Wie ich es sehe.... Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Die letzte Woche hatte es in sich. Mit dem öden Einerlei war es in Deutschlands höchster Eishockeyliga spätestens am Freitag vorbei. Die Trainerentlassungen Nummer drei (die lebende Legende Erich Kühnhackl wurde in Straubing geschasst und von Bob Manno beerbt) und vier (in Ingolstadt musste neben Chefcoach Ron Kennedy und seinem „Co“ Jamie Bartman auch Manager Stefan Wagner seinen Hut nehmen; Kennedys Nachfolger heißt Mike Krushelnyski)) sowie die Neustrukturierung der Liga waren die Höhepunkte der 47. KW.
Wenn die ganze Sache nicht so ernst wäre, könnte man über den zeitlichen Zusammenfall schmunzeln. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Einführung des Auf- und Abstiegs beschlossen wurde, setzten die Verantwortlichen in der beschaulichen niederbayrischen Kreisstadt und ein paar Kilometer weiter in der oberbayerischen Industriestadt zwei Bandenchefs an die frische Luft. Dabei war doch einer der Hauptgründe der geschlossenen Gesellschaft, dass die Trainer in Ruhe arbeiten könnten und Planungssicherheit bestünde. Pustekuchen, alles Quatsch und nur schlichte Lippenbekenntnisse!
Mich stört die allgemeine Selbstbeweihräucherung, mit der sich die Beteiligten über das Ergebnis der Berliner Beratungen äußerten. „…Bei der Entscheidungsfindung haben wir uns aber auch an den Wünschen und Anregungen unserer Fans und Partner orientiert“, lässt sich Aufsichtsratschef Gerd Schröder in einer Pressemitteilung vernehmen. Ob die Fans oder die Vertreter hiervon tatsächlich ihre Meinung in dieser Richtung kundtaten (oder kundtun durften), wage ich mehr als zu bezweifeln. „…Jeder Club muss im Interesse einer funktionierenden Gemeinschaft seine eigenen Interessen im gewissen Maße zurück stellen. Das ist uns mit dem heute gefundenen Kompromiss sehr gut gelungen“, so Dietmar Hopp, neu in den Aufsichtsrat gewählt. „Die Kernbotschaft, nämlich Einführung des Abstiegs und weniger Spiele, wurde realisiert“, so DEG-Pressesprecher Frieder Feldmann. Nur das letzte Zitat ist aus meiner Sicht akzeptabel.
Es ist nicht „sehr gut“ gelungen, sondern es wurde, schlicht formuliert, ein fauler Kompromiss gefunden. Sonst wäre sicherlich keine Dreiviertelmehrheit zu Stande gekommen. Da wird zum Beispiel von Qualifikationsspielen des Play-Down-Verlierers gegen den Zweitligameisters gesprochen; der direkte Abstieg ist tabu. Dabei weiß jeder, dass in diesem Falle Vertreter zweier verschiedener „Sportarten“ gegeneinander antreten. In der DEL dürfen zehn Ausländer eingesetzt werden, in Liga zwei nur deren sechs. Und dann redet Kaleu a.D. Alfred Prey aus Bremerhaven, Mitglied des ESBG-Sportausschusses davon, dass „der Zweitliga-Meister auch mit deutlich weniger Kontingent-Spielern sehr gute Chancen“ habe.
Positiv ist zu vermerken, dass die Beteiligten nicht stur beim „pacta sunt servanda“ (Verträge müssen eingehalten werden) blieben, sondern Flexibilität bewiesen. Auch ist das erarbeitete Konzept nicht so schlecht, wie es beim ersten Hinsehen den Anschein hat. „Die Stadiontore werden ab der nächsten Saison drei Stunden vor Beginn der Spiele geöffnet, weil die Fans in einem einstündigen Lehrgang über den Modus informiert werden müssen“, so eine sarkastischer Spaßvogel. Denn auch sogenannte Insider tun sich schwer, das System auf Anhieb zu begreifen. Dabei hätte der Spielplan durchaus überschaubarer sein können. Was wäre denn, wenn die Teams dreimal gegeneinander (in einem Fall zweimal daheim und einmal auswärts, im anderen Fall umgekehrt) spielen würden? Wir kämen auf 45 Partien und hätten keine Probleme wegen Geografie oder irgendwelcher Platzierungen. Sogar die Härtefälle würden sich in Grenzen halten. Dagegen spricht fast nichts, sicherlich weniger als zum erarbeiteten Plan mit den Platzierungen aus der jeweils vorletzten Saison.
Schade nur, dass unsere Sportart wieder einmal einen komplizierten Modus hat. Gewinnt man so wirklich neue Anhänger?