Wie ich es sehe - Die Hockeyweb-Kolumne von Werner Nieleck
Geschäftsführung und Management der Iserlohn Roosters haben
am Dienstag Verteidiger Luke Sellars fristlos entlassen. Der 26-jährige
Kanadier gehört nicht länger zum Team der Sauerländer und hat bereits die
Heimreise angetreten.
„Wir haben Luke Sellars eine Chance gegeben, seine Karriere
am Seilersee fortzusetzen“, so Roostersmanager Karsten Mende. Leider sei er
nicht in der Lage gewesen, die dazu notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.
„Luke hat uns enttäuscht, indem er eine Grenze überschritten hat, die er in keinem
Fall hätte überschreiten dürfen“, unterstreicht Mende.
„Wir haben immer mit der Möglichkeit gerechnet, haben
allerdings inständig gehofft, dass diese Situation nicht eintreten wird“,
bedauert Mende. Die Iserlohn Roosters werden zu den Gründen für die fristlose
Entlassung keine weitere Stellungnahme abgeben.
Das ist der Wortlaut einer Pressemitteilung, die am Dienstag
die Redaktionen per E-Mail erreichte. Der Kanadier Sellars, der in der letzten
Saison lediglich 13 Spiele in der unbedeutenden UHL in Danbury absolvierte,
hatte es während seiner ganzen Laufbahn nicht so sehr mit Zurückhaltung
außerhalb der Eisfläche. Da flogen schon mal die Fäuste, und hineingespuckt hat
der 1,85 m große Bursche aus Toronto, der immerhin vor acht Jahren als Nummer
zwei von Atlanta gezogen wurde, in die hochprozentigen Getränke auch nicht.
Somit musste sich schon nach dem Duisburger Stürmer Jade
Galbraith der zweite Kontingentspieler aus der höchsten deutschen Liga
verabschieden. Doch war die Entwicklung bei beiden Cracks nicht vorauszusehen?
Hätten die Manager oder andere Verantwortlichen nicht die Alarmglocken hören
müssen, bevor sie den Schritt zur Lizensierung unternahmen? Iserlohns Manager
Karsten Mende, während seiner aktiven Laufbahn sogar Nationalverteidiger, mag
sich wegen seiner Gutmütigkeit selbst geohrfeigt haben. Egal jetzt: Sowohl der
Spieler als auch die Kontingentstelle sind weg; es darf weiter gesucht werden.
In Duisburg lag die Sache ein wenig anders. Im Falle Jade
Galbraith, der seine Degradierung in die vierten Reihe völlig emotionslos
hinnahm und keine Lust zum Kämpfen verspürte, waren „nur“ sportliche Gründe
Ausschlag gebend. Immerhin hatten auch dort die Verantwortlichen genügend Zeit,
die Entscheidung rechtzeitig reifen zu lassen. Galbraith, in Diensten des
damaligen Oberligisten SC Riessersee mit 117 Punkten in 55 Partien der
Vorsaison Scorerkönig der gesamten Liga, konnte sich an die raue Luft in der
DEL nicht gewöhnen. Verwunderlich nur, dass er während der Entscheidungsphase
eine Menge Zweikämpfe verlor, Manager Franz Fritzmeier und seine Getreuen auf
diese Defizite quasi nachdrücklich hinwies, trotz allem einen Vertrag bekam.
Was im Falle Duisburg darüber hinaus nachdenklich stimmen
muss: In der wöchentlichen Pressekonferenz verlautete kein Sterbenswörtchen
über den Hinauswurf Galbraiths. Erst nachdem sich die Medienvertreter in ihre
Autos schwangen, ging die Mitteilung hinaus. Profihafte Zusammenarbeit sieht
sicherlich anders aus!
Ich hoffe nur, dass wegen dieser Vertragsauflösungen keiner
nach einer „Probezeit“, von sagen wir, drei Monaten schreit. Erstens haben die
„Einkäufer“ Zeit genug, ihren Goldschatz zu testen, und zweitens besitzen wir
schon mehr als genug Kontingentspieler in unserer höchsten Liga. Vielleicht
sollten die Manager ein bisschen mehr Obacht geben und Vorsicht walten lassen,
bevor die Namenszüge unter das Papier mit den hohen Beträgen gesetzt werden.
Werner Nieleck