„Wenn Du nicht hart arbeiten willst, dann wollen wir Dich nicht!“In zweiter Reihe – die Co-Trainer der DEL
Herr Pyka, sie sind jetzt schon einige Jahre in Krefeld. Zunächst als Spieler und nun als Co-Trainer. Ist Krefeld Ihre neuen Heimat?
Reemt Pyka: Zwischen meiner aktiven Zeit und meiner Zeit als Co-Trainer lagen ja einige Jahre und da war ich in Augsburg, Bad Nauheim und Bremerhaven. Aber es stimmt, ich bin hier in Krefeld heimisch geworden. Seit 1992 bin ich jetzt mit meiner Familie hier. Das Umfeld, die Pinguine sind familiär und ich fühle mich hier sehr wohl. Die Pinguine sind halt mein Verein.
Oftmals fragt man sich: Was macht eigentlich ein Co-Trainer?
Reemt Pyka: Wir haben in Krefeld nicht die große Anzahl an Trainern wie andernorts, wir sind eine kleine Familie. So fallen natürlich viele Dinge an die wir drei, also Rick Adduono, Rüdiger Noack und ich zusammen machen. Das sind Spielpläne, Reisepläne die morgendlichen Einheiten. Diese Einheiten wie z.B. Krafttraining leite ich genauso wie das Treppenlaufen oder Fahrradfahren nach dem Spiel. Es ist nicht wenig, aber es macht Spaß. Während des Spiels und in den Pausen tauschen Rick und ich uns aus. Meistens ist es so, dass Rick die Stürmer coacht und ich die Verteidiger. Im Bereich der Videoanalysen arbeite ich viel für Rick vor.
Sie sind länger hier als der Cheftrainer. Was schätzt Rick Adduono an Ihnen?
Reemt Pyka: Wir harmonieren sehr gut. Über die Jahre hinweg haben wir uns gut kennengelernt, wir sind befreundet und telefonieren sehr viel. Er übergibt mir sehr viele Aufgaben, er vertraut mir und so macht es natürlich Spaß mit ihm zu arbeiten.
(Rick Adduono betritt den Raum und Reemt Pyka meint: Fragen Sie ihn doch, was er über mich denkt.)
Herr Adduono, was sagen zu und über Ihren Co-Trainer Reemt Pyka?
Rick Adduono: Remy hat die letzten Jahre sehr viel dazugelernt und wird von Tag zu Tag besser. Er unterstützt mich hervorragend, er macht alles, was ich ihm auftrage. Zudem hat er eine gute Beziehung zu den Spielern. Ich natürlich auch, aber der Assistent ist eben der „Puffer-Mann“. Remy arbeitet nicht mit dem verbissenen Blick im Gesicht, sondern ist ein freundlicher, ein cooler Typ. Die Spieler mögen ihn einfach und wenn ich mit ihm arbeite, dann haben wir eine klare Struktur. Wir sprechen offen über alle Dinge. Er hat seine klare Vorgabe, ich habe meine klare Position. Wir arbeiten nun fast fünf Jahre zusammen und das sehr gut. Wir haben Erfolg, wir arbeiten seriös und mit Spaß zusammen. Ich vertraue Remy mit der Verteidigung. Ich sage dann Remy, was ich ändern möchte, wen ich aufstellen möchte und er macht das. Hier hat er mein vollstes Vertrauen. Ich glaube, das ist für unsere Zusammenarbeit extrem wichtig. Was es natürlich einfacher macht, ist die Tatsache, dass Remy mich nun sehr gut kennt... (lacht)
Herr Pyka, gibt es Ambitionen, dass Sie selber mal der Cheftrainer an der Bande sind?
Reemt Pyka: Ich hatte ja bereits die Gelegenheit, dies zu machen. Die Ambitionen sind natürlich immer da, aber das muss sich zeigen. Derzeit macht es mit Rick richtig Spaß zusammenzuarbeiten und das wird auch mindestens in den nächsten ein oder zwei Jahren noch so sein. Rick schätzt meine Arbeit und wir haben Erfolg. Das steht primär im Vordergrund.
Herr Adduono, was ist der Grund für den Erfolg der Pinguine?
Rick Adduono: Ich glaube, wenn man für ein Team arbeitet, das an den Coach und seine Ideen, seine Vorgaben glaubt, wenn die Organisation in die richtige Richtung läuft und die Spieler ihr Geld verdienen, wenn jeder Tag richtig strukturiert ist, dann gewinnt man Spiele, dann hat man zusammen Erfolg. Dann hat man alles, was man braucht um erfolgreich zu sein. Wenn man Spiele verliert und trotzdem konzentriert weiter arbeitet, alle zusammen weiter machen wie vorher, dann werden die Spiele auch wieder gewonnen.
