Wendet die Regel doch konsequent an!
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in MannheimAufregung landauf, landab, hitzköpfige Zuschauerdiskussionen, Schiedsrichter rennen von Trainern
zu Spielern und erklären zuweilen mit hochroten Köpfen ihre Entscheidungen. Gestern Abend in der
Kölnarena beim Pokalmatch der Haie gegen die Hannover Scorpions hatte man das Gefühl, dass der
Unparteiische, nachdem er von Haie-Coach Hans Zach mit großer Geste herzitiert wurde, auch dem
letzten Zuschauer seine Regelauslegung darlegen müsse. Der Grund der Hektik: Erneut wurde
mitten in der Saison (wie weiland bei der Einführung der Fünfsekunden-Regel beim Bully) in unserer
Republik ein Passus im Regelwerk, diesmal in der Auslegung desselben, geändert.
Diesmal handelt es sich um den Paragrafen 554 c, der da lautet: “Ein Spieler, der absichtlich den
Puck aus dem Spielfeld schießt, oder ein Torhüter den Puck direkt aus dem Spielfeld schießt, oder
ein Spieler oder ein Torhüter den Puck aus dem Spielfeld wirft oder absichtlich mit seinen Händen
hinausschlägt, erhält eine kleine Strafe.” Seit vorletztem Montag sind die Unparteiischen angehalten,
jedes Hinausschießen als Absicht zu werten. DEB-Schiedsrichterobmann Bernd Schnieder, höflich
ausgedrückt, kein Widerspruchsgeist, beeilt sich dann auch sofort, diese Entscheidung schönzureden
und sich mit ihr anzufreunden. Sogar einen Rat gibt der einstige Spitzenreferee den Akteuren mit auf
den Weg. So soll die Scheibe zum Beispiel flach hinausgeschossen werden, wie in der heutigen
Ausgabe der Fachzeitschrift “Eishockey News” zu lesen ist, “wenngleich das auf Kosten eines
unerlaubten Weitschusses mit anschließendem Bully im eigenen Drittel geschieht”.
Ich frage mich nur angesichts der künstlichen Aufregung, warum wurde die Regel, was die Spieler
betrifft, nicht in der Vergangenheit angewandt? Was wurde bis zum vorletzten Montag den
Schiedsrichtern mit auf den Weg gegeben bezüglich Auslegung dieser an und für sich doch klaren
Vorgabe? Warum wurden konsequent nur die Torhüter bestraft und nie die Spieler? Ein
Schiedsrichter muss doch in der Lage sein, Absicht oder keine, wenigstens einigermaßen zu
unterscheiden. Durchsagen, meinetwegen einmal pro Drittel, die auf die Gefahr fliegender Pucks
hinweisen, sollten allemale reichen. Wie sieht es eigentlich unterklassig aus, wenn nicht so geübte
Cracks wie Bezirksligisten, Damen oder kleine “Dötzkes” die Scheibe zufälligerweise aus dem
Spielfeld schießen? Wenn die Sache nicht so ernst wäre, könnte man ein Gelächter anstimmen. Also
bitte: Lasst die Kirche im Dorf, und überlasst den Schiedsrichtern die Entscheidungen!
Und noch eine Anmerkung zur Anmerkung “ich verstehe nicht, warum wir eine Strafe zweimal killen
mussten” von DEG-Trainer Butch Goring, wie er in vorgenannter Fachzeitschrift zitiert wurde. Dies
bezog sich auf die Regel, dass diejenige kleine Strafe mit der geringsten Restzeit erlischt, nachdem
die in Unterzahl spielende Mannschaft einen Treffer hingenommen hat. Jener Haudegen, der viermal
in den Reihen des Stanley Cup-Siegers stand, ist ohnehin in Gedanken und Empfinden stets
“drüben”. Das belegten in der Vergangenheit viele seiner Aussagen bezüglich Spielerwechsel oder
Farmteams, die es bei uns gar nicht gibt, was man vielleicht auch dem Veteranen einmal mitteilen
müsste. Und genau deswegen sollte man Butch Goring in dieser Hinsicht nicht so ganz ernst nehmen.
Übrigens... es existierte seinerzeit die Regel, dass in vorgenanntem Fall derjenige Spieler auf das Eis
zurückkehren darf, der die Unterzahl verursachte. Doch das ist alles Schnee vom letzten Jahr und
daher nicht diskussionswürdig.