Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck

Lesedauer: ca. 3 Minuten

„Noch kein Lust, no Huss ze

jonn“, ist der Titel eines bekannten Kölner Liedchens. Zum Glück ist es in der

Kölnarena während einer der vielen Unterbrechungen in der historischen Nacht von

Karsamstag auf Ostersonntag nicht gespielt worden. Denn es wäre, zumindest in

der Endphase, nicht mehr gut bei den Fans angekommen. Wann hat es das schon

einmal gegeben, dass es einigen Zuschauern beinahe egal war, wer ein Tor

schießen und damit das Match beenden würde? „Hauptsache, nach Hause!“ war der

Wunsch nicht weniger Besucher.

 

Dass die Partie zwischen den

Kölner Haien und Titelverteidiger Adler Mannheim, das von 17.30 Uhr bis 0.10 Uhr

dauerte und über 168;16 effektive Spielminuten ging, eigentlich keinen Verlierer

verdient hätte, darüber waren sich fast alle einig. Man hatte sich aneinander

gewöhnt, und so gab es ständig Anlass zu treffenden Sprechchören oder witzigen

Zitaten. „Freibier für alle!“ skandierten die Haie-Fans, „Kaffee und Kuchen!“ so

die Mannheimer Anhänger, die schließlich noch in die rund 260 km entfernte

Quadratestadt mussten. Und als es Mitternacht schlug, wünschten sich beide

Fanblocks „Frohe Ostern!“

 

Es war eine große physische

Herausforderung, nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Besucher und

last but not least für die Schiedsrichter. Das oberbayerische Duo Willi Schimm/

Alfred Hascher machte seine Sache ordentlich und war trotz der späten Stunde

immer auf der Höhe. Das konnte man auch von den Linienrichtern sagen. „Gott sei

Dank haben wir das Vier-Mann-System“, schnaufte Schimm, der am Montag in Iserlohn

war (Hascher leitete das Match in Hamburg), noch heute hörbar durch. „Mit drei

Mann hätte es bestimmt keinen Spaß gemacht. Aber auch die Spieler haben uns

geholfen. Sie haben sich so ab der dritten Verlängerung nur noch auf Eishockey

konzentriert.“ Sein Kollege Hascher ergänzte: „Das Wichtigste war: Wir mussten

die Anspannung halten und durften nicht abflachen. Aber die Spieler waren fair.

Keiner hat mehr diskutiert und lamentiert. Das beste war der Kommentar vom

Müller Robert ´aber herschenken wär´n mer´s net.´ gegen Ende des Spiels.“ Pech

für die Beiden nur, dass es nach den zahllosen Überstunden in der Kölnarena

nichts mehr zu essen gab. „Wir haben uns in der Stadtmitte mit einer Pizza

versorgt“, so Schimm, der sich, übrigens wie sein Sportkamerad, heute wieder

ganz normal auf der Arbeitsstelle befand.

 

Bei aller Liebe zum

Spektakulären, doch muss es solche Marathonspiele geben? Man stelle sich vor,

dass es im siebten Match zu solch einem abend- und nachtfüllendem Programm kommt

und zwei Tage später die nächste Serie auf dem Plan steht. Team A würde zum

Beispiel durch solch eine Knochenmühle gehen, während Team B schon früher mit

seiner Serie fertig wäre oder innerhalb der 60 Minuten eine Entscheidung

herbeigeführt hätte. Der Knackpunkt ist wohl die Tatsache, dass mit fünf Mann in

die Verlängerung gegangen wird. „Trotzdem: Besser Verlängerung als

Penaltyschießen“, ist sich die Mehrzahl der Trainer wohl einig. Doch müsste der

Verlängerung eine andere Form gegeben werden. Wir sollten wieder zum

Vier-Mann-System zurückfinden und nicht immer Ausnahmen schaffen. Eine andere

Variante, allerdings mit Augenzwinkern, habe ich gestern gehört. „Die erste

Verlängerung mit fünf Mann, die zweite mit vier, die dritte mit drei und so

weiter bis hin zur sechsten, wo nur noch die Torw…“ Aber das wäre wohl ein

bisschen zu viel des Lächerlichen.

 

Noch ein Wort zu den

Schiedsrichtern... Ich habe bisher vier Viertelfinalpartien gesehen. In den

ersten drei Begegnungen waren die Leistungen des Duos bzw. des Quartetts im

Großen und Ganzen sehr ordentlich. Aber was sich gestern in Düsseldorf

abspielte, kann man getrost unter der Rubrik „Heimschiedsrichter“ verbuchen.

Zweimal wurde den Gastgebern zu einer 5:3-Überzahl „verholfen“, beide Male waren

die Hinausstellungen mehr als fraglich. Auf der anderen Seite wurde ein klares

Foul an einem Nürnberger übersehen. So erfuhr das Match durch zwei Powerplaytore

eine unsportliche Vorentscheidung. „Die beiden haben in Nürnberg beim ersten

Play-off-Spiel genauso gepfiffen“, wurde ich von den Düsseldorfer Kollegen

belehrt, „nur ein bisschen schlimmer, und zwar für Nürnberg.“ Eine solche

Leistung kann man auch nicht damit erklären, dass es sich bei einem

Unparteiischen um einen Neuling handelte, wie mir gestern ein Funktionär

beibringen wollte. Zumindest in den Play-offs sollten „Dezibel-Schiedsrichter“,

die mit ihren Entscheidungen „allgemeinen Zuschauerwünschen“ entsprechen, keinen

Platz auf dem Eis haben.


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