Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Die Nationalspieler Daniel Kreutzer, Robert Dietrich, Aleksander Polaczek sowie Andrea Lanzl wurden wegen wiederholten Verstoßes gegen Meldeauflagen der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) für drei Monate gesperrt. Bei einer weiteren Verfehlung droht ihnen gar ein einjähriger Ausschluss. Die Adlerträger Sascha Goc, Philip Gogulla, Manuel Klinge und Tatjana Hentschke kamen mit einer öffentlichen Verwarnung wegen jeweils erstmaliger Vergehen davon.
 
Das Strafmaß für den Berliner Internationalen Florian Busch steht dagegen noch aus.
 
“Gemessen an den Lappalien, die sich die anderen haben zu Schulden kommen lassen, müsste der Busch eigentlich fünf Jahre Sperre bekommen”, grinste mich vor einigen Tagen ein Spötter an, der für das Strafmaß nur Kopfschütteln übrig hatte. “Er hat”, so mein Bekannter weiter, “immerhin die Kontrolleure wieder nach Hause geschickt. Die anderen haben sich nur nicht hunderprozentig und den vorgegebenen Richtlinien entsprechend gemeldet.”
 
Vorab: Dass Verstöße gegen die Meldepflicht geahndet werden müssen, ist in Ordnung. Aber eine richtige Aufklärung seitens der Vereine und vor allen Dingen des Verbandes hätten bestimmt Wunder bewirkt. Wenn man den Spielern die Tragweite ihrer Inaktivität drastisch vor Augen geführt hätte, wären ein die allermeisten Vorfälle sicherlich vermieden worden. Ich frage mich die ganze Zeit: “Wie ist es überhaupt zu einer  W i e d e r h o l u n g s t a t  gekommen?” Was wurde vom DEB nach den jeweils ersten Fällen unternommen bzw. welches Strafmaß wurde angewendet? Wo blieb die Fürsorgepflicht gegenüber den Aktiven? Offensichtlich verharrten die Vertreter des Verbandes in Untätigkeit. Mir ist mit dem Fall Andrea Lanzl nur eine Sache näher bekannt.
 
Die junge Dame hatte, wie sie mir erzählte, beim ersten Mal einen Umzug innerhalb einer Stadt nicht gemeldet. Offenbar standen die Kontrolleure vor der falschen Haustür. Beim zweiten Mal gab sie mir zu Protokoll, dass sie mit der neuen Plattform, auf welcher die Meldungen vorgenommen werden müssen, nicht klargekommen sei und deshalb die ursprüngliche Mitteilungsart, die per Fax erledigt werden kann, gewählt habe. Das Sendeprotokoll habe sie, so die geschockte Lanzl, weggeworfen. (Mache ich übrigens auch immer.) Ob sie jetzt noch gute Karten hat, bei der Olympia-Qualifikation dabei zu sein, ist Sache von Bundestrainer Peter Kathan. Ihre männlichen Kollegen fehlen lediglich beim Deutschland-Cup, eine Sache, die durchaus verschmerzt werden kann.
 
Wie die ganze Sache für die DEL-Einsätze ausgeht, war ohnehin noch nicht entschieden, konnte es auch gar nicht. Geschäftsführer Gernot Tripcke, der zumindest das erste, wenn auch nicht das letzte Wort hat, weilte bis Montag in Urlaub. Ich frage mich und bestimmt viele andere auch, warum die DEL überhaupt für die Versäumnisse des Verbandes büßen muss? Deshalb: Wieso sollte eine Sperre für Ligaspieler ausgesprochen werden, wenn der Verband seinerzeit keine Sanktionen nach den erstmaligen Vergehen vorgenannter Akteure ergriff? Vielleicht wusste die Ligenleitung überhaupt nichts von den Vorfällen.
 
Ich habe den Eindruck, dass der DEB mit Kanonen auf Spatzen schießt und vielleicht seine Inaktivitäten kaschieren will. Mit Eckehard Schindler als Anti-Doping-Beauftragtem ist ein Mann gefunden worden, dessen Art nicht jedem Gesprächspartner gefällt. Zweimal wurde ich Zeuge eines seiner offensichtlich nicht seltenen Temperamentsausbrüche. Vor Jahren hatte ich beim Deutschland-Cup in Hannover, als Schindler das Amt eines Teamleiters versah, den Eindruck, ich sei auf einem Kasernenhof, und in Amiens machte Schindler einen Hotelmitarbeiter in Amiens während der B-WM unqualifiziert zur Minna, obwohl der arme Kerl nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte.
 
Bleibt nur zu hoffen, dass den Beteiligten ein klarer, nüchterner Blick erhalten bleibt bzw. endlich verliehen wird und die leidige Angelegenheit so schnell wie möglich ad acta gelegt werden kann. Dass der DEB sich erneut blamiert hat, ist schade. Ich bin beileibe nicht der Meinung, dass die Akteure alles Unschuldslämmer sind und mitunter solch brisante Angelegenheiten wie Doping zu lasch behandeln, aber Aufklärung bzw. Schulung hätte rechtzeitig betrieben werden müssen. Zeit genug war vorhanden.
 
Und zum Schluss: Immerhin ist es bei keinem einzigen Aktiven zu einem Test mit positivem Ergebnis gekommen. DAS ist doch wohl das Wichtigste, ob neue Plattform, Fax oder Buschtrommel.

Werner Nieleck


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