Vorschau Saison 2006/2007

Wenn am morgigen Donnerstag der gebürtige Krefelder Richard Schütz die
Scheibe um 19.30 Uhr in der sicherlich gut besetzten Köln Arena beim
Spiel der heimischen Haie gegen die Hannover Scorpions zum ersten Mal
auf die Glitzerfläche wirft, beginnt eine nicht nur für das Eishockey
historische Saison in Sport-Deutschland. Denn wo und wann gab es in
unserer Republik schon eine Spielklasse, in welcher ein Abstieg
ausgeschlossen ist? Man darf gespannt sein, wie der Zuschauer die weiß
Gott nicht unumstrittene Regelung annehmen wird. Die anderen
Neuerungen, von denen wir die wichtigsten wiedergeben, nehmen sich
gegen diese sportliche Revolution regelrecht „harmlos“ aus.
So gibt es in der maximal fünf Minuten dauernden Verlängerung das Spiel
Vier gegen Vier, falls zum Ende der regulären Spielzeit Vier gegen Vier
oder Fünf gegen Fünf gespielt wurde. Erst bei torlosem Ausgang der
Verlängerung findet das bewährte Penaltyschießen statt. Die wichtigste
Änderung ist die Einführung einer Vorqualifikation auf die Play-offs.
Dort spielt der Siebte gegen den Zehnten und der Achte gegen den
Neunten. Die Serie geht über zwei Gewinnspiele (oder im
„Neuhochdeutschen“ best of three). Die ersten Sechs haben somit eine
Woche Pause, ob sie das für gut halten oder nicht. Dass die
Drittelpause von 15 auf 18 Minuten verlängert wurde, freut nicht viele,
höchstens die Besitzer oder Pächter diverser Verkaufsstände.
Eine alte Regel wurde übrigens wieder eingeführt: Wird beim Spiel Vier
gegen Vier (falls die Spieler zur gleichen Zeit bestraft wurden) ein
weiterer Spieler für zwei Minuten auf die Bank verwiesen und schießt
die Mannschaft in Überzahl ein Tor, so endet die Strafzeit für
denjenigen Spieler, der die Unterzahl verