Wie ich es sehe .... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Wie würde bei Filmaufnahmen der
Mann mit der Klappe sagen? „Europäischer Klubwettbewerb, die fünfte!“
Schon allein der Name des neuen
„Kindes“ (Champions Hockey League) verspricht einiges, lehnt er sich doch ganz
stark an den Geldscheffel-Betrieb des Fußball an, der sich Champions League
nennt. Jedenfalls sollen zwölf ausgewählte Teams der sieben besten europäischen
Nationen (Schweden, Finnland, Russland, Tschechien, die Slowakei, die Schweiz
und Deutschland) am 8. Oktober an den Star gehen. Der Sieger wird immerhin gegen
einen NHL-Vertreter den sogenannten Victoria-Cup ausspielen, wobei Ort, Modus
und Datum noch nicht feststehen. Dazu müssen alle beteiligten nationalen
Verbände hierzu noch ihr Placet geben. Doch angesichts der für unsere
bescheidenen Eishockey-Verhältnisse enormen Summe von zehn Millionen Euro an
Prämien ist diesmal die Motivation in anderem Maße vorhanden als in der
Vergangenheit, als es im Europacup und anderen Kräftevergleichen an den Start
ging.
Der russische Energieriese
Gazprom hat sich offensichtlich an der Sponsorenfront mit „gutem Beispiel“ in
Szene gesetzt. Immerhin wurde die Firma als einzige von den IIHF-Gewaltigen in
ihrer Pressemitteilung erwähnt, was schließlich einiges besagt. In der
übernächsten Saison wird übrigens nach dem Willen der Verantwortlichen das
Teilnehmerfeld erweitert (oder aufgeweicht), denn dann sollen sich 30 Teams aus
24 Ländern beteiligen. Das Positive: Den Verantwortlichen gelang es, für drei
Spielzeiten die ganze Sache festzuzurren.
Wird es endlich einmal etwas mit
internationalem Klubeishockey auf unserem Kontinent, nachdem ein solcher
Wettbewerb jahrelang dahinsiechte? Es gibt nicht wenige, die diese Frage
bejahen. Schon allein die Prämien, von denen der Sieger eine runde Million
erhält, dürfte Anreiz genug sein, auch für diejenigen, die sich bis jetzt immer
vornehm zurückhielten. Leider gehörten in den letzten Jahren immer öfter unsere
DEL-Vereine auch dazu.
Ein paar Erinnerungen kommen wie
automatisch hoch, wenn von „Klubmeisterschaften“, in welcher Form auch immer,
die Rede ist. Ich erinnere mich noch gut an ein paar gelungene
Europacup-Turniere in unserer Republik, auch an einige Flops. Das
bemerkenswerteste ging wohl in der Eissporthalle an der Berliner Jafféstraße
über die Bühne. Der deutsche Vertreter hieß SB Rosenheim mit Trainer Dr. Jano
Starsi und wurde vor dünnen Rängen Letzter. Doch das war gar nicht so wichtig,
denn ein drei Monate zuvor wurde die unsägliche Mauer geöffnet, und so fand sich
unter den wenigen Zuschauern auch Prominenz aus dem Osten der damals noch
geteilten Stadt. Acht Jahre zuvor wurde der SC Riessersee Deutscher Meister und
nahm am Endturnier in Düsseldorf(!) teil. Die Fans konnte der Veranstalter mit
Handschlag begrüßen und hätte noch Zeit für ein paar warme Worte für jeden
gehabt, so spärlich waren die Zuschauerzahlen.
Doch es gab auch ein paar
Lichtblicke: 1:9 verloren die Kölner Haie beim Finalturnier Anfang 1989 gegen
die damalige Armeetruppe ZSKA Moskau, und trotzdem feierten die 7.300 Zuschauer
an der Lentstraße nicht nur ihre Lieblinge, sondern auch die bis dahin stets in
anderen Stadien ausgepfiffenen Sowjets. Trainerlegende Viktor Tichonow war
sprachlos. Drei Jahre später erreichte die DEG im eigenen Stadion, dem Eistempel
an der Brehmstraße, das Finale und erhielt fast die gleiche Klatsche. 7:2 gewann
Djurgarden Stockholm gegen die Rot-Gelben. Das letzte Mal spielte mit den Kölner
Haien im eigenen Stadion im Dezember 1995 eine deutsche Mannschaft eine gute
Rolle. Gegen Jokerit Helsinki verloren die Domstädter an einem bitterkalten Tag
mit Blitzeis (draußen) einen Tag vor Silvester das Finale mit 3:4 nach
Penaltyschießen. Der 14. Strafschuss, den Luciano Borsato „versägte“, brachte
leider die Entscheidung.
Die dann ins Leben gerufene
European Hockey League hauchte nach fünf Jahren ihr Leben mangels Sponsoren aus.
Was mich damals lediglich beeindruckte, waren die wunderschönen farbigen
Statistiken. Auch der Continental-Cup stieß auf wenig Gegenliebe bei den Fans.
Gar nur vier Jahre blieben dem Champions Cup beschieden, der stets von
russischen Teams gewonnen wurde, so auch in der letzten Woche von Metallurg
Magnitogorsk. Unsere Mannschaften spielten schon lange keine Rolle mehr.
Ich bin jedenfalls zum ersten Mal
nach vielen Jahren wieder gespannt, wie sich der (oder die) DEL-Vertreter
schlagen werden, wenn es um richtig „Kohle“ geht. Dann wollen wir doch mal
schauen, ob unsere Vorzeigeliga wirklich so gut ist, wie es die Verantwortlichen
stets betonen.