Wie ich es sehe - Die Hockeyweb Kolumne von Werner Nieleck
Jeder redet davon: Thomas Eichin, Geschäftsführer der Kölner
Haie, hat laut gedacht und dabei den Auf- und Abstieg sowie eine Verkleinerung
der Liga in Betracht gezogen. Der Ex-Fußballer und Seiteneinsteiger rannte
damit keineswegs offene Türen ein, sondern kollidierte mehr oder weniger mit
einer Wand von Gegenstimmen. So äußerte sich Duisburgs Manager Franz Fritzmeier
in folgendem Brief, den ich ungekürzt wiedergebe:
„Solche ´brisanten´ Diskussionsthemen sind aus meiner Sicht
definitiv zuerst innerhalb der Liga zu führen! Das sollte auch jemand wie
Thomas Eichin wissen, der sich ja gerne als einer der Vordenker der Liga sieht,
dies jedoch stilmäßig scheinbar nicht in die Reihe bringt. Aus unserer Sicht
ist es absolut unverständlich und auch unverantwortlich, ein so in seiner
Tragweite gar nicht absehbares wichtiges Thema, ohne Absprache in den Medien zu
publizieren. Wir verwahren uns entschieden gegen diese plumpe und populistische
Vorgehensweise und werden mit allem Nachdruck darauf drängen, dieses Thema zum
Inhalt der anstehenden Gesellschafterversammlung zu machen.
Wir, die ´Füchse Duisburg´, sicher einer der Clubs, die Herr
Eichin als klein und für sich als unnütz einstuft, arbeiten genauso hart wie
die Haie, bezahlen genauso pünktlich unsere Rechnungen und geben genauso immer
unser Bestes! Wozu wir uns darüber hinaus bemühen ist, dass wir immer
versuchen, unserem Gegenüber Respekt zu erweisen, was uns in diesem Fall von
den Haien in Person des Herrn Thomas Eichin unterscheidet. Mit sportlichen
Grüßen. EV Duisburg ´Die Füchse´ GmbH. Franz Fritzmeier. Sportlicher Leiter.“
Zugegeben, es ist kein guter Stil, wenn man etwas
herausposaunt, was zunächst im stillen Kämmerlein mit den anderen
Gesellschaftern der Liga hätte ausgebrütet werden müssen. Aber eines ist doch
klar: Erstens muss der Auf- und Abstieg wieder eingeführt werden! Es ist erst
ein paar Monate her, dass sich praktisch jeder gegen diesen nordamerikanischen
Unsinn, der in Europa keine Freunde hat, wehrte. DEL-Geschäftsführer Gernot
Tripcke war damals in arger Erklärungsnot. Zweitens ist unsere Liga zu
aufgebläht. Denn wir vergessen immer wieder eines: Unsere DEL ist nach wie vor
ein Tummelplatz für Ausländer. Genau darin unterscheidet sich das Eishockey in
Deutschland von allen anderen europäischen Top-Nationen, mit denen wir uns so
gern messen (wollen). Eishockey ist in allen anderen Ländern (mit Ausnahme der
Schweiz, die aber eine strenge Kontigentierung hat) Volkssport. Einheimische
Cracks überwiegen in allen Teams, nur nicht bei uns.
Ich habe noch heute die dunkle Bärenstimme des damaligen
Trainers der Revier Löwen Oberhausen, Gunnar Leidborg (jetzt in der zweiten
Liga beim ETC Crimmitschau tätig), im Ohr, als ich ihn nach der Bedeutung des
Derbies gegen Essen fragte. „Was ist das für ein Derby, wenn zehn Russen gegen
zehn Tschechen spielen?“ antwortete er. So ist es mehr oder weniger immer noch.
Wenn wir in der nächsten Saison 16 Klubs haben, stehen 60
Punktspiele an. Ich glaube nämlich nicht, dass eine geografische Einteilung
vorgenommen wird, die eine Reduzierung der Punktspiele zur Folge hat. Wenn wir
tatsächlich unsere relativ schwachen Kräfte bündeln wollen, ist schon allein
aus sportlicher Sicht eine Reduzierung nicht nur der Ausländerstellen, sondern
auch der Vereine vonnöten. Ich hatte mich bei Einführung der DEL vor 13 Jahren
schon gewundert, wie eine Nation wie Deutschland 16 Vereine in der höchsten
Klasse ins Rennen schicken kann. Damals durften nur zwei Ausländer pro Verein
eingesetzt werden. Das hieß, dass jeder Deutsche, der einigermaßen geradeaus
laufen konnte, übertrieben gesagt, einen DEL-Vertrag bekam. Nach ein paar
Jahren ging es in die andere extreme Richtung.
Die Anzahl der Vereine blieb mehr oder weniger nach dem
Faust´schen Motto: „Die Geister, die du gerufen hast, wirst du nicht mehr los!“
Man hätte sie loswerden können, diese zumindest für Herrn Eichin offenbar bösen
Geister. Doch wo waren die Gegenstimmen bei der Aufnahme (ich sage nicht
Aufstieg) zum Beispiel im Falle Wolfsburg, Duisburg, Straubing und jetzt wieder
Wolfsburg?