Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck

Lesedauer: ca. 3 Minuten

„Fünf Prozent der Einwohner Mailands können Schlittschuh laufen. Auf der anderen Seite können fünf Prozent der russischen Bevölkerung k e i n  Eishockey spielen.“ Nach dem von den Russen gewonnenen Finale bei der diesjährigen WM in Kanada muss ich immer wieder an diese beiden Sätze denken. Der stämmige Lou Vairo, seinerzeit Cheftrainer der Milano Vipers, ließ sie los, als er von einem Journalisten beim Europacup-Finale 1991 nach dem größten Unterschied zwischen dem Eishockey in Moskau und jenem in Mailand gefragt wurde. Gerade hatte Dynamo Moskau mit Torhüter Andrej Trefilow und trainiert von Wladimir Jursinow, die Lombarden vor knapp 8.000 Zuschauern an der Düsseldorfer Brehmstraße mit 8:3 geschlagen. Bei den Mailändern wirkten unter anderem Verteidiger Bill Stewart (jetzt Chefcoach Hamburg Freezers), Bob Manno (Stewarts Kollege in Straubing), Rico Rossi („Bandenchef“ in Heilbronn) sowie Ex-Preussen-Star John Chabot mit.
 
Vielleicht war der knappe Finalsieg in der Verlängerung gegen Gastgeber Kanada bei dieser WM lediglich Zufall. Oder war er doch ein Fingerzeig, um nicht sogar eine Zäsur zu bedeuten? Immerhin waren die Sowjets/Russen seit 1994 kein einziges Mal mehr Gewinner eines WM-Turniers, während es der kanadische Erzrivale in jener Zeitspanne fünfmal zum Titel eines Weltchampions brachte, darunter vor einem Jahr sogar in der Höhle des russischen Bären. Russland hatte nach dem Goldgewinn anno 1993 in München hingegen nicht mehr viel zu lachen. Ein Jahr später ging in Italien der Titelverteidiger bereits im Viertelfinale mit 1:3 gegen die Amis baden. Auch 1995 flogen Chomutow, Bykow & Co. bereits in der Runde der letzten Acht mit 0:2 gegen die Tschechen aus dem Turnier.
 
Der historische Tiefpunkt war im heimischen St. Petersburg vor acht Jahren erreicht, als die Gastgeber nach Niederlagen sowohl Lettland (mit den Krefeldern Vasiljevs sen. an der Bande und Vasiljevs jun auf dem Eis) als auch gegen Weißrussland den letzten Platz in ihrer Qualifikationsrunde belegten und nur noch vor Italien eingereiht wurden, was einem beschämenden Rang elf(!) entsprach. 
 
Ich frage mich allen Ernstes, ob der schlafende Riese jetzt endlich erwacht ist, zumal sich die Verhältnisse im Riesenreich offensichtlich grundlegend geändert haben. Spieler werden mit Riesenbeträgen nach Mütterchen Russland (zurück)gelockt, und auch Akteure der westlichen Hemisphäre haben begriffen, dass es sich an der Wolga oder was weiß ich wo, recht gut leben lässt. „Nie wieder Magnitogorsk!“ ließ sich Keeper Travis Scott in Köln entlocken, um ausgerechnet bezeichnenderweise in die Stadt der Magnete zurückzugehen. Da war Jan Benda, der offensichtlich seine Karriere in Deutschland beenden will, schon ehrlicher. „Dort wird dir der Hintern nachgetragen. Du brauchst nur mit dem Finger zu schnippen, dann läuft´s“, staunte der bullige Allrounder, nachdem er seine Zelte in Kasan aufgeschlagen hatte.
 
Wundern würde es mich nicht, wenn die Russen angesichts ihrer Vielzahl an Spielern (ich bezweifele übrigens die offiziellen Zahlen der IIHF, nach welchen die Osteuropäer nur ein paar Tausend Akteure mehr als beispielsweise die Finnen oder Schweden besitzen) und Mäzenen das nationale Eishockey vor einem großen Boom stünden. Nicht umsonst haben sie schon bei den Finnen, Schweden und auch bei uns und den Schweizern dem Vernehmen nach angeklopft, ob nicht eine europäische Superliga ähnlich der NHL gegründet werden könnte.
 
Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass die CHL (Champions Hockey League), die im Oktober in ihre erste Saison startet, gerade von russischen Sponsoren großzügig unterstützt wird. Schon allein die horrenden Prämien werden dafür sorgen, dass diese Liga nicht zu einem Flop wie ihre Vorgänger gerät, ob es nun der Europacup, die European Hockey League oder gar der Continental-Cup war.
 
Ich bin jedenfalls neugierig, wie sich die Dinge im größten Land der Erde entwickeln werden.


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