Was macht eigentlich... Boris Blank?Spieler, Trainer, Funktionäre von einst

Boris Blank in Action für die Iserlohn Roosters (Foto: dpa)Boris Blank in Action für die Iserlohn Roosters (Foto: dpa)
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Hockeyweb: Herr Blank, wo erwischen wir Sie gerade und wie geht es Ihnen?

Blank: Mir geht es gut, danke! Ich komme gerade vom Online -Training, das machen wir zwei Mal die Woche mit unseren Jungs vom Nachwuchs der Roosters seit der Corona-Krise. Ich kann somit auch am Computer sehen, wer fit ist und wie die Spieler drauf sind.

Hockeyweb: Nach Ihrer aktiven Karriere sind Sie weiterhin im Sauerland aktiv, was ist Ihre Rolle im Hockeysport?

Blank: Ich bin den Roosters sehr dankbar, dass ich nach meiner Karriere die Chance bekommen habe, im Eishockey-Geschäft zu bleiben. Ich wollte immer als Trainer arbeiten; das war mein Traum, meine Erfahrung weiterzugeben. So bekam ich das Angebot und habe sofort zugesagt und als Nachwuchstrainer arbeite ich jetzt seit zwei Jahren! Du musst viel lernen und Erfahrungen sammeln – ich lerne von den Jungs, sie lernen von mir und das macht richtig Spaß!

Hockeyweb: Damit haben Sie auch Ihren Sohn trainiert? Das dürfte das Schönste für Hockey-Väter sein – was trauen Sie den Jungs zu und haben Sie Ambitionen, höher zu trainieren?

Blank: Zunächst war ich froh, ins Geschäft zu kommen und jetzt versuche ich jeden Tag besser zu werden. Ich haben den A-Schein und könnte bis in die DEL jede Mannschaft übernehmen. Irgendwann möchte ich auch mal ins Profigeschäft einsteigen, vielleicht auch als Co-Trainer, um von einem erfahrenen Trainer zu lernen. Wie man so schön sagt: „Jeder Soldat träumt davon, einmal ein General zu sein!“ – und ich träume auch; ob das klappt, muss man in ein paar Jahren sehen.

Hockeyweb: Wie würden Sie Ihren Stil als Jugendtrainer beschreiben und was ist für Sie das Wichtigste, das Sie den Stars von Morgen mit auf den Weg geben wollen?

Blank: Für die meisten Trainer ist Disziplin sehr wichtig. Ob in der Kabine oder die Platzordnung, das überträgt sich auch auf das Eis. Und natürlich harte Arbeit und Teamwork, das ist immer gefragt. Außerdem muss man immer sehen, welches Potenzial man zur Verfügung hat. Ich stehe dennoch für offensives Eishockey, denn ich war ja früher Stürmer. Es kommt immer darauf an, welche Möglichkeiten dir gegeben werden. Aber wenn das Team zusammenhält und man eine gute Atmosphäre hat, kann man viel erreichen, auch mit einem kleinen Etat.

Hockeyweb: Im deutschen Hockey gibt es derzeit viele positive Dinge aus der Jugendarbeit zu berichten. Was, denken Sie, ist der wichtigste Faktor für eine weiterhin gute Entwicklung des Nachwuchses?

Blank: Das sind Ausnahmetalente! Draisaitl ist ein Weltstar. Und die jungen Spieler? Tim Stützle kenne ich als besten Freund meines Sohnes auch persönlich, daher kann ich sagen: Er muss noch viel lernen, denn er hat noch nichts erreicht – dennoch: Er ist ehrgeizig und arbeitet hart. Im Nachwuchsbereich sind wir die letzten Jahre viel besser geworden, aber wir sind von den Top- Nationen noch sehr weit weg. Vielleicht müssen wir mehr Eishallen bauen? Es ist schwer in Deutschland, denn man muss auch die Trainerausbildung besser machen. Das Fünf-Sterne Programm ist ein guter Anfang, aber man muss sehen: In anderen Ländern spielen die Kinder mehr Eishockey. Wir müssen um jedes Kind kämpfen. Die Jugendlichen heute sind nicht immer bereit, hart zu arbeiten. Das ist für mich sehr schwer, ich komme aus der Sowjetunion, da war das alles ganz anders. Dennoch: Auch ich muss mich ändern und mich der jungen Generation anpassen. Trotzdem, es ist viel besser geworden und es bleibt noch viel Luft nach oben, um die Top-Nationen zu erreichen!

