Wie ich es sehe... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Ein würdiger Rahmen im
altehrwürdigen Wellblechpalast zu Berlin-Hohenschönhausen, wo sich einst die
beiden Dynamo-Teams Jahr für Jahr um den DDR-Titel stritten, und das manchmal im
wahrsten Sinne des Wortes, ein würdiger Pokalsieger mit dem Dynamo-Nachfolger
EHC Eisbären Berlin, ein würdiger Abschluss eines nur ein paar Jahre dauernden
Wettbewerbs? Nein, soweit sollte es nun doch wirklich nicht kommen!
Die ganz Alten, zu denen ich mich
auch zähle, mögen sich daran erinnern, dass sogar im Fußball, der in unserer
Republik sportlich mit Abstand den Ton angibt, der Pokal-Wettbewerb zu Anfang
mehr oder weniger nebenher lief. Erst als keine Endspiele um die Meisterschaft
wegen Gründung der Bundesliga mehr ausgespielt wurden und die Meisterschaft
mitunter bereits Wochen vor Saisonende feststeht, bekam der Cup eine andere,
höhere Wertung. Nun, beim Eishockey wird dies nie der Fall sein, weil diese
Sportart, Gott sei Dank, von den Play-offs lebt, eine Saison ohne Finalserie
also undenkbar wäre. Doch sollte deswegen der Pokal aus dem
Veranstaltungskalender (oder muss ich sagen „Event Calendar“?) herausgenommen
werden? Ich meine, nein.
Der jüngst vorgeschlagene Modus
mit acht Turnieren erscheint mir (und hoffentlich nicht nur mir) als
praktikabel, spektakulär und auch gewinnbringend. Acht Turniere à vier Teams
(jeweils zwei DEL-Vereine und zwei unterklassige), möglichst zeitgleich, gehen
in acht Zweit- und/oder Drittligaspielorten über die Bühne. Das wäre sicherlich
ein Spektakel für jedermann. Der jeweilige Sieger darf sich Viertelfinalist
nennen. Wenn zum Beispiel in Heilbronn neben Schwenningen auch noch Mannheim und
Frankfurt auflaufen würden, wäre dies sicherlich ein Klasseturnier mit vielen
Zuschauern. Natürlich wird es wegen der geografischen Nähe (oder wegen des
Fehlens einer solchen) wieder Härtefälle geben, aber die ganze Geschichte dürfte
sicherlich attraktiver sein als jetzt, wie es mit reinem Losentscheid und nur
einem Spiel der 1. Runde praktiziert wird.
Und vielleicht könnte man sogar
auch die Viertelfinals in Turnierform abwickeln. Beispielsweise übernähmen die
beiden jeweils punktbesten Vereine der 1. Runde die Rolle des Gastgebers, damit
bereits von Anfang an reichlich Motivation für alle Beteiligten vorhanden ist.
Dabei sollte auch hier das Teilnehmerfeld nach geografischen Gesichtspunkten
zusammengestellt werden. Die Fans, die speziell in dieser Spielzeit mit dem
„einmaligen“ Spielplan veralbert wurden, sollten schließlich auch von diesem
Wettbewerb profitieren. Zwei Spiele müssten die Viertelfinalisten nach
Erstellung des DEL-Spielplanes (vielleicht schafft es sogar ein ESBG-Mitglied)
im Nachhinein verlegen. Das wäre sicherlich nicht das Schlimmste, was der
Liga passieren könnte.
Alles in allem wären das zwei
Wochenenden, die bestimmt gutes Eishockey versprechen würden. Denn immerhin geht
es schon im zweiten Turnier um die Finalteilnahme, und da dürften sich sogar
gestandene DEL-Teams motiviert genug fühlen. Wie das Endspiel auch in diesem
Jahr wieder zeigte, zählt der Titel trotz allem noch genug, auch wenn es „nur“
der des Pokalmeisters ist und sich dazu auf dem Briefbogen gut ausmacht.
Immerhin wären wir dann von den ungeliebten Wochentagsspielen noch ein gutes
Stückchen mehr weg, unabhängig davon, dass auch der neue DEL-Spielplan keine 60.
Spieltage mehr vorsieht.
Wir betreten mit der Einführung
der lukrativen CHL international Neuland, warum sollten wir dies nicht auch auf
nationaler Ebene tun? Vielleicht findet sich ja sogar ein Sponsor. Es muss ja
nicht direkt ein russischer Milliardär sein.
Werner Nieleck