Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Morgen Abend wird es endlich
ernst. In der Qualifikation zu den Play-offs treten die Düsseldorfer in Hannover
an, während Ingolstadt in Hamburg seine Visitenkarte zum fünften Mal in der
Saison abgibt. Zwei Siege sind zum Gewinn der „Quali“ nötig.
Die über weite Strecken der
Saison zu Recht negativ kritisierten Hamburger schlossen die Punktrunde als Siebter ab und haben somit noch rechzeitig die Kurve gekriegt. Die Schützlinge
von Chefcoach Bill Stewart gewannen acht Spiele in Folge. Unter anderem
besiegten Sarno & Co. Nürnberg in deren eigener Halle mit 6:4, überfuhren
die Kölner Haie mit 6:2 und machten vor heimischer Kulisse aus den Eisbären
Berlin putzige Teddys. Man merke: Sowohl der Erste als auch der Runner up (oder
sagt man weiterhin „Verfolger“?) mussten gegen Hamburg derbe Niederlagen
einstecken. Im direkten Vergleich quittierten die Hamburger gegen Ingolstadt
daheim zwei Schlappen, eine davon nach Penaltyschießen, während in Oberbayern
einmal Hamburg und einmal die Gastgeber die Nase vorn hatten. Das letzte Match
gegeneinander datiert vom 12. Februar, wurde von Ingolstadt mit 4:3 gewonnen.
Erst nach der darauffolgenden 1:7-Blamage in Frankfurt setzten die Freezers zur
Siegesserie an.
Ich traue daher den Ingolstädtern
keinen Erfolg zu. Die Bilanz der letzten Spiele war recht ausgeglichen, ohne
große Ausreißer nach unten oder oben. Schlimm für die Donaustädter, dass sie
höchst selten in voller Stärke auflaufen konnten. So etwas zehrt natürlich sehr
an der Physis. Auch aus diesem Grunde glaube ich, dass die Hamburger problemlos
in die Play-offs kommen und vielleicht dort sogar etwas ausrichten werden.
Bewiesen haben sie ihre Stärke allemal.
Die Paarung Hannover – Düsseldorf
verspricht mehr Pfeffer. Beide Teams gewannen je zweimal ihre Punktspiele, wobei
Düsseldorf einmal nur nach Penaltyschießen als Sieger das Eis verließ. Erst am
2. Dezember trafen die beiden Kontrahenten das erste Mal aufeinander. In
Hannover hieß es am Ende 4:3. Düsseldorf legte eine ähnliche Erfolgsserie wie
die Hamburger hin, die ausgerechnet am letzten Spieltag beim blamablen 1:4 gegen
Köln ihr Ende fand. Doch Düsseldorf gegen Köln ist seit Jahrzehnten etwas
Besonders und passt nicht in irgendeine Schablone. Davor gewannen die Gelb-Roten
vom Dome siebenmal (darunter am 22. Februar 4:1 gegen Hannover) in Folge. Die
Scorpions können mit keiner vergleichbaren Serie aufwarten. Aufhorchen ließen
die Leinestädter jedoch beim 3:2 gegen Mannheim und nach dem 4:3-Penaltyerfolg
in Nürnberg. Es wird sicherlich heiß hergehen zwischen den beiden Teams. Ich
tippe: Wenn Jamie Storr keine Aussetzer (wie am Sonntag gesehen) hat, kommt
Düsseldorf ins Viertelfinale.
Übrigens… Auch wenn der Abstieg
(eventuell) wieder eingeführt wird, so sollten es sich die Verantwortlichen
trotzdem überlegen, ob es nicht bei der Qualifikation zu den Play-offs bleibt.
In diesem Falle wären nur vier Teams nach der Punktrunde arbeitslos. Das würde
für zusätzliche Spannung sorgen, wie es beispielsweise heuer der Fall war, und
wäre dem Ganzen doch sicherlich förderlich.
Zum Schluss noch ein, zwei
Bemerkungen bezüglich des Spielplans, auch wenn es manchem Leser schon zum Halse
heraushängt. Dass bei einem ungeraden Teilnehmerfeld die Tabelle nicht
einheitlich sein kann, leuchtet dem Dümmsten ein. Doch dass sogar Partien sowohl
des vorletzten als auch des letzten Spieltages vorgezogen wurden, ist von der
Leitung her regelrecht dreist. Nur gut, dass es heuer das Sportliche nur
teilweise tangierte, denn Nürnberg und Berlin, die ihr Match gegeneinander
früher absolvierten, führten die Tabelle ohnehin uneinholbar an. Dass Köln und
Ingolstadt ihre Partie vom eigentlich vorletzten Spieltag schon drei Wochen
vorher austrugen, gehört in die Rubrik „Ungereimtheiten“.
Und: Man mag ja auf den seltsamen
Spielplan schimpfen, wie man will. Eines hat er uns jedoch zusätzlich durch
seine Unübersichtlichkeit gebracht: Spannung, eben aufgrund der mitunter
bizarren Konstellationen. „Die haben noch zwei Spiele aufzuholen, können also
sechs Punkte noch machen. Sie sind noch nicht abgeschrieben. Die anderen stehen
zwar auf dem soundsovielten Platz, haben aber drei Spiele mehr als die
Mannschaft darunter und ein Spiel mehr als das Team, das um zwei Ränge
schlechter steht.“ So oder ähnlich war es in letzter Zeit rund um diverse
Wettkampfstätten zu hören. Aber trotzdem: Bitte nicht noch einmal solch ein
Kuddelmuddel in der Tabelle der höchsten
deutschen Eishockeyliga.