Jeder kommt jeden Tag gerne zur Arbeit und wir haben Spaß. Keiner kommt zur Arbeit, also zum Training, ohne dass wir an irgendetwas arbeiten, uns irgendwie, irgendwo verbessern wollen. Wenn wir nicht gewinnen, dann suchen und finden wir den Grund dafür und auch einen Weg, um wieder Siege einzufahren. Viele Leute reden über unser kleines Budget. Wir haben wohl neben Düsseldorf den kleinsten Etat, daher brauchen wir Spieler, die hart arbeiten und besser werden wollen. Und wenn man eine neue Mannschaft formt, braucht man auch Glück. Wir haben z.B. Josh Meyers geholt. Niemand kannte Josh Meyers, jetzt ist er einer der besten Spieler. Wir arbeiten hart, um die richtigen Spieler zu finden, oftmals ist das aufgrund des kleinen Budgets nicht einfach. Aber wir suchen einfach solange, bis wir den richtigen Spieler für Krefeld gefunden haben.
Es scheint so, als haben Sie in den letzten Jahren immer die richtigen Spieler gefunden.
Rick Adduono: In fünf Jahren haben wir hier nur einen „Problemspieler“ gehabt und ich hoffe noch immer, dass es ihm gut geht und er zum richtigen Spieler wird. Jeder hier versteht, was zu tun ist, um Erfolg zu haben. Und es ist egal, ob du in einem Unternehmen arbeiten gehst oder hier, es ist dasselbe. Wir haben großartige Gesellschafter und eine super besetzte Geschäftsstelle. Jeder von uns geht den gleichen Weg. In schwierigen Zeiten versuchen wir, einen besseren Weg und Lösungen zu finden. Die Fans respektieren unsere Arbeit jederzeit und erkennen diese durch ihr Kommen und ihre Unterstützung an. Ich habe eine gute Beziehung zu Rüdiger Noack und zu Robert Haake. Auch zu Herrn Schulz und zu den anderen Gesellschaftern. Es passt alles zusammen, wir passen zusammen.
Wir hatten mal eine schlechte Saison. Wir mussten zehn bis zwölf Spieler ersetzen bis Weihnachten und verpassten dadurch die Play-offs. Trotzdem haben wir hart gearbeitet und wollten den Erfolg. Wir haben trotzdem zusammengestanden und versucht, das Beste zu erreichen.
Wir sind nicht mit übermäßigen Fähigkeiten ausgestattet, also müssen wir ein hart arbeitendes Team sein. Das wissen wir und wir wissen auch, wie wir auftreten müssen, um Erfolg zu haben.
Sehr wichtig für unseren Erfolg ist auch unser Physio-Team. Die machen alle einen großartigen Job. Die Spieler lieben Florian, er hat für jedes „Wehwehchen“ eine Lösung.
Wie sieht denn der richtige Spieler für Sie aus, was muss der können, welche Qualitäten muss er mitbringen?
Rick Adduono: Das ist unterschiedlich. Wir haben Spieler nach Krefeld geholt, die in der vierte Reihe in der AHL gespielt haben. Wir haben College-Jungs geholt. Sie kommen zu uns und sie wollen besser werden und schaffen das auch. Wenn ich Spieler verpflichte, dann sage ich immer: „Wenn Du nach Krefeld kommen möchtest, in ein Team, das nicht ganz oben mitspielt, Du dich aber beweisen möchtest, dann komme zu uns. Wenn Du aber nicht hart arbeiten möchtest, dann komme nicht zu uns. Wenn Du nicht besser werden willst und nicht bereit bist, dafür hart zu arbeiten und alles zu geben, dann wollen wir Dich nicht.“ Ich kann das sagen, weil ich schon viele Jahre Coach bin bei Teams, die wenig Geld, aber dafür ganz viel Stolz haben. Bis jetzt wurden immer der Coach und auch das Team im Verlauf des Jahres besser.
Also sind Teamplayer wichtiger als Scorer?
Rick Adduono: Du brauchst aber auch jemanden der die Tore macht. Wenn man keine Spieler hat die Tore schießen, kannst Du nicht gewinnen. Wir holten Adam Courchaine zurück in die DEL und ich sagte zu ihm: „Komm und kämpfe für mich, ich weiß, was Du kannst und ich gebe dir die Möglichkeit, das zu beweisen und zu zeigen.“ Er spielte in der dritten Reihe in Düsseldorf, hier spielt er in der ersten. Kevin Clark war in der vierten Reihe in St. Jones, wir holten ihn zu uns und ich sagte ihm: „Beweise Dich, ich gebe Dir die Chance.“ Oder Josh Meyer und David Fischer, viele Teams wollten David Fischer. Ich habe viele Telefonate mit ihm geführt, und er sagte zu mir: „Vertraue mir, ich werde mich beweisen.“ Bis jetzt spielt er wirklich sehr gut für uns. Oder auch Mark Voakes. Ich holte ihn aus der vierten Reihe in Rochester. Ich sah ihn oft in Nordamerika. Ich mag es, wie er den Puck behandelt.
