Wie ich es sehe ... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Na, lieber Fan? Zufrieden mit dem Saisonbeginn der Liga, wenn es sich
nicht gerade um einen Anhänger jener Vereine handelt, die in den Startblöcken
hängenblieben? Wer hätte schon gedacht, dass unsere höchste Spielklasse so
spektakulär in das Rennen um die Play-off-Plätze geht? Außenseiter führen die
Tabelle an (die natürlich überhaupt noch keine Aussagekraft besitzt), Köln,
Hamburg, Ingolstadt und Nürnberg als letzter Punktbester haben auf der anderen
Seite noch keinen Zähler auf dem Konto; eine Matchstrafe hatte schon
ausgesprochen werden müssen, und schließlich kursierte eine geraume Zeit das
Gerücht, dass sogar schon die erste Trainerentlassung vollzogen worden sei.
Der Reihe nach…
Wer prophezeit hätte, dass zu den ersten vier Teams (neben dem bisher
souverän aufgetrenen Meister von der Spree) Augsburg, Krefeld und vor allen
Dingen Neuling Kassel gehören würden, hätte sicherlich in teilnahmsvoll
mitleidige Mienen („der hat ja überhaupt keine Ahnung“) geblickt.
Am meisten beeindruckte Kassel in seiner neuen Umgebung. Bei den Hamburg
Freezers 4:3 gewonnen und Ingolstadt nach 0:2-Rückstand noch besiegt, das zeugt
von intakter Moral und gesundem Selbstvertrauen. Von den bisherigen Verlierern
dürften die Kölner noch am ehesten bei ihren Fans auf Verständnis treffen.
Gegen Berlin und in Düsseldorf, das sind schon Hürden, die ohnehin nicht leicht
zu bezwingen sind. Hamburgs Anhänger hingegen „durften“ sich schon
wieder damit abfinden, dass im Team erneut einige Legionäre stehen, denen das
Wort „Kampf“ nicht geläufig ist. Die Millionentruppe versagte
daheim gegen Neuling Kassel und in Augsburg beim „Armenhaus“ der
Liga.
Doch nicht nur diverse Tabellenstände sind seltsam, sondern auch die
Zuschauerzahlen. Zum Eröffnungsmatch von Vizemeister Köln gegen den Champion
Berlin kamen lediglich knapp 12.000 Besucher, eine für Kölner Verhältnisse
ungewöhnlich niedrige Zahl. Das erste Derby Düsseldorf gegen eben diese Kölner
wollten nur achteinhalbtausend „Unentwegte“ sehen. Auch Kassels
Verantwortliche zählten zum ersten Heimspiel nach zweijähriger DEL-Abstinenz
gerade ´mal 4.400 Zuschauer. Erstaunlich dagegen die Zahlen aus Duisburg und
Krefeld. Immerhin passierten an der Wedau fast 3.000 die Eingangstore und in
der Seidenstadt waren es gar fast 5.700, von denen sicherlich angesichts der
engagierten Vorstellung der Mannschaft von Chefcoach Igor Pawlow ein großer
Prozentsatz wiederkommen wird.
Das Berliner Urgestein Sven Felski, trotz seiner 33 Lenze nach wie vor
heißblütig, ließ sich zu einem Kopfstoß gegen den Kölner Adams hinreißen.
Verwundert über die Matchstrafe stand er einem Journalisten Rede und Antwort:
„Ick ha´n doch jar nicht jetroffen!“ Verwundert auch Kölns
Stadionsprecher Oliver Frühauf, der zunächst fünf Strafminuten plus Spieldauer
angab, dann sich jedoch elegant aus der Affäre zog und so tat, als hätte der
Unparteiische die Strafe korrigiert. Nein, nein, der regelsichere und souveräne
Rick Looker sprach sofort gemäß § 529 „Match“ aus.
Für eine geraume Zeit kursierte gar das Gerücht, dass die Duisburger
ihren Chefcoach Karel Lang entlassen hätten. „Es stand im Internet und
kam auch über die Agentur“, so ein Kollege im Krefelder Presseraum.
Nachdem der Stadionsprecher und auch ein Mitarbeiter einer Radiostation das
vermeintlich sportliche Ende des immer noch in der Seidenstadt beliebten
Ex-Hexers verkündet hatten, kamen langsam Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser
Meldung auf. Ich schnappte mir den Hörer und rief Duisburgs Allgewaltigen Ralf
Pape an. „Völliger Schwachsinn“, knurrte Pape in seiner gewohnt
direkten Art in den Apparat.
Und zu schlechter Letzt noch ein Wort zum Spielplan: Vizemeister Köln
ging einen Tag früher in die Saison, wird heute gegen Düsseldorf das dritte
Match der Spielzeit bestreiten und kreuzt bereits übermorgen zum vierten Mal
die Schläger mit einem Gegner. Wer das noch versteht, hat selbst schuld.