Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Kaum sind die ersten Pucks in diverse Tore geflogen, hat die Liga schon ihre erste Schlagzeile produziert: Pat Lebeau, der vor allem bei den Frankfurt Lions für Furore sorgte und dort sogar in der Saison 2003/2004 zum Spieler des Jahres gewählt wurde, bekam von seinem Arbeitgeber Füchse Duisburg nach dem dritten Spiel die Papiere. Ein schmähliches Ende für den mittlerweile 38-jährigen Kanadier aus St. Jerome in Quebec, der wegen seiner Körper“größe“ zwar nur 15 NHL-Matches (Montreal Canadiens, Calgary Flames, Florida Panthers sowie Pittsburgh Penguins) vorzuweisen hatte, aber in Europa zu einem der ganz Großen wurde.
Ich weiß natürlich nicht im Detail, was zu dieser Trennung führte, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Pat Lebeau die Herausforderung DEL nach einer einjährigen Pause zu leicht nahm. Im Trainingslager in Füssen, wo sich neben den Duisburgern auch Krefeld, Hamburg und das russische Team von Lada Togliatti unter dem Ex-Frankfurter Coach Pjotr Worobjow auf die Saison vorbereiten und vorbereitet haben, fiel mir auf, dass er öfter sinnend an der Bande stand. Dachte der Mann, den in Frankfurt die Fans anhimmelten, vielleicht daran, dass der Ruhm nur allzu vergänglich ist, dass es, je älter man wird, immer schwerer fällt, mit den „Jungen“ mitzuhalten?
Pat Lebeau führt nach wie vor die interne Scorerliste der Mainstädter mit einem Riesenvorsprung an. Seine 269 Zähler (99 Tore und 170 Vorlagen) aus exakt 200 Spielen sind Legende. Zum Vergleich: Chris Snell als Zweiter kommt auf 194 Punkte, benötigte aber 60 Matches mehr. Dem Vernehmen nach hat er sich nur allzu schnell in der Hackordnung jenes Teams, das sich vielleicht in dieser Spielzeit als Favoritenkiller entpuppen könnte, nach vorn arbeiten wollen, was ein großer Teil der Mannschaft partout nicht akzeptierte. Man vergesse bitte nicht, dass schon allein mit dem „Krefelder Dreigestirn“ Alexander Seliwanow, Jan Alinc und Daniel Kunce (zusammen erkleckliche 110 Lenze jung) sicherlich Ansprüche auf einen vorderen Rang in der „Hitliste“ angemeldet hatte.
Ich hatte von einer Frankfurt Zeitung einmal den Auftrag, bei einem Auswärtsspiel nur auf den kleinen Burschen zu achten. Dieser Job machte mir viel Freude, denn das ganze Spiel der Lions war auf ihn zugeschnitten, und er erfüllte seine Aufgabe perfekt. Seit dieser Zeit hatte ich Respekt vor dem Franko-Kanadier. Deswegen finde ich es persönlich schade, dass eine auch ligaweit überragende Karriere so abrupt enden musste. Pat Lebeau hätte sicherlich eine andere Verabschiedung als diese verdient. Er hat sie sich allerdings, soweit ich es beurteilen kann, in erster Linie selbst zuzuschreiben. Der Angreifer hätte engagiert, aber ruhig seinen Job machen müssen. Dann wäre ihm sicherlich ein solches Debakel erspart geblieben, so er es denn gewünscht hätte.
Da das Beenden einer Karriere das heutige Thema war, fällt mir ein, dass ein „Ruhiger“ seiner schwarz-weißen Zunft ebenfalls seine aktive Laufbahn beendete. Harald Deubert aus Kissingen, der in den letzten zwei Jahren für den ERC Regen (der Ort liegt im Bayerischen Wald) pfiff, glänzte durch Unauffälligkeit. Höhepunkt seiner Karriere waren die Finalmatches 3 und 4 in der Saison 2002/2003 zwischen den Krefeld Pinguinen und den Kölner Haien. Sogenannte Skandalspiele und egoistische Auftritte blieben dem stämmigen Unterfranken stets fremd. Ähnlich äußerte sich auch DEB-Schiedsrichterobmann Gerhard Lichtnecker in der heutigen Pressemitteilung des Verbandes: „Seine lange Laufbahn war ohne große Diskussion über seine Person und Leistung geprägt, was das größte Kompliment für einen Schiedsrichter ist.“ Für den Internet-Auftritt der Schiedsrichter unter dem link www.hockeyref.de wird er weiter verantwortlich bleiben. Da kann man nur hoffen, dass sich der Mann, der rund 2.000 Partien leitete, in seiner neuen Eigenschaft als Beobachter nicht verbiegen lässt bzw. seine Einstellung ändert. Denn die Erfahrung lehrt, dass sich Menschen mitunter in Haltung und Benehmen zu ihrem Nachteil verändern, wenn sie einen in der Hierarchie „höheren“ Job annehmen. Beruhigend, dass der bedächtige Deubert mir noch heute vielsagend versicherte: „Ich bleibe meiner Linie treu.“