Wie ich es sehe .... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Der siebte vorzeitige
Trainerwechsel in dieser bemerkenswerten Saison (bereits der zweite beim
Schlusslicht Füchse Duisburg) dürfte der bislang erstaunlichste gewesen sein. Es
war vordergründig bezeichnend, dass für den introvertierten Peter Draisaitl das
Aus nach einem Sieg kam. Ein Extremfall folgte in Duisburg dem anderen. Der
pflegeleichte Dieter Hegen machte in den mehr als fünf Jahren seiner Tätigkeit
aus dem als Schleudersitz gehandelten Trainerstuhl ein bequemes Möbelstück. Doch
dann schienen die Duisburger wieder an ihre alten Traditionen anzuknüpfen,
nachdem sich Peter Draisaitl, ehemals Topscorer der DEL, nur wenige Wochen auf
besagter Sitzgelegenheit halten konnte. Abgelöst wurde er übrigens von Karel
Lang, der bis dato nur bei der 2. Knabenmannschaft in Krefeld verantworlich an
der Bande stand. Pikanterweise lernte Lang, zu seiner aktiven Zeit der „Hexer“
genannt, bereits in Duisburg das Gefühl kennen, geschasst zu werden. In der
Vorsaison wurde er als Torwarttrainer kurzfristig zeitgleich mit Manager Uli
Egen gefeuert, um ein paar Tage später wieder eingestellt zu werden. Damit wäre
das Attribut „pflegeleicht“ für den gebürtigen Mährer entschieden untertrieben
zu nennen.
Hier der Strahlemann Dieter
Hegen, der nach wie vor in Duisburg aus- und eingeht, dort der nachdenkliche
Peter Draisaitl, der sich nach Beendigung seiner aktiven Karriere eine Wende in
seiner Einstellung vollzogen hat und sich von jenem Draisaitl unterscheidet, der
als Spieler stets den Eindruck vermittelte, als wäre ihm alles egal. Ich
wunderte mich damals über seine lethargische Antwort, als ich ihn fragte, ob er
denn nicht sauer sei, als Topscorer nicht für die Nationalmannschaft
berücksichtig worden zu sein. „Es ist okay. Es wäre aber auch okay gewesen, wenn
ich mitgemacht hätte“, gab der gebürtige Schlesier, der im Kohlenrevier an der
polnischen Grenze seine ersten Schritte auf Schlittschuhen machte, zur Antwort.
Als Trainer hingegen schätzt er das Aufbauen von Strukturen, eine klare
Aufgabenverteilung und auch ein gewisses Rühr-mich-nicht-an.
Daher schien es von vornherein
klar, dass zwei starke Persönlichkeiten wie Alleinunterhalter Ralf Pape und
Draisaitl es nicht lange zusammen aushalten würden. Dazu schien der Füchse-Boss
mit der Installierung Draisaitls auch nicht gut (von Manager Franz Fritzmeier?)
beraten worden zu sein. Jetzt allerdings die Schuld allein Pape wegen seiner
Einmischerei zuschieben zu wollen, dürfte nicht ganz richtig sein. Klar, der
Hauptsponsor macht aus seiner Meinung nie einen Hehl und ist fast bei jeder
wöchentlichen Pressekonferenz anwesend. Was der Multifunktionär seinem
Cheftrainer in erster Linie vorwarf, war die Tatsache, dass er sich nicht für
einen der beiden jungen Torleuten Christian Rohde und Lukas Lang (Sohn des
jetzigen Cheftrainers) als Nummer eins entscheiden konnte und demzufolge für
Unsicherheit bei diesem Duo sorgte.
Ich hatte mich noch kürzlich mit
einem ehemaligen Torwart über dieses Thema unterhalten, der als Youngster in
einer ähnlichen Situation war. „Die Unsicherheit geht schon damit los, wenn du
am Spieltag noch nicht weißt, ob du auf der Mannschaftsbank sitzt oder von
Anfang an zwischen den Pfosten stehst. Und sagt dir der Trainer dann, dass du
eingesetzt wirst, beginnt die eigentliche Vorbereitung. Natürlich bist du
nervös, weil du ja genau weißt, dass er dir nicht uneingeschränkt vertraut; denn
sonst hätte er dir die positive Entscheidung schon vorher mitgeteilt. Im Tor
geht es dann weiter. Du machst einen Fehler, der dummerweise auch noch zum Tor
führt und schaust auf die Mannschaftsbank. ´Na, macht sich der andere warm?´
denkst du. Nein, noch ist alles ruhig. Aber du bist in Gedanken anderweitig
beschäftigt. Und dann passiert es nicht selten, dass du dir noch einen fängst.
Nächste Phase: Der andere wird eingewechselt. Du bist der Dumme.“
Vielleicht hatte sich Draisaitl
nicht richtig in die Denkweise eines Torwarts hineinversetzen können, was
übrigens einigen anderen Übungsleitern ähnlich ergeht. Und genau deswegen bin
ich der Meinung, dass Pape nicht ganz Unrecht mit seiner Entscheidung contra
Draisaitl hatte.
Werner Nieleck