Wesslau ganz allein gegen München langt nichtRückblick auf das erste Duell zwischen Red Bulls und Haien
„Offence wins games, defence wins championships!“ – an dieser Maxime hielten die Kölner Haie im ersten Spiel der Halbfinal-Serie gegen den Hauptrundenersten EHC Red Bull München wie zuvor gegen Rekordmeister Eisbären Berlin konsequent fest. Den Raum ums eigene Tor machten sie konsequent – gegen die deutlich frischeren Münchner auch notgedrungen – sehr eng, und dahinter stand ja immer noch der große Rückhalt Gustaf Wesslau: Sicher mit der Fanghand, schnell mit dem Schoner und mit einer Seelenruhe, auch wenn zwei, drei Spieler direkt vor ihm um jeden Zentimeter Eis rangelten. Ernsthaft nach vorne spielten die Haie eigentlich nur, wenn sich eine echte Konterchance bot. Damit hatten sie im ersten Drittel Erfolg und nutzten gleich ihre erste Chance zur Führung durch Marcel Ohmann – natürlich nach einem Konter, ähnlich wie italienische Fußballmannschaften in der Blütezeit des Catenaccio. Dass Statistiken nicht immer eigenhändig gefälscht werden müssen, zeigen die Zahlen der ersten Drittels: 20 Torschüsse brachten die überlegenen Münchner an. Demgegenüber standen nur acht der Kölner – aber eben der eine, der über die Linie ging.
Ein Doppelschlag – und dann macht’s Wolf wie ein schlauer Fuchs
Nach 25 Minuten gingen jedoch die Münchner durch einen Doppelschlag innerhalb von drei Minuten in Führung. Ein abgefälschter Pass und eine schnelle Kombination nach Abpraller von der Bande genügten. Köln zeigte danach, dass sie auch Offensive können – aber Frankie Mauer traf kurz vor Ende des zweiten Drittels zum dritten Mal für die Gastgeber. Die Überlegenheit der Münchner schlug sich erneut in der Torschuss-Statistik nieder: 37:17 für die Münchner Bullen – nach zwei Dritteln!
Im Schlussabschnitt demonstrierte EHC-Kapitän Michael Wolf, wie man einen Penalty schießt: Erst lief er extrem schnell an wie bei einem Konter, bremste dann fast in den Stand ab und zockte schließlich Wesslau mit der Rückhand aus. Kurz vor Schluss traf erneut Mauer ins leere Tor – der Rest war Jubel: „Wir genießen jetzt den ersten Sieg, ab morgen bereiten wir uns vor auf das Spiel in Köln, da freuen wir auf eine volle, laute Halle. Ich mag es, wenn sich was rührt – ob Jubel oder Pfiffe, ist mir wurscht“, sagte EHC-Verteidiger Konrad Abeltshauser direkt nach dem Spiel. Mia san mia on ice! Doppeltorschütze Frank Mauer sah das starke Laufspiel und die Fitness der Münchner als einen wichtigen Faktor – und die mannschaftliche Geschlossenheit: „Mads (Christensen) war beim letzten Tor so freundlich, mir den Puck zu überlassen!“
Köln muss seinen Weg in die Serie finden, München sein Spiel beibehalten
Nicht zufrieden war naturgemäß Haie-Coach Cory Clouston: „München hat von Beginn sehr solide gespielt. Sie hatten fünf Tage Pause, haben viel Druck auf unser Tor gebracht – und wir waren nach nur 24 Stunden Regeneration im ersten Drittel lange Zeit emotional nicht im Spiel. Diese Serie wird noch eine große Herausforderung. Aber wir sind in diesen Play-offs immer wieder zurückgekommen, auch wenn wir nicht so gut gespielt haben – und das müssen wir bis Freitag schaffen.“
Abhaken und immer weiter machen heißt es also vor dem Spiel am kommenden Freitag in Köln, in dem die Haie-Defensive ihren Keeper ein wenig mehr entlasten muss, um die Serie vor heimischem Publikum auszugleichen. Wenn die Münchner aber weiter so konsequent Scheiben zum Tor bringen (52:26 Torschüsse waren es am Ende) und sich so viele gute Chancen erarbeiten, wird es sehr schwer, den Hauptrunden-Ersten aus München zu bezwingen. Münchens Stadion-Sprecher Stefan Schneider erinnerte bereits vorsichtig an meisterliche Zeiten aus der Barons-Ära. Und so ganz abwegig erscheint das nach diesem äußerst überzeugenden Auftritt im ersten Halbfinale nicht.