Wie ich es sehe
Auflösung des Hockeyweb-GewinnspielsMitten in die sogenannte
Sauregurkenzeit platzte ind er Vorwoche die Meldung von zwei Trainerwechseln und
sorgte so endlich mal wieder für überdurchschnittlichen Gesprächsstoff. Der
US-Amerikaner Don Jackson übernimmt den Job von Pierre Pagé bei den Eisbären
Berlin, die in der Vorsaison für den Flop des Jahres sorgten (nach zwei
Meistertiteln nicht einmal für die Play-offs qualifiziert), und der Tscheche
Slavomir Lener hat in Düsseldorf als Jackson-Nachfolger an der Bande das
Sagen.
Don Jackson, der eher an einen
Farmer des Mittelwesten erinnert als an einen Sportlehrer, betritt mit dem
Wellblechpalast in Hohenschönhausen gewohntes Terrain, hospitierte er (wie sich
die Pressestelle ausdrückt) doch bereits seinerzeit in
unserer Hauptstadt. Jackson ist es durchaus zuzutrauen, dass er die
Anschutz-Truppe wieder auf Vordermann bringt und für frischen Wind sorgt.
Anders verhält es sich mit
Slavomir Lener, der sowohl bei den Weltturnieren 2003 (Finnland) sowie 2004
(Tschechien) alleinverantwortlich an der Bande des Mannschaft seines
Heimatlandes stand. Lediglich die Plätze vier bzw. fünf standen am Ende für die
Cracks aus Böhmen, Mähren und Schlesien zu Buche. Wer erinnert sich nicht an den
US-Boy Andy Roach, der mit seinem Penalty in der ausverkauften und brandneuen
Prager Saska-Arena für das vorzeitige Ausscheiden der Tschechen sorgte? Bei
Leners früheren Engagements hatte der vor zwei Jahren tödlich verunglückte Ivan
Hlinka als Primus inter Pares das Sagen. Trotzdem: Lener ist eine schillernde
Figur. Wer kann schon von sich behaupten, dass er als Ausländer den Job eines
Assistenzcoaches in der NHL bekleiden darf? Und dafür, dass die DEL für den
52-jährigen Mann, der englisch wie ein Kanadier spricht, für ihn Neuland ist,
hat er nur ein müdes Lächeln. „Die Ligen ändern sich in ihrer Struktur ständig,
das bedeutet für mich kein Problem. Außerdem habe ich Mike Schmidt als ´Co´an
meiner Seite, der lange Jahre in Düsseldorf als Spieler tätig war und die Liga
als Chef- sowie Assistenztrainer bestens kennt. Nachdem ich von der NHL wieder
nach Hause kam, war mir die tschechische Extraliga auch fremd geworden. Als ich
vor zwei Jahren nach Schweden ging, war mir dort fast nichts vertraut“, winkt er
ab.
Einen Seitenhieb auf die DEL
konnte sich der neue DEG-Coach, der sich über das zahlreiche Erscheinen der
Pressevertreter wunderte, nicht
verkneifen. „In meinem Land trainieren wir in den Monaten Mai und Juni. Hier ist
alles in Urlaub“, grinste er. Zur Pressekonferenz am letzten Montag schleppte Lener,
der selbst für eine lockere Atmosphäre sorgte, übrigens einen Stuhl in den Raum,
bevor er von Manager Lance Nethery auf seinen Platz gelotst wurde. Ihm ist es
durchaus zuzutrauen, dass er in der kommenden Saison recht fest auf diesem
Möbelstück sitzen wird und dem Druck, der in Düsseldorf bekanntlich groß ist,
standhält.
Und da wir gerade von Trainern
reden: Schön, dass mit den Oberbayern Hans Zach (Hannover) und Toni Krinner
(Wolfsburg), dem Allgäuer Dieter Hegen (Duisburg) und dem Sudetendeutschen Erich
Kühnhackl (Straubing) immerhin ein ganzes Quartett von Übungsleitern an der
Bande steht, das in unserem Land fast ausschließlich schon als Spieler tätig war
und mit Ausnahme von Erich Kühnhackl innerhalb unserer Grenzen geboren wurde.
Wenngleich auch darunter drei Vereine sind (Straubing als Neuling des Vorjahres,
Duisburg als Dauerschlusslicht und Wolfsburg als Wiederaufsteiger), die
sicherlich nicht zur Crème des DEL-Eishockeys gehören und gewissermaßen
lediglich die Beilagen des „DEL-Hauptmenüs“ bilden, so erscheint mir dies immer
noch besser als ein fader Eintopf in unserer mit zu vielen Ausländern besetzten
Vorzeigeliga.
Ein Kommentar von Werner Nieleck