Wie ich es sehe - Die Hockeyweb Kolumne von Werner Nieleck
Sommer 2007: Ein selbstbewusster Haie-Chefcoach Doug Mason
erläutert den rund 40(!) Medienvertretern während der schon traditionellen Pressekonferenz,
die stets vor dem offiziellen Fototermin stattfindet, die Vorzüge seiner
Mannschaft und gibt Einblick in seine Prognosen bezüglich der anstehenden
Spielzeit. Mason hat vier Titelfavoriten präsent. Meister Mannheim, („die
Mannheimer haben nur zwei neue Spieler und außer Robinson alles behalten“),
Düsseldorf, („sie haben sich vor allen Dingen in der Defensive mit Peter
Ratchuk und Andy Hedlund gut verstärkt“), Hamburg („sie haben ihre Schwächen im
Powerplay an der blauen Linie ausgebügelt") und natürlich „seine“ Haie („wir
haben in Intelligenz und Technik zugelegt und müssen zehn bis 15 Tore mehr
schießen als in der Vorsaison“). Der Mann mit den zwei Staatsangehörigkeiten
(niederländisch und kanadisch) hat offenbar den Sprung vom Übungsleiter eines
Außenseiterklubs in die Beletage der DEL-Trainergilde geschafft.
Dabei fing alles nicht gerade optimal für den Mann mit dem
Don-Camillo-Aussehen an. Als Notstopfen musste er vor rund neun Jahren in
Krefeld herhalten, als der eigentlich schon unter Vertrag stehende finnische
Erfolgscoach Alpo Suhonen, den der damalige Manager Rüdiger Noack stolz während
der WM in der Schweiz präsentierte, sich Richtung NHL veränderte und den
Rheinländern das Nachsehen gab. Für den Weltbürger Suhonen kam einer, der zwar
in Kanada geboren wurde, die allermeiste Zeit seiner Karriere in den
Niederlanden verbrachte, und zwar sowohl auf dem Eis, als auch an der Bande.
Und das Oranje-Team gehört nun bestimmt nicht zu den besten Adressen in der
Eishockey-Welt. Daher wurde Mason, der auch noch zu allem Überfluss mit Tommie
Hartogs einen Landsmann im Gepäck hatte, in Krefeld nicht gerade mit offenen
Armen empfangen, und es dauerte lange, bis der Mann mit dem Rudi-Carell-Deutsch
von den meisten schwarz-gelben Verantwortlichen akzeptiert wurde. Dass er
hinterher (zusammen übrigens mit seinem Vorgesetzten Noack) entlassen wurde,
hatte weiß Gott nichts mit den fehlenden Qualitäten von Doug Mason zu tun. Denn
als sich Stammtorwart Roger Nordström verletzte und vom 42-jährigen Oldtimer
Karel Lang ersetzt werden musste, war in Masons dritter Saison der
Play-off-Platz und sein Arbeitsplatz in der Seidenstadt dahin.
Die Iserlohner zögerten lange, bis sie, aufgeschreckt durch
den Fehlgriff mit Dave Whistle (Whistle heißt bekanntlich „Pfeife“), zu Anfang
der Saison 2003/4 auf den akribischen Arbeiter zurückgriffen, der den
Sauerländern schon vorher von Fachleuten empfohlen wurde. Mit seinem Engagement
in Köln vor einem Jahr eröffnete sich ihm eine neue Welt, denn schließlich
zählte das Umfeld in Krefeld und Iserlohn die Siege, während in der Domstadt,
entsprechend der allgemeinen Erwartungshaltung, nur die Niederlagen von Belang
sind.
Der Ehemann einer Krankenschwester, der von seiner Frau Mia
einmal sagte, dass sie ihren Beruf beibehalten solle, weil er nicht wüsste, wie
lange er Trainer bleiben kann, hat eine Menge in seiner DEL-Laufbahn
hinzugelernt. Als ihn einmal während einer Pressekonferenz ein Besserwisser mit
einer entsprechenden Bemerkung störte, war er sich nicht zu fein, um mit
blanken Fäusten diese Person zu attackieren. Nur mit Mühe konnte der
aufgebrachte Mason zurückgehalten werden, sein boxerisches Können zu
demonstrieren. Diese Zeiten sind längst vorbei, und der Haie-Coach kämpft jetzt
mehr mit den Sprechwerkzeugen als mit den Fäusten.
Als ich ihn in der Vorsaison während eines DNL-Matches auf
der Tribüne traf, ließen wir die Dienstzeiten seiner Kollegen Revue passieren.
„Mensch, Werner, ick ben hinter Hans (Zach/Anm.d.Red.) die Nummer zwei“,
entfuhr es ihm. Wer weiß, wohin der Weg des Mannes aus Sudbury (Provinz
Ontario) noch führen wird.
Werner Nieleck - Foto by City-Press