Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Als ich am letzten Sonntag das Testspiel der Kölner Haie gegen die schwedische Truppe von Skelleftea AIK beobachtete, hatte ich den Eindruck, als würden die Zuschauer bei jeder gelungenen Torwartaktion ein bisschen lauter applaudieren als gewöhnlich. Da mag bestimmt so mancher in Gedanken bei Robert Müller gewesen sein, der sich in Heidelberg einem neuerlichen Eingriff unterziehen musste. Der Beifall hatte dem jungen Stefan Horneber sicherlich gut getan, denn der 22-jährige gebürtige Österreicher, der seinerzeit vom Zweitligisten Landshut zu den Domstädtern stieß, bewies gute Reaktionen. Ein ums andere Mal verhinderte er ein mögliches 0:2. „Er hielt seine Mannschaft im Spiel“, heißt es wohl in solch einem Fall. Beim Penaltyschießen ließ er überhaupt nichts anbrennen und hatte somit großen Anteil am 2:1-Sieg.
Zum zweiten Mal wird die Karriere jenes Mannes gestoppt, der bereits als Youngster Ruhm einheimste und in höchstem Tempo die steile Erfolgsleiter erklomm, dabei aber stets der nette Bursche von nebenan blieb. Bereits nach seiner ersten DEL-Saison, die er mit 18 Lenzen begann, kam er auf die meisten Einsätze der drei Rosenheimer Schlussleute. Seit der B-WM 1999 in Dänemark verfolge ich die Laufbahn des Mannes mit dem Allerweltsnamen, der weiß Gott kein Allerweltsmensch ist. Der damalige Bundestrainer Hans Zach warf den jungen Mann ins kalte Wasser, Müller schwamm sofort oben, obgleich unser Nationalteam lediglich einen deprimierenden vierten Platz belegte. Fortan ging es sowohl national, als auch international mit ihm aufwärts.
Als sich sein Stammverein aus der höchsten Liga verabschieden musste, wechselte das Riesentalent nach Mannheim und absolvierte beim späteren Deutschen Meister ein Drittel der Pflichtspiele. Nach zwei Jahren am Neckar wechselte er nach Krefeld und verhalf seinen neuen Teamgefährten zum mehr als überraschenden Titelgewinn. Die ganze Stadt lag dem 22-jährigen Burschen, der sich schon damals für die AIDS-Hilfe einbrachte, zu Füßen. Das wollte etwas heißen, denn immerhin hieß einer seiner Vorgänger Karel Lang, der Kultstatus in der Seidenstadt besaß.
Die WM ein Jahr später in der brandneuen Saska-Arena in Prag war in meinen Augen der bisherige Höhepunkt im Leben des Mannes, der seinen Geburtsjahrgang als Rückennummer trägt. „What´s the name of that German guy?“ wurde ich von einigen Personen in der zweiten Drittelpause im Spiel gegen die Gastgeber gefragt, als es sensationell 1:1 stand. Müller hielt (fast) alles. Er, der drei Jahre zuvor von den Washington Capitals gedraftet wurde, flog von einer Ecke in die andere, parierte mit Stockhand, fuhr die Fanghand aus und trieb die langsam nervös werdenden tschechischen Stars zur Verzweiflung. Dass die Partie am Ende trotzdem 5:1 für die Tschechen ausging, lag sicherlich nicht an Müller.
Als er in Krefeld keine richtige sportliche Perspektive mehr sah, ging er zusammen mit Trainer Teal Fowler zurück nach Mannheim. Gerade wieder genesen von seiner ersten Kopfoperation wurde er, der von seinem Verein nach Duisburg ausgeliehen wurde, im Ruhrgebiet auf Anhieb zum Publikumsliebling. Von dort war der Weg nach Köln nicht weit. Eigentlich schon normal, dass er bei den Haien, die zahlreiche Stars in ihrer Truppe haben, erneut zum Liebling der Massen wurde.
Dass ausgerechnet der sympathische Oberbayer zum zweiten Mal eine solche brutale Prüfung durchstehen muss, ist besonders schmerzlich. Seine positive Ausstrahlung und einfache Art verschaffen ihm in kürzester Zeit einen Bekanntenkreis. Wer gönnt dem stets freundlichen Keeper, der auch nach Niederlagen nicht beleidigt abzieht, sondern Rede und Antwort steht, nicht eine ganz schnelle Heilung?
Ich jedenfalls wünsche Dir, lieber Robert, dass Du ganz schnell wieder gesund wirst und in gar nicht allzu ferner Zeit zwischen den Pfosten stehen wirst.