Wenn Zahlen lügen
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in Mannheim„Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“ Diese mutige Politikerweisheit wird dem ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill zugeschrieben. Andere kluge Leute behaupten nicht ohne Grund, mit Zahlen von Statistiken lasse sich alles und gleichzeitig nichts beweisen. Woran sicher etwas, vielleicht sogar eine Menge Wahres ist. Dabei muss man den Bereich Eishockey nicht unbedingt ausklammern. Okay, Tore und Strafminuten sind verbürgt, Schüsse aufs Tor kann man noch vergleichsweise korrekt zählen. Bei den Zuschauerzahlen, die veröffentlicht werden, gehen die Meinungen schon mal auseinander. Ein noch besseres Beispiel, bei dem Vorsicht angesagt ist, sind die Zahlenreihen der Etats, die Jahr für Jahr durch die Medien geistern. Da wird dann vom angeblichen Krösus gesprochen, im Gegenzug der Verein bzw. die GmbH gelobt, die mit den wenigsten Mitteln auskommt. Alles scheinbar Fakten. Aber eben nur scheinbar.
Gernot Tripcke, der DEL-Chef, schmunzelt erkennbar amüsiert, wenn man ihn fragt, wie ernst denn die Zahlen zu nehmen seien, die die Klubs veröffentlichen. „Keine einzige stimmt“, sagt er. Schließlich muss er es wissen, denn beim alljährlichen Lizenzierungsverfahren erhält er Einblick in den Ist-Zustand der Eishockey-Unternehmen seiner Liga. Natürlich gibt er die tatsächlichen Zahlen nicht heraus – dazu ist er nicht befugt, ein typischer Fall von Datenschutz.
Erwiesen ist: Bei diesen öffentlich gemachten Vergleichen werden in vielen Fällen die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen verglichen. Hier geht es offenbar um den Gesamtetat, dort um den der Mannschaft. Die eine GmbH verkauft die Tickets in Eigenregie, die andere über den Hallenbetreiber, woraus sich unterschiedliche Abrechnungs-Modalitäten entwickeln. Hier sind geldwerte Vorteile wie Wohnung und Auto korrekt eingerechnet, dort werden sie von draußen finanziert. Und zuweilen geht es sogar mit netto und brutto hübsch durcheinander. Damit nur ja keiner von draußen den Durchblick hat.
Woraus sich die Frage ergibt: Warum werden eigentlich nicht die echten Zahlen veröffentlicht? Schließlich wird Eishockey längst offiziell als Profisport betrieben. Offenbar will sich aber keiner von der Konkurrenz in die Karten gucken lassen, am Geld scheiden sich auch hier die Geister. Man denkt unwillkürlich an die aktuelle Diskussion um die Managergehälter. Gegen die sind die ganzen Etats der Klubs im Grunde aber nur kleine Fische. Die könnte man doch gut dorthin stecken, wo sie hingehören: ins gläserne Aquarium, so dass jeder Einblick hätte.
Dennoch ist es nicht schwer vorauszusagen, dass so etwas in absehbarer Zeit nicht geschehen wird. Wetten, dass..?
(Ulf May)