Hockeyweb: Sie können auf eine erfolgreiche Karriere als Spieler zurückblicken – was war für Sie Ihr persönliches Highlight bzw. Ihr größter Erfolg?

Blank: Es gibt 1000 Spieler, die eine bessere Karriere hatten. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Auch wenn ich nicht Meister geworden bin. Da gehört ja auch viel Glück dazu. Highlights gab es für mich in jedem meiner 20 Jahre als Profi und ich bin froh und glücklich, so lange gespielt zu haben. Es war eine tolle Zeit in Krefeld, mit den Playoffs und der Atmosphäre vor Ort oder in Köln im DEB-Pokal. Natürlich gab es negative wie positive Erfahrungen, aber es war eine tolle Zeit! Auch die letzten vier Jahre in Iserlohn waren toll; es war immer eine Riesen-Stimmung im Stadion, ein kleines Stadion, eng und laut. In den Playoffs war es so laut, dass ich dachte, wenn der Schiedsrichter pfeift, wirst du den Pfiff nicht hören. Da gehst du mit Gänsehaut aufs Eis und das ist ein tolles Gefühl!

Hockeyweb: Dabei durften Sie lange vor stimmungsgewaltigen Fans spielen, die Fans in Krefeld und Iserlohn sind für ihre Leidenschaft bekannt. Hand aufs Herz: Wo war die beste Atmosphäre?

Blank: Ich sage mal, überall ist gute Stimmung in Deutschland, in jedem Stadion! In Krefeld bei ausverkauftem Haus oder in Köln gegen Düsseldorf: Jeder Fan ist sehr ehrgeizig für sein Team! In Iserlohn ist es noch etwas lauter und intensiver, die Halle ist älter und kleiner. Auch wenn viele die Iserlohner Fans nicht mögen, muss ich sagen: Sie wollen immer das Beste für Ihr Team!

Hockeyweb: Sie galten immer als harter Arbeiter, der auch viele Schüsse blockte. Als Stürmer zählen jedoch die Tore. Welches war Ihr liebstes oder wichtigstes Tor?

Blank: Spontan: In der vorletzten Saison mit Krefeld, ich war schon 32 und wir spielten in Augsburg und lagen 0:1 hinten. Es gab eine kleine Auseinandersetzung mit dem Trainer, er ließ mich ein paar Wechsel sitzen und ich glaube, im Mitteldrittel habe ich gar nicht gespielt. Kurz vor Schluss mit Empty-Net darf ich aufs Eis, wir fahren einen Konter und 11 Sekunden vor Schluss spielt Christian Ehrhoff auf Herberts Vasiljevs, der legt ab und ich treffe zum Ausgleich! Wahnsinn! Und im Penalty-Schießen traf ich auch und wir gewannen das Spiel! Nach dem Schluss haben wir uns ausgesprochen und damit war alles wieder gut und die Mannschaft glücklich.

Hockeyweb: Nachdem Sie Ihre Karriere beendetet haben: Welchen Aspekt als Profi fehlt Ihnen derzeit am Meisten?

Blank: Eigentlich die Atmosphäre in der Kabine, mit den Jungs Spaß zu haben. Mit 39 dachte ich, hörst du auf? Ein Jahr später war ich von heute auf morgen bereit dazu, meine Karriere zu beenden, und ich wusste von meinem Herz aus, ich bin bereit, die Tür zu schließen und als Trainer neu anzufangen, um mich zu entwickeln und nach vorne zu schauen. Klar, du vermisst einige Dinge wie ein Kabinenfest, aber man wird auch älter und alles hat seine Zeit.

Hockeyweb: Lassen Sie uns „Fantasy Hockey“ spielen. Wer würde einen Platz in Ihrer „Starting Six“ aus ehemaligen Mitspielern auflaufen?

Blank: Als Torwart Scottie Langkow, der war für mich der beste Torhüter, mit dem ich zusammenspielte! Auf Ihn war immer Verlass. Außerdem Herberts Vasiljevs im Sturm, Jan Alecs als Center und ich auch links als Krefelder Reihe, das hat immer Spaß gemacht. Klar könnte ich auch noch Daniel Pietta nehmen oder Mirko Lüdemann aus meiner Kölner Zeit. Mit Christian Ehrhoff durfte ich auch zusammenspielen, genauso wie mit Richard Pawlikowski. Das wäre meine Aufstellung, mit der wir in den Playoffs Heimrecht haben!

Boris Blank, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben und viel Erfolg für die Trainerkarriere!


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