen.
Lieber Robert, auch von dieser Stelle alles nur erdenklich Gute für
Deine Zukunft.