Was macht eigentlich... Mirko Lüdemann?Spieler, Trainer, Funktionäre von einst
Haie-Legende Udo Kießling (links) und Gernot Tripcke von der DEL (rechts) ehren Mirko Lüdemann anlässlich seines 1000. DEL-Spiels. (Foto: Andreas Dick)Hockeyweb: Mirko Lüdemann, wie geht es Ihnen und wie stellt sich Ihr Arbeitsalltag ohne Eishockey dar?
Lüdemann: Ich bin zurzeit im Vertrieb der Kölner Haie tätig und betreue dort Sponsoren und bin für deren Akquise zuständig. Meine Zeit verbringe ich abwechselnd im Homeoffice und im Büro, das ist abhängig von der Lage, wie viele Leute gerade vor Ort im Büro sind. Ansonsten geht das rege Treiben bei uns munter weiter und Stillstand ist nicht eingetreten.
Hockeyweb: Sind denn die Partner gerade empfänglich für das Thema Eishockey oder blocken diese eher ab, da nicht klar ist, was weiter passiert?
Lüdemann: Also wir haben die Erfahrung gemacht, dass 80-90 Prozent der Partner uns treu geblieben sind und ihr Engagement verlängert haben. Wir merken, dass diese ganz wild darauf sind, dass die Saison dann irgendwann wieder los geht und fragen, wann es denn los gehen könnte, auch wenn wir an diesem Punkt noch auf die Politik angewiesen sind.
Hockeyweb: Sie sind derzeit für das Marketing und die Jugendarbeit tätig. Können Sie sagen, was Ihnen mehr Freude macht und ist auch ein Job als Trainer für Sie reizvoll?
Lüdemann: Jugendarbeit ist bei mir derzeit außen vor. Das war einmal angedacht, aber das hat sich nicht ergeben und ist auch nicht als Ziel auserkoren.
Hockeyweb: Ein Abschied von Mr. Köln, dem „nimmermüden Lüdemann“ wäre auch nur schwer vorstellbar gewesen. Gab es für Sie nie den Wunsch, wo anders zu spielen?
Lüdemann: Eigentlich nicht. Man hatte einmal Überlegungen angestellt, nach Mannheim oder in die Schweiz zu wechseln, aber das war finanziell nicht lukrativ genug und so bin ich in Köln geblieben. Da wusste man, was man hat, und der Anreiz war auch nicht groß genug.
Hockeyweb: Ihre Nummer 12 hängt in der Arena unter dem Hallendach. Wie groß ist die Ehre für Sie und was bedeutet es Ihnen?
Lüdemann: Das ist eine große Ehre, seine Nummer unter dem Hallendach zu sehen und sogar ein eigenes Abschiedsspiel geschenkt zu bekommen. Das war für mich eine tolle Zeit und stellte immer ein perfektes Umfeld für mich und meine Familie dar und dafür bin ich den Haien auch sehr dankbar.
Hockeyweb: Mit den Haien durften Sie viele gute Zeiten erleben, unter anderem stehen zwei DEL-Meistertitel in Ihrer Vita. Was ist Ihre liebste Erinnerung an die Zeit und die Titel?
Lüdemann: Eigentlich an die Jungs insgesamt und die Zeit, die wir zusammen verbracht haben. Daran denkt man immer gerne zurück. Damals von der 95er-Mannschaft ist es immer wieder lustig, die alten Weggefährten zu treffen und über die alten Zeiten zu sprechen und es macht immer noch genauso viel Spaß wie früher. Die Zeit im Bus vermisst man weniger. Ich hatte mal von einem Busunternehmer eine Jacke bekommen, auf der stand, dass ich bereits 200 Tage im Bus verbracht habe – und meine Laufbahn war lange nicht vorbei.
Hockeyweb: Für den Profi wie auch für die Fans stehen Derbys gleich zu Beginn der Saison rot angestrichen im Kalender. Welchen Einfluss hatten diese Spiele, speziell gegen Düsseldorf, für Sie?
