Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
In Deutschlands bevölkerungsreichstem (und keineswegs größtem, wie
einige Zeitungen mit sturer Boshaftigkeit schreiben) Bundesland beginnen
übermorgen zu ungewöhnlich früher Zeit die großen Ferien. Ausspannen und
Pausieren ist für viele Arbeitnehmer angesagt. Doch in unserer Sportart geht
die Zeit der großen Erholung langsam dem Ende entgegen. In NRW, das zwar die
meisten DEL-Vereine (nämlich deren fünf) stellt, in der zweiten Liga durch den
Rückzug der Moskitos Essen nicht mehr und in Liga Nummer drei durch den
Aufstieg der Herne Cruisaders auch nur eventuell vertreten ist, herrscht
angesichts einiger „Baustellen“ (und nicht wegen derjenigen auf den
Autobahnen) hektische Betriebsamkeit.
In Duisburg scheint der allgewaltige Boss Ralf Pape wirklich keine Lust
mehr auf die Rolle des Schlusslichtes zu haben. Alles sieht auch danach aus,
als würde das leidensfähige Publikum der Füchse, die auch beim
Zuschauerzuspruch erneut auf dem letzten Rang landeten, endlich einmal für
seine Treue und Zähigkeit belohnt werden. Dieser Tage hat Oldtimer Pat Lebeau,
der dem Jahrgang 1970 entstammt, seit 1994 in Europa arbeitet und bei Frankfurt
in der Meistermannschaft von 2004 stand, einen Vertrag in beim Pape-Klub
unterschrieben. Der kleine Supertechniker setzte zwar in der letzten Saison
aus, dürfte aber trotzdem für denjenigen Verein, der seit seiner Aufnahme in
der DEL vor rund drei Jahren stets in den Niederungen diverser Tabellen
herumdümpelte, eine große Verstärkung sein.
Auch sonst kann sich der Kader der Füchse, bei dem nach wie vor der
ehemalige Hexer Karel Lang verantwortlich an der Bande steht, sehen lassen. In
die Verhandlungen bezüglich der Krefelder Akteure Jan Alinc und Daniel Kunce
ist Bewegung gekommen, so dass sämtliche Beteiligten eine Einigung in
allernächster Zeit erwarten. „Der Pape wartet nur noch auf die Rechnung
aus Krefeld; dann ist der Deal perfekt“, hörte ich heute. Da schon Monate
zuvor mit Alexander Seliwanow der Dritte im Bunde der Pinguin-Oldtimer (das
Trio gehört samt und sonders dem Geburtsjahrgang 1971 an) die Rheinseite
wechselte, ist zumindest viel Technik und noch mehr Routine im Fuchsfell zu
erwarten. Bleibt aus Duisburger Sicht nur noch zu hoffen, dass die sportliche
Leitung die Fäden in den Händen behält.
Bleiben wir in NRW… Vor einigen Tagen hat Haralds Vasiljevs einem
Vertragsangebot aus seiner Heimatstadt Riga zugestimmt. Der Tichonow-Schüler
übernimmt das neugebildete Farmteam von Dinamo Riga, das in der weißrussischen
Liga die Saison absolvieren wird. Die „Großen“ nehmen an der
russischen Meisterschaft teil. Beim Namen Vasiljevs muss ich stets an eine
lächerliche Episode denken. Der Mann, der als Nationaltrainer Lettlands bei der
WM 2000 in St. Petersburg in einem denkwürdigen Match die Russen schlug und
seitdem in Riga bekannter als ein bunter Hund ist, durfte seinerzeit die
Krefelder Kleinschüler nicht coachen. Der lächerliche Grund: Vasiljevs verfügte
nicht über einen vom Landesverband NRW ausgestellten Trainerschein.
Haralds Vasiljevs, zweimal „Notstopfen“ bei den Pinguinen
und ansonsten seit 1992 im Krefelder Nachwuchsbereich tätig, nachdem er in
Dortmund nach dreijähriger Tätigkeit seinen Dienst quittierte, war tief bewegt,
als er heute zusammen mit Geschäftsführer Wolfgang Schäfer und
„Berater“ Rüdiger Noack ein Gläschen Sekt zum Abschied leerte. Da
sich auch Nachwuchstrainer-Ikone Peter Kaczmarek krankheitsbedingt für mehrere
Monate ausklinken muss, herrscht in der Seidenstadt, wo DEB-Honorarcoach Ralf
Hoja seit einigen Wochen als sportlicher Leiter das Sagen hat, hektische
Betriebsamkeit.
Und NRW zum dritten… Ob es tatsächlich mal wieder einen
Oberligaklub aus dem grün-weiß-roten Land gibt, ist weiß Gott nicht sicher. Jedenfalls
war zu lesen, dass Aufsteiger Herne angesichts der unsicheren Lage in der Liga
einen Verzicht nicht ausschließt. Schwebt den Gysenbergern etwa das Schicksal
Ratingens und der Revier Löwen vor den geistigen Augen? Beide Vereine mussten
letztendlich nicht zuletzt vor den weiten Reisen kapitulieren. War es demnach
reine Prophylaxe, dass die Herner ihre 1b-Mannschaft, die zwei Klassen tiefer
in der Landesliga(!) spielten, zum Spielbetrieb der Regionalliga NRW
anmeldeten?
Man darf jedenfalls gespannt sein, wer sich in den großen Ferien
entspannt zurücklehnen kann und wer sich noch richtig hineinknien muss.