Wie ich es sehe .... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
„Werner, warte! Da kommt noch eine Überraschung“, flüsterte mir Duisburgs
„Allgewaltiger“ Ralf Pape zu und hielt mich am Anorak fest. Nachdem die
Cheftrainer des Spiels Duisburg gegen Köln ihre Sichtweise des Matches
schilderten (auf „Deutsch“ ihre Statements abgaben), kam es im Presseraum des
Schlusslichts noch zur Verlautbarung eines Transfers, der wohl als der
spektakulärste der ganzen Saison genannt werden kann: Robert Müller wechselt ab
der 50. Kalenderwoche von Mannheim nach Köln über die Zwischenstation
Duisburg.
Erleichterung in Köln und Mannheim, Trauer und teilweise auch Ärger beim
Schlusslicht, wo sich das Umfeld an die Fang- und Passkünste des 27-jährigen
Oberbayern so schnell gewöhnt hat. Haie-Geschäftsführer Thomas Eichin schilderte
plastisch: „Ein paar nicht mehr ganz nüchterne Duisburger Fans haben uns den
Transfer sehr übel genommen und beschimpfen mich auf rabiate Weise. Doch nachdem
ich ihnen die Situation auseinandergesetzt hatte, begriffen sie alles und
verstanden unseren Standpunkt. Wir haben sogar zusammen noch ein Bier
getrunken.“
Köln stand, was die Besetzung der Torwartposition anbelangte, „auf dem
Schlauch“, nachdem ihr Goalie Travis Scott verlauten ließ, dass er angesichts
eines Traumangebotes nach Russland zurückkehren würde. Dabei betonte der
Kanadier noch vor nicht allzu langer Zeit, dass „zwei Jahre Russland genug“
seien. Ganz logisch, dass die Verantwortlichen die Fühler nach allen Seiten
ausstreckten und dabei auf Müller kamen, mit dem sie schon vor einiger Zeit
Kontakte aufnahmen.
Robert Müller, der vom damaligen Bundestrainer Hans Zach bei der B-WM in
Dänemark vor achteinhalb Jahren ins kalte Wasser geworfen wurde, ist jedenfalls
wieder zurück im großen Geschäft, nachdem er in Mannheim mehr oder weniger aufs
Abstellgleis geschoben wurde. Ein Platz auf der Bank ist für den Burschen, der
egal, wohin er kommt, für Sympathien bei den Fans („ich weiß auch nicht, warum
ich so beliebt bin“) sorgt, nicht denkbar.
Duisburg und sein Umfeld soll sich nicht über den Transfer ärgern,
sondern an die Zeit mit Robert Müller ganz einfach mit Freude und auch Wehmut
zurückdenken. Dass der Nationaltorwart wieder zu einem Spitzenverein wechseln
würde, war doch von vornherein klar. Und von den Verantwortlichen der Füchse war
ohnehin keiner so blauäugig, dass er sich eine Zukunft mit einem Top-Goalie wie
dem gebürtigen Rosenheimer hätte vorstellen können.
Was regelrecht bedenklich ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn
die Liga und deren Leitung hat ein neues Kapital mit der Überschrift
„Lächerlichkeiten“ aufgeschlagen. Denn dass ein Wechsel innerhalb kürzester Zeit
von Klub eins zu Nummer zwei und dann zu Nummer drei statthaft ist, gehört
beinahe zu einer Comedy-Show nach dem Motto „welche Trikotfarbe passt zu meinem
Typ eigentlich am besten?“. Wie sagte Füchse-Pressesprecher Bülent Aksen noch
dem Sinne nach während einer Pressekonferenz den erstauten Kollegen völlig
überflüssig? „Leihgeschäfte sind von der Ligenleitung ausdrücklich verboten, und
deswegen möchte ich auch nicht, dass diese Bezeichnung irgendwo erscheint.“ Dass
sich auch der Unbefangenste einen Reim darauf machen konnte, dass Müller ein
paar Klassen zu teuer für Duisburg ist und dort nur geparkt wurde, dürfte dabei
doch mehr als logisch gewesen sein.
Dass die Wechselbörse à la Müller noch einmal für Schlagzeilen schlägt,
wie es ein Spaßvogel dieser Tage prognostizierte, glaube ich nicht. Dieser
lustige Mensch sagte noch gestern (und nicht einmal zu vorgerückter Stunde):
„Passt mal auf, der Pape hat so gute Verbindungen zu Russland, der eist bestimmt
den Scott aus Magnitogorsk los. Dann spielt der Travis für die Füchse.“ Ehrlich:
das wäre doch zu utopisch, bei allem Verständnis für die unvorhersehbaren
Lächerlichkeiten.
Ich jedenfalls wünsche dem Robert eine gute Saison bei den Haien und
viel, viel Gesundheit!
Werner Nieleck