Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
„Noch kein Lust, no Huss ze
jonn“, ist der Titel eines bekannten Kölner Liedchens. Zum Glück ist es in der
Kölnarena während einer der vielen Unterbrechungen in der historischen Nacht von
Karsamstag auf Ostersonntag nicht gespielt worden. Denn es wäre, zumindest in
der Endphase, nicht mehr gut bei den Fans angekommen. Wann hat es das schon
einmal gegeben, dass es einigen Zuschauern beinahe egal war, wer ein Tor
schießen und damit das Match beenden würde? „Hauptsache, nach Hause!“ war der
Wunsch nicht weniger Besucher.
Dass die Partie zwischen den
Kölner Haien und Titelverteidiger Adler Mannheim, das von 17.30 Uhr bis 0.10 Uhr
dauerte und über 168;16 effektive Spielminuten ging, eigentlich keinen Verlierer
verdient hätte, darüber waren sich fast alle einig. Man hatte sich aneinander
gewöhnt, und so gab es ständig Anlass zu treffenden Sprechchören oder witzigen
Zitaten. „Freibier für alle!“ skandierten die Haie-Fans, „Kaffee und Kuchen!“ so
die Mannheimer Anhänger, die schließlich noch in die rund 260 km entfernte
Quadratestadt mussten. Und als es Mitternacht schlug, wünschten sich beide
Fanblocks „Frohe Ostern!“
Es war eine große physische
Herausforderung, nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Besucher und
last but not least für die Schiedsrichter. Das oberbayerische Duo Willi Schimm/
Alfred Hascher machte seine Sache ordentlich und war trotz der späten Stunde
immer auf der Höhe. Das konnte man auch von den Linienrichtern sagen. „Gott sei
Dank haben wir das Vier-Mann-System“, schnaufte Schimm, der am Montag in Iserlohn
war (Hascher leitete das Match in Hamburg), noch heute hörbar durch. „Mit drei
Mann hätte es bestimmt keinen Spaß gemacht. Aber auch die Spieler haben uns
geholfen. Sie haben sich so ab der dritten Verlängerung nur noch auf Eishockey
konzentriert.“ Sein Kollege Hascher ergänzte: „Das Wichtigste war: Wir mussten
die Anspannung halten und durften nicht abflachen. Aber die Spieler waren fair.
Keiner hat mehr diskutiert und lamentiert. Das beste war der Kommentar vom
Müller Robert ´aber herschenken wär´n mer´s net.´ gegen Ende des Spiels.“ Pech
für die Beiden nur, dass es nach den zahllosen Überstunden in der Kölnarena
nichts mehr zu essen gab. „Wir haben uns in der Stadtmitte mit einer Pizza
versorgt“, so Schimm, der sich, übrigens wie sein Sportkamerad, heute wieder
ganz normal auf der Arbeitsstelle befand.
Bei aller Liebe zum
Spektakulären, doch muss es solche Marathonspiele geben? Man stelle sich vor,
dass es im siebten Match zu solch einem abend- und nachtfüllendem Programm kommt
und zwei Tage später die nächste Serie auf dem Plan steht. Team A würde zum
Beispiel durch solch eine Knochenmühle gehen, während Team B schon früher mit
seiner Serie fertig wäre oder innerhalb der 60 Minuten eine Entscheidung
herbeigeführt hätte. Der Knackpunkt ist wohl die Tatsache, dass mit fünf Mann in
die Verlängerung gegangen wird. „Trotzdem: Besser Verlängerung als
Penaltyschießen“, ist sich die Mehrzahl der Trainer wohl einig. Doch müsste der
Verlängerung eine andere Form gegeben werden. Wir sollten wieder zum
Vier-Mann-System zurückfinden und nicht immer Ausnahmen schaffen. Eine andere
Variante, allerdings mit Augenzwinkern, habe ich gestern gehört. „Die erste
Verlängerung mit fünf Mann, die zweite mit vier, die dritte mit drei und so
weiter bis hin zur sechsten, wo nur noch die Torw…“ Aber das wäre wohl ein
bisschen zu viel des Lächerlichen.
Noch ein Wort zu den
Schiedsrichtern... Ich habe bisher vier Viertelfinalpartien gesehen. In den
ersten drei Begegnungen waren die Leistungen des Duos bzw. des Quartetts im
Großen und Ganzen sehr ordentlich. Aber was sich gestern in Düsseldorf
abspielte, kann man getrost unter der Rubrik „Heimschiedsrichter“ verbuchen.
Zweimal wurde den Gastgebern zu einer 5:3-Überzahl „verholfen“, beide Male waren
die Hinausstellungen mehr als fraglich. Auf der anderen Seite wurde ein klares
Foul an einem Nürnberger übersehen. So erfuhr das Match durch zwei Powerplaytore
eine unsportliche Vorentscheidung. „Die beiden haben in Nürnberg beim ersten
Play-off-Spiel genauso gepfiffen“, wurde ich von den Düsseldorfer Kollegen
belehrt, „nur ein bisschen schlimmer, und zwar für Nürnberg.“ Eine solche
Leistung kann man auch nicht damit erklären, dass es sich bei einem
Unparteiischen um einen Neuling handelte, wie mir gestern ein Funktionär
beibringen wollte. Zumindest in den Play-offs sollten „Dezibel-Schiedsrichter“,
die mit ihren Entscheidungen „allgemeinen Zuschauerwünschen“ entsprechen, keinen
Platz auf dem Eis haben.