Wenn Bayern feiernSaisonabschluss in Straubing
Die Straubing Tigers verabschiedeten sich von ihren Fans. (Foto: Heribert Böckl)Die Tigers sind es dieses Saison schon gewohnt, man trat auch diesem Event nicht in Bestbesetzung an. Tyler Beechey fehlte, da er frisch operiert ist. Laurent Meunier ist bereits bei der französischen Nationalmannschaft. Für das deutsche Team spielten zur selben Zeit Florian Ondruschka, Benedikt Brückner, Berny Keil und René Röthke. Bei der Trikotversteigerung von Letzterem gab es dann aber eine mittlere Sensation. Denn mit 650 Euro war es nicht Downs oder Bacashihuas Trikot, das den Höchstpreis erzielte, sondern das von Röthke. Ersteigert wurde es, wie jedes Jahr, vom Einpeitscher „Sturmi“ im Fanblock. Einen Dauerkunden haben auch die Oberteile von Calvin Elfring. Seines ging für günstige 500 Euro an Michael Voll. Stellvertretend für die Fans sagt er: „Mein Fazit fällt positiv aus. Der Fanzuspruch zeigt, dass hier einiges richtig läuft. Auch in den schweren Zeiten war immer Unterstützung da, das ist für mich das Wichtigste.“ Über den großen Fanzuspruch mit einem Besucherschnitt von über 5.000 Zuschauern freuen sich auch die Fanbeauftragten. Christian Arnold sagt dazu: „Man kann den Fans nur ‚Danke‘ sagen und es nicht anders ausdrücken – alles Narrische.“
Zur Galerie >>
Im Plausch hatte Calvin Elfring dann aber auch noch eine Überraschung parat. Bisher sollte es ja entweder direkt nach Phoenix oder nach England zu einem Uniteam gehen, wo er an seiner beruflichen Kariere arbeiten will. Doch der scheidende Verteidiger hat inzwischen noch eine andere Option: „Ich warte auf ein Angebot aus England, habe dort auch schon mit den Leuten gesprochen. Das wird in den nächsten Wochen entschieden. Wenn das nichts wird, habe ich ein paar Möglichkeiten in Deutschland in der zweiten Liga. Auch da habe ich schon mit ein paar gesprochen.“ Zurückblickend auf seinen Zeit bei den Niederbayern meint er: „Meine größte Erinnerung ist die Meisterschaft in der zweiten Liga. Auch die Play-offs im letzten Jahr sind eine große Erinnerung.“
Innerhalb nur weniger Spiele zum Publikumsliebling ist Goalie Jason Bacashihua geworden. Dass er auch kommende Saison die Pucks in Niederbayern fängt, ist schon länger klar. Er saugte die Abschiedsfeier wie kaum ein anderer auf. Immer wieder schleicht er durch die Reihen und machte Bilder und kleine Videoclips mit seinem Smartphone. In Nordamerika sind Feste dieser Art gänzlich unbekannt, wie so manches für den US-Boy in seiner ersten Saison hier. Seit der Abschlussfeier weiß man aber auch, wie man „Cash“ zum Zittern bringt. Der Mann, der im Kasten mit Eisesblick die Stürmer das eine oder andere Mal verzweifeln ließ, ist offensichtlich schwer beeindruckt und bewegt, als er auf die Bühne gerufen wird. Dieser Videoclip ist ziemlich verwackelt. Den Sommer verbringt er mit „viel Baseball, Golf und Grillen mit Freunden. Einfach den Sommer genießen. Ich bin mit der Familie und meinen Freunden in der Saison zwar mit Skype in Kontakt, aber das ist natürlich nicht dasselbe.“ Die größte Erinnerung an sein erstes Jahr bei den Straubingern ist „mein erstes Spiel in der Vorbereitung. Das war total aufregend und neu für mich. Die Stimmung im Stadion mit den Fans ist einfach unglaublich. In den Play-offs haben die dann nochmal zugelegt. Ich muss meine Freunde nächstes Jahr in den Play-offs hier her holen, diesen Wahnsinn müssen sie erleben“, freut er sich und lacht.
Ein Volltreffer war auch Blaine Down: „Es ist hart. Wir sind immer noch enttäuscht, dass wir die Serie gegen Köln nicht noch enger machen konnten. Aber über die Saison kann man eigentlich nicht enttäuscht sein. Wir haben uns zurück gekämpft und spielten Play-offs. Nächste Saison werden die Ziele wieder dieselben sein. Unter die Top-Fünf zu kommen, ist in dieser engen Liga eine große Sache, das sollte unser Ziel werden und natürlich so viele Spiele wie möglich gewinnen.“ Im Sommer steht für ihn wie für viele andere Erholung und Familie auf dem Programm. „Ich habe noch ein paar kleine Verletzungen die ich die nächsten Wochen auskurieren muss. Aber ich freue mich natürlich auf meine Familie. Meine Frau machte in der Saison einen tollen Job mit unserem Kleinen. Ich werde einfach die Zeit zu Hause mit der ganzen Familie genießen.“ Goalie Jason Bachasihu stachelte mich an, Down die Frage zu stellen, wer der bessere Golfspieler von beiden ist. Down lacht und seine Blicke suchten sofort nach dem Keeper: „Oh Mann, das müssen wir dann nochmal ausspielen.“ Den Reaktionen zu urteilen, hat „Cash“ Down wohl die ein oder andere schmerzliche Niederlage beigefügt.
