Wie ich es sehe - Die Hockeyweb Kolumne von Werner Nieleck

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Jeder redet davon: Thomas Eichin, Geschäftsführer der Kölner

Haie, hat laut gedacht und dabei den Auf- und Abstieg sowie eine Verkleinerung

der Liga in Betracht gezogen. Der Ex-Fußballer und Seiteneinsteiger rannte

damit keineswegs offene Türen ein, sondern kollidierte mehr oder weniger mit

einer Wand von Gegenstimmen. So äußerte sich Duisburgs Manager Franz Fritzmeier

in folgendem Brief, den ich ungekürzt wiedergebe:

 „Solche ´brisanten´ Diskussionsthemen sind aus meiner Sicht

definitiv zuerst innerhalb der Liga zu führen! Das sollte auch jemand wie

Thomas Eichin wissen, der sich ja gerne als einer der Vordenker der Liga sieht,

dies jedoch stilmäßig scheinbar nicht in die Reihe bringt. Aus unserer Sicht

ist es absolut unverständlich und auch unverantwortlich, ein so in seiner

Tragweite gar nicht absehbares wichtiges Thema, ohne Absprache in den Medien zu

publizieren. Wir verwahren uns entschieden gegen diese plumpe und populistische

Vorgehensweise und werden mit allem Nachdruck darauf drängen, dieses Thema zum

Inhalt der anstehenden Gesellschafterversammlung zu machen.

Wir, die ´Füchse Duisburg´, sicher einer der Clubs, die Herr

Eichin als klein und für sich als unnütz einstuft, arbeiten genauso hart wie

die Haie, bezahlen genauso pünktlich unsere Rechnungen und geben genauso immer

unser Bestes! Wozu wir uns darüber hinaus bemühen ist, dass wir immer

versuchen, unserem Gegenüber Respekt zu erweisen, was uns in diesem Fall von

den Haien in Person des Herrn Thomas Eichin unterscheidet. Mit sportlichen

Grüßen. EV Duisburg ´Die Füchse´ GmbH. Franz Fritzmeier. Sportlicher Leiter.“

Zugegeben, es ist kein guter Stil, wenn man etwas

herausposaunt, was zunächst im stillen Kämmerlein mit den anderen

Gesellschaftern der Liga hätte ausgebrütet werden müssen. Aber eines ist doch

klar: Erstens muss der Auf- und Abstieg wieder eingeführt werden! Es ist erst

ein paar Monate her, dass sich praktisch jeder gegen diesen nordamerikanischen

Unsinn, der in Europa keine Freunde hat, wehrte. DEL-Geschäftsführer Gernot

Tripcke war damals in arger Erklärungsnot. Zweitens ist unsere Liga zu

aufgebläht. Denn wir vergessen immer wieder eines: Unsere DEL ist nach wie vor

ein Tummelplatz für Ausländer. Genau darin unterscheidet sich das Eishockey in

Deutschland von allen anderen europäischen Top-Nationen, mit denen wir uns so

gern messen (wollen). Eishockey ist in allen anderen Ländern (mit Ausnahme der

Schweiz, die aber eine strenge Kontigentierung hat) Volkssport. Einheimische

Cracks überwiegen in allen Teams, nur nicht bei uns.

 Ich habe noch heute die dunkle Bärenstimme des damaligen

Trainers der Revier Löwen Oberhausen, Gunnar Leidborg (jetzt in der zweiten

Liga beim ETC Crimmitschau tätig), im Ohr, als ich ihn nach der Bedeutung des

Derbies gegen Essen fragte. „Was ist das für ein Derby, wenn zehn Russen gegen

zehn Tschechen spielen?“ antwortete er. So ist es mehr oder weniger immer noch.

Wenn wir in der nächsten Saison 16 Klubs haben, stehen 60

Punktspiele an. Ich glaube nämlich nicht, dass eine geografische Einteilung

vorgenommen wird, die eine Reduzierung der Punktspiele zur Folge hat. Wenn wir

tatsächlich unsere relativ schwachen Kräfte bündeln wollen, ist schon allein

aus sportlicher Sicht eine Reduzierung nicht nur der Ausländerstellen, sondern

auch der Vereine vonnöten. Ich hatte mich bei Einführung der DEL vor 13 Jahren

schon gewundert, wie eine Nation wie Deutschland 16 Vereine in der höchsten

Klasse ins Rennen schicken kann. Damals durften nur zwei Ausländer pro Verein

eingesetzt werden. Das hieß, dass jeder Deutsche, der einigermaßen geradeaus

laufen konnte, übertrieben gesagt, einen DEL-Vertrag bekam. Nach ein paar

Jahren ging es in die andere extreme Richtung.

Die Anzahl der Vereine blieb mehr oder weniger nach dem

Faust´schen Motto: „Die Geister, die du gerufen hast, wirst du nicht mehr los!“

Man hätte sie loswerden können, diese zumindest für Herrn Eichin offenbar bösen

Geister. Doch wo waren die Gegenstimmen bei der Aufnahme (ich sage nicht

Aufstieg) zum Beispiel im Falle Wolfsburg, Duisburg, Straubing und jetzt wieder

Wolfsburg?


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