Wann wird es endlich wieder Oktober?

Zur Torfolge:
Ganze 49 Sekunden war das Spiel jung, bis die 11.313
Zuschauer im Stadionoval die klassische Eröffnung, will heißen einen 0:1
Rückstand, zu sehen bekamen - ein schön herausgespieltes Tor mit überlegtem
Abschluss durch Marc Ardelan. In der 17. Minute fiel das 0:2, ebenfalls bei Fünf gegen Fünf – Torschütze diesmal Christian Hommel. Das 0:3 im 2. Drittel
(34. Minute) gelang Mads Christensen in Überzahl. Den Schlusspunkt im letzten
Drittel (51. Minute) setzte Daniel Sparre mit dem 0:4 wiederum bei Fünf gegen Fünf. Die Adler schossen 44 mal auf das Tor von Danny Aus den Birken, die
Roosters 34 mal auf das Adlertor, die Qualität der Schüsse mögen unkommentiert
bleiben.
Soviel aus der Statistik.
Stolz, Tradition, Leidenschaft – das ist das Motto der
Adler. Nur die Tradition sei aus diesem Trio hervorgehoben, von Stolz und
Leidenschaft war gestern nichts zu spüren oder zu sehen. Und die Tradition auch
nur, weil bei den Adlern im Dezember meist aufgrund schlechter Leistungen
frostiges Klima herrscht. Müssen die Zuschauer sich daran gewöhnen? Nein.
Sicherlich kann die Mannschaft ein Spiel oder auch eine Serie von Spielen
verlieren, es kommt aber darauf an wie. Das Spiel der Adler in der SAP Arena
weist mit wenigen Ausnahmen seit Saisonbeginn immer die gleichen Fehler auf, es
sei hier vernachlässigt, ob sie trotzdem gewinnen oder - wie gestern - verlieren.
Und da drängen sich den Fans einige Fragen auf:
Warum vernachlässigen 60 % der Stürmer ihre Deckungsarbeit,
so dass die Verteidiger oft in Unterzahl spielen müssen bei Fünf gegen Fünf?
Warum halten sich unsere Stürmer lieber in den „runden Ecken“ auf, bewegen sich
selten in den Slot oder entwickeln wenig Zug zum Tor? Warum stellen sie sich so
oft die Laufwege zu oder positionieren sich so, dass sie nicht anspielbar sind?
- von den auftretenden technischen Fehlern bei Spielern dieser Klasse ganz zu
schweigen. Warum versuchen unsere Verteidiger brenzlige Situationen vor dem Tor
so oft spielerisch zu lösen? Warum dürfen die Gegner zwei bis drei Nachschüsse
nehmen, bevor aufgeräumt wird? Warum wird kaum noch ein Bully gewonnen? Wer ist
eigentlich für die Wechsel verantwortlich? Es ist ja schon ein taktisches
Mittel der Gegner, einen Stürmer "hoch zu stellen", wenn die Adler zum Wechseln
fahren – wie man sieht erfolgreich.
Die Hauptfrage ist aber, warum diese Punkte nicht abgestellt
werden können, immerhin ist die Hälfte der Saison vorbei! Entsprechend ernst
waren die Mienen der Spieler und Verantwortlichen nach dem Spiel, die Stimmung
hätte jeder Grabeskammer im alten Ägypten zu Ehre gereicht. Immerhin gute erste
49 Sekunden gestand Doug Mason seiner Mannschaft zu, bevor sie verkrampfte.
Die Unzufriedenheit der Mannheimer Fans, ein zum größten
Teil fachkundiges und vor allem seine Mannschaft liebendes, geduldiges
Publikum, tritt immer deutlicher zu Tage. Solche Unmutsbezeugungen waren in
dieser Deutlichkeit bisher selten zu hören. So spielt man sich die Halle leer.
Und ohne Fans sind die Adler einfach nur ein Eishockeyverein.
Gerd Kositzki