Irgendwie könnte man die Saison von René Kramer mit „Von Zero to Hero“ überschreiben. Anfangs von den Fans wenig geschätzt, hat er es inzwischen zu einem eigenen Fanclub gebracht und ist auf dem besten Weg in Straubing. Auf die Frage, ob er mit dem erzielten Preis für sein Trikot zufrieden sein, meint er freudig: „Ja, ich glaube es waren jetzt 300 Euro. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel wird.“ Auch für ihn geht es „erst mal nach Hause zur Familie und zu Freunden“. Auf die Frage, wann er denn wieder in Straubing ist, grinst er nur, rückt aber nicht raus mit der Sprache. Doch die Zeichen mehren sich, dass René Kramer auch in der kommenden Saison das Tigerdress tragen wird.
Obwohl sich auch Michael Endraß bedeckt hält, sind bei ihm dieselben Zeichen in Sicht. Über die abgelaufene Saison meint er: „Wir hatten höhen, Tiefen und Ausfälle, aber das gehört dazu. Wir haben bis zum Schluss gekämpft und wirklich alles gegeben. Aber in Köln sind wir an unsere Grenzen gestoßen.“ Die persönlich größte Erinnerung wird wohl das entscheidende Tor in Augsburg im ersten Spiel der ersten Play-off-Runde sein. „Das war sehr spät in der ersten Verlängerung, so etwas vergisst man sicher nicht mehr. Aber auch der Zusammenhalt in der Mannschaft ist in Straubing etwas Besonderes. Hier kämpft wirklich jeder für jeden.“
„Mein Trikot hat ganz wenig gebracht“, lacht Dustin Whitecotton schelmisch. „Ich bin schon zu lange hier, die kennen mich alle.“ Wenn die Fans gewusst hätten, dass es das letzte Whitecotton-Trikot gewesen ist, hätten sie vielleicht etwas mehr geboten. Denn einer der größten Spaßvögel der Tigers wird diese sehr wahrscheinlich verlassen. Auf die Frage, ob er denn auch nächstes Jahr hier ist, meint er nur: „Nö“. Sein Name kreist ohnehin schon seit einiger Zeit um die Schwenninger Wild Wings, dazu sagt „Whity“: „Ich habe keine Ahnung im Moment, schauen wir mal, wo die Reise nächstes Jahr hingeht.“
Sehr weinig Eiszeit hatte Backup Jan Guryca: „Insgesamt war es sicher kein leichtes Jahr, aber letztendlich haben wir als Mannschaft ein versöhnliches Ende gefunden. Ich glaube, der Mannschaftserfolg steht immer vor dem persönlichen Erfolg. Ich schaue positiv in die Zukunft.“ Ob er bleibt oder geht „weiß ich immer noch nicht“.
Wer nun kommt oder noch geht, liegt viel in den Händen von Jason Dunham: „Nach der Saison lobt man natürlich seine Mannschaft, aber das geht viel weiter. Ich bin wirklich stolz auf unsere Mannschaft, auf unsere Gesellschaften und auf unsere gesamte Organisation. Ich bin wirklich hochzufrieden“, kommentiert der sportliche Leiter die Saison. Er wird schon bald nach Nordamerika und später zur Weltmeisterschaft reisen. „Wir haben ein durchorganisiertes Programm mit einer Liste von Spieler, die wir ansehen werden. Es gab natürlich auch schon Kontakte, die Suche hört nie auf.“ Wann es die erste Neuverpflichtung geben wird, lässt er jedoch offen. „Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wir wollten erst mal diese Mannschaft verabschieden, die hat es verdient. Ab morgen früh konzentrieren wir uns auf die nächste Saison.“
Coach Dan Ratushny ist seit letzter Saison ohnehin sehr hoch im Kurs des niederbayrischen Anhanges. Inzwischen ist auch sein Deutsch beeindruckend gut und wird immer besser. „Ich mache einen Kurs mit Rosetta Stone und hoffe, Tag für Tag ein neues Wort zu lernen.“ Er selbst hat nach der Saison „kein großes Programm. Nach einer Saison ist die Regeneration wichtig. Bei mir weniger körperlich, dafür mehr mental.“ Bei möglichen Neuverpflichtungen spricht er sich mit Dunham ab und hat sicher auch den ein oder anderen Tipp: „Wir haben nach dem Wochenende noch einen Termin, in dem wir über die Mannschaft für das nächste Jahr sprechen.“ Sein Fazit fällt insgesamt auch positiv aus. „Da muss ich die ganze Mannschaft loben. Nach unserem großen Tief im November, haben wir einen Restart im Januar gemacht. Das war nicht einfach. Unser bestes Eishockey haben wir in den letzten zehn Spielen gespielt. Wir haben zwar nicht immer gewonnen, aber das war unser bestes Eishockey.“ Auf mögliche Fehler angesprochen meint er selbstkritisch: „Ich habe viele gemacht. Aber es war einen gute Saison, um viel zu lernen. Ich muss aber auch ein paar Dinge ändern.“