Ich habe sehr viel gesprochen mit einem Spieler, der mal in Frankfurt spielte. Manchmal kommen Spieler von der AHL in die DEL und kommen einfach nicht zu Recht in der Liga. Sie waren ein Superstar in Amerika und sind dementsprechend auf dem Eis unterstützt werden. Wenn sie hierher kommen als Superstar, müssen sie auf einmal hart arbeiten. Wenn sie das aber nicht tun, dann werden sie kein Star in der DEL.
Was sieht denn Ihre Arbeit aus Herr Adduono?
Rick Adduono: Die Vorbereitung für ein Spiel dauert mindestens fünf Stunden. Wir schauen aufs nächste Spiel, aufs vergangene Spiel - es ist manchmal ein regelrechter Overkill. Aber so bin ich. Ich mag diese Überforderung, weil ich sonst etwas vermissen würde. Und wenn Du auch nur einen Punkt besser machst, dann ist es etwas, was wir geleistet haben. Die Spieler sehen was wir in die kleinen Dinge investieren. Jeder einzelne verbesserte Punkt bedeutet den Spielern eine ganze Menge. Ich auch glaube, dass alle Spieler wissen was harte Arbeit bedeutet.
Eine Menge Leute vermuten, dass ich langfristig plane. Manche Leute vermuten, dass ich kurzfristig plane. Aber ich glaube, wenn man langfristig plant, holt man mehr aus der Sache heraus. Manchmal ist weniger mehr, aber manchmal auch nicht. Wenn wir gewinnen, dann macht das auch richtig Spaß. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Spielern. Wir mögen sie. Ich weiß, nicht jeder Coach kann gemocht werden, und bestimmt mag mich auch nicht jeder Spieler, aber dann weiß ich auch nicht warum. Ich versuche so zu sein, dass mich meine Spieler mögen, weil ich das wichtig finde. Ich frage oft nach der Familie, wie es ihm geht, ob ich ihm helfen kann. Ich möchte, dass jeder einzelne der beste Spieler auf dem Eis ist.
Nun gibt es die DEL2 und wieder Förderlizenzen für die zweite Liga, was sagen sie dazu?
Reemt Pyka: Wir arbeiten ja bereits mit Oberligateams zusammen. Dieses Jahr haben wir die Förderlizenzregelung mit Steve Hanusch in der DEL2 ausprobiert, der für Weißwasser gespielt hat. So muss der Weg sein, dass man den jungen Spielern die verletzt waren oder noch nicht ganz an die DEL heranreichen, möglichst viele Spiele anbieten kann. Die jungen Spieler bekommen dadurch viel Spielpraxis, arbeiten mit guten Trainern zusammen und können sich dementsprechend entwickeln. Ich begrüße das sehr, zumal die Vereine in der zweiten Liga alle sehr gut strukturiert sind.
Vier Trainer waren zwischenzeitlich in Krefeld, aber Reemt Pyka ist immer noch da. Wie kommt das?
Reemt Pyka: Ich hatte ja meine erste Station zusammen mit Igor Pavlov in Bremerhaven. Danach hatte ich großes Glück, mit Jiri Ehrenberger hier arbeiten zu dürfen. Ich schätze ihn als Trainer sehr hoch, er macht in Landshut einen extrem guten Job. Jiri ist ja nicht gefeuert worden, er ist ins Management gewechselt. Dann habe ich ein Jahr mit Igor Pavlov zusammengearbeitet, er wollte sich nach diesem Jahr woanders verwirklichen. Danach kam Martin Jiranek zu uns, der seine erste Cheftraineranstellung hatte. Im Grunde waren es ja hauptsächlich Wechsel nach der Saison. Mit Rick arbeite ich auch schon sehr lange zusammen.
Herr Pyka, abschließend gefragt: Sie waren selber auch Nationalspieler und haben an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilgenommen. Von welchem Spiel, von welchem Turnier erzählen Sie gerne den jungen Spielern?
Reemt Pyka: Das ist nicht so einfach, es waren andere Zeiten. Gerne erinnere ich mich an das Spiel in Garmisch, das wir im Rahmen des ersten World Cup of Hockey gegen die Tschechen gewinnen konnten. Dadurch durften wir nach Kanada und gegen die damaligen Vollprofis spielen. Das ist ein absolutes Highlight, an das man sich gerne erinnert.
Vielen Dank Herr Pyka und Herr Adduono. Weiterhin eine erfolgreiche Saison!