Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland gibt es, wenn von
DEL-Eishockey mit den fünf NRW-Vertretern die Rede ist, neben viel Licht
(Krefeld, Düsseldorf und Iserlohn) auch ganz schön Schatten.
Bei den Kölner Haien bemühen sich nach einem Katastrophenstart
Mannschaft, Führung und Umfeld, aus den grauen Zonen der Tabelle
herauszukommen. Immerhin haben Ersatzkapitän Stéphane Julien & Co. es
geschafft, nach den letzten fünf Spielen viermal als Sieger das Eis zu
verlassen. Auch in Partie Nummer fünf gegen den (Mit-)Außenseiter Straubing gab
es wenigstens einen Zähler für die Domstädter. Die näheren Umstände gewinnen
einem neutralen Beobachter jedoch kaum Respekt ab. Hätte es am vorigen Sonntag
beim 4:1 gegen Wolfsburg weder den überragenden Kölner Angreifer Philip Gogulla
noch den versagenden Wolfsburger Keeper Daniar Dschunussow gegeben, wer weiß,
wie das Match ausgegangen wäre. Bis auf das Tor des gebürtigen Düsseldorfers
war nichts Herausgespieltes zu bewundern. Indes lagen sich, wie man so schön
sagt, „wildfremde Menschen“ nach Ertönen der Schlusssirene in den
Armen und feierten ihre Lieblinge. Leider zog ein Teil der Lokalpresse am
gleichen Strang und jubelte. „Mensch, Mensch“, dachte ich mir,
„sind die Kölner Zuschauer schnell zufrieden zu stellen. Das war einmal
ganz anders.“ Irgendwie war es symptomatisch für unsere heutige Zeit.
Hauptsache, man hat Spaß. Wie er zustande kommt, ist eigentlich sch…egal.
Für Köln wird es sicherlich reichen, um noch wenigstens bei der
Qualifikation für die Viertelfinals dabei zu sein. Ob es mehr wird, kann ich
mir angesichts der Qualität dieses Teams überhaupt nicht vorstellen.
„Malochen für Duisburg“ prangte auf zahlreichen Plakaten in
der Stadt und „Duisburger Füchse starten gut vorbereitet in die neue
Saison“ wollte die ARGE Duisburg
(Arbeitsgemeinschaft für die Grundsicherung für Arbeitssuchende in Duisburg) in
einer kleinen Broschüre zu Saisonbeginn wissen. Jetzt weiß ich natürlich nicht,
ob Leute, die nicht aus dem Ruhrpott stammen, wissen, was “malochen“
in des Wortes ursächlicher Bedeutung heißt. „Malocht“ hat in diesem
Zusammenhang sicherlich nicht die sportliche Leitung. Igor Alexandrow machte
den Anfang. Der Außenstürmer wurde mangels Fitness nach Herne in die dritte
Liga geschickt, um dort dem Training nachzugehen. Danach erwischte es die
Ex-Krefelder Oldies Daniel Kunce und Alexander Seliwanow. Letzterer hatte schon
einmal Probleme zu Beginn einer Spielzeit. Es handelte sich um die Saison
2006/2007, als der gebürtige Moskowiter noch bei den Krefeld Pinguinen in Lohn,
Brot und Semmeln stand. Damals stieß ich bei meinen Nachforschungen bezüglich
Fitness des Ex-NHL-Cracks nicht weit genug vor, weil die ärztliche
Schweigepflicht meinen Fragen ein Ende setzte.
Offensichtlich lag damals vieles im Argen, was überhaupt nicht publik
gemacht werden durfte. Wer letztendlich den guten „Seli“ schützte,
so er denn überhaupt gegen irgendetwas verstoßen hatte (man muss ja vorsichtig
mit solchen Äußerungen sein), kann ich natürlich nicht beurteilen. Am Rande
bemerkt: Der damalige Krefelder und jetzige Duisburger Manager waren identisch.
Ach ja, und dann liegt am Wochenende ja der Deutschland Cup an. Bei
Kanada steht übrigens Doug Mason als Co-Trainer an der Bande. Einige wundern
sich, dass Bundestrainer Uwe Krupp mit dem Straubinger Bill Trew einem
34-Jährigen, der dazu nicht einmal in Deutschland geboren wurde, eine Chance
gibt. Man möge das bitte nicht mit Nostalgie an die sportliche Heimat des
Ex-NHLers erklären. Es gab auch einmal einen Bundestrainer, der als Neulinge
das Oldie-Duo aus Iserlohn mit zur B-WM (durfte man damals noch sagen, weil die
Bezeichnung noch nicht mit der Bezeichnung „Div. 1“ verbrämt wurde)
nach Dänemark nahm. Terry Campbell kam auf immerhin schon 31 Lenze; Craig Streu
war ein halbes Jahr jünger. Ein Jahr später in Kattowitz war sogar der fast
38-jährige Mark Kosturik dabei, und wie eine WM zuvor hieß der Bundestrainer
Hans Zach. Da soll man noch sagen, Alter schützt vor Leistung nicht.