Lüdemann: An der Brehmstraße war das Gefühl noch viel spezieller, besonders das erste Spiel mit Köln dort, wenn dich 12.000 Fans ausschimpfen. Das war immer etwas Schönes dort zu spielen, weil auch die Atmosphäre einzigartig war. Das ist leider mit dem ISS Dome etwas abhanden gekommen, aber an die Derbys, speziell an die Siege dort, erinnert man sich immer wieder gerne!
Hockeyweb: Gab es für Sie denn ein spezielles Stadion, wo Sie ungern spielten oder besonders schlecht aussahen? Sven Felski mochte z.B. nicht gerne in Straubing spielen?
Lüdemann: Ja, das war Ihm wohl zu kalt dort… Nein eigentlich nicht, mir fällt eigentlich keines ein, wo ich von schlechten Erfahrungen sprechen konnte! Ich spielte überall gerne.
Hockeyweb: In einer solch langen Zeit erlebt man natürlich auch eine Vielzahl an Trainern. Welcher Coach hat Sie am meisten in Ihrer Karriere beeinflusst und womit genau?
Lüdemann: Beigebracht ist immer etwas schwierig, da man als Profi, wenn man halbwegs gut ausgebildet wurde, die Grundzüge beherrschen sollte. Wladimir Wassiljew hat mich sicher in jungen Jahren sehr gefördert und mir sehr viel mitgegeben. Bei den anderen Coaches war es mehr der Spaß am Sport, den es zu vermitteln galt.
Hockeyweb: Haben Sie eigentlich jemals Ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bereut?
Lüdemann. Zu dem Zeitpunkt, als ich zurücktrat, hatten wir nicht gerade glorreiche Jahre erlebt, bis dann Uwe Krupp übernahm, der das Team zum Erfolg zurückführte. Aber zum damaligen Zeitpunkt hatte ich vollends mit dem Thema abgeschlossen. Danach kam eine neue Generation und ich gehörte zu den älteren Spielern und von daher hatte ich keine Probleme damit, den nötigen Abstand zu gewinnen.
Hockeyweb: Ihr Jugendteam aus Weißwasser ist fest etabliert in der DEL2. Verfolgen Sie das Spielgeschehen Ihres Heimatklubs und haben Sie die Hoffnung diese irgendwann in der DEL zu sehen?
Lüdemann: Die Hoffnung besteht, aber so schnell dürfte das nicht passieren! Aber ja, ich verfolge natürlich immer den Stand in Weißwasser, ob das Team einen guten Lauf hat, wie z.B. vorletztes Jahr. Auf das Team habe ich immer ein Auge!
Hockeyweb: Entweder oder: Olympia oder Weltmeisterschaft?
Lüdemann: Olympia, ganz klar!
Hockeyweb: Tor vorbereiten oder Tor verhindern?
Lüdemann: Tor verhindern!
Hockeyweb: Lieblingsderby: Düsseldorf oder Krefeld?
Lüdemann: Logisch, Düsseldorf!
Hockeyweb: Sie halten so viele Rekorde für die Kölner Haie und spielten mit unfassbar vielen Spielern zusammen. Wenn Sie sich aus Ihrer aktiven Zeit eine Top 6 aus ehemaligen Mitspielern aussuchen könnten: Wer würde auf dem Eis stehen?
Lüdemann: Das waren ja dann doch einige. Vorne auf alle Fälle Sergej Berezin, Alex Hicks und Dwayne Norris. Hinten verteidigt Jörg Mayr, mit dem ich auch sehr lange zusammenspielte, im Verein und der Nationalmannschaft – und ich spiele auch mit. Mein Torwart wäre Travis Scott, der beste Torhüter, den wir je hatten!
Mirko Lüdemann, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihnen alles Gute für die Zukunft und wir freuen uns, wenn die Saison dann tatsächlich beginnt und ganz besonders auf das Outdoor Spiel im Kölner Stadion!