Wie ich es sehe - Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Das „Saisonsoll“ der Liga, einen einzigen Trainer zu
entlassen, ist seit heute erfüllt, wenn man sich sarkastisch ausdrücken will.
Denn die Füchse Duisburg trennten sich in beiderseitigem Einvernehmen von
Dieter Hegen. Die geschlossene Gesellschaft, die Trennungen von Bandenchefs
während der Spielzeit kaum noch kennt (sicherlich kein schlechtes Zeichen),
verzeichnete in der Vorsaison lediglich einen Wechsel. Bei den Hamburg
Freezers, ohnehin ein Kapitel für sich, kam seinerzeit Bill Stewart für Mike
Schmidt, der als Spieler wesentlich mehr Erfolg hatte denn als Übungsleiter.
Wechsel der Chefcoaches oder gar Hinauswürfe gelten nicht
mehr als zeitgemäß. Im Sommer mussten sich die Fans mit Slavomir Lener
(Düsseldorf) und Rick Adduono (Iserlohn) lediglich zwei neue Gesichter und
Namen merken. Ansonsten blieb alles bei den Alten. Und deswegen ist ein
Trainerwechsel in unserer höchsten Liga etwas ganz Besonderes. Dass es darüber
hinaus auch noch den einstigen Weltklassestürmer Didi Hegen erwischte, der in
seiner sechsten Saison bei den Duisburgern an der Bande stand, ist weiß Gott
nicht stinknormal. Die Verantwortlichen, allen voran Alleingesellschafter Ralf
Pape, wussten von den Qualitäten, aber auch von den Defiziten des gebürtigen
Kaufbeurers. Was hat sie bewogen, in der noch frühen Saison die Pferde zu
wechseln und das Gespann Fritzmeier/Mühlenhaus gegen Hegen/Schmid zu tauschen?
Pape meldete sich heute aus dem fernen Mallorca. „Wir hatten
drei Center an der Angel, darunter Jesse Niinimäki, und einen Verteidiger. Es
hat aus verschiedenen Gründen bei keinem mit der Verpflichtung geklappt.
Deswegen werden wir auf dem Spielersektor bis Anfang November
höchstwahrscheinlich nichts mehr unternehmen. Wir haben nicht schlecht
gespielt, sind aber zur Auffassung gekommen, dass wir etwas unternehmen müssen.
Daher haben wir uns gestern alle zusammengesetzt und sind zu dem Schluss
gekommen, dass wir uns von Didi und seinem Co Udo Schmid trennen und unseren
Manager Franz Fritzmeier als Cheftrainer installieren.“ Bis zur Deutschland-Cup-Pause
Anfang November wolle man in Duisburg, so Pape weiter, ein Fazit ziehen und
sehen, wie es anschließend weitergehe. Vorrangig geht es darum, Platz zehn
nicht aus den Augen zu verlieren.
Das Timing ist trotz der frühen Phase in der Spielzeit
sicherlich nachzuvollziehen. Vor den Duisburgern liegen in den nächsten
Begegnungen Aufgaben, die bei optimalem Verlauf zu meistern sind. Zweimal
Wolfsburg, je einmal Krefeld und Iserlohn heißen vier Gegner der nächsten fünf
Spiele. Dazu kommt, dass Fritzmeier als Kurzzeitcoach keine schlechte
Reputation genießt. Bei den Krefeld Pinguinen verließ er in der Saison
2004/2005 als Interimscoach mit seiner Truppe in sechs Partien viermal als
Sieger das Eis.
Natürlich ist Skepsis angebracht, ob sich der Erfolg
einstellt. Schließlich handelt es sich bei Duisburg um ein Team, was seit der
Aufnahme (ich vermeide das Wort „Aufstieg“) in die DEL stets die Rote Laterne
in den Händen hielt oder sich zumindest in Sichtweite davon befand. Aber
vielleicht bewirkt der umtriebige Isarwinkler einen Schub und führt die Füchse
aus ihrem Bau (mit Blick auf die Zustände in der Halle auch als Feuchtbiotop zu
bezeichnen) heraus.
Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, dass Pape richtig
gehandelt hat. Wenn schon Trainerwechsel, dann jetzt und nicht später, wenn
ohnehin kaum noch etwas zu retten ist. Dass Fritzmeier keine leichte Aufgabe
hat, weiß er selbst. Schade nur um Dieter Hegen, dem keine lange
Arbeitslosigkeit zu gönnen sei.
Werner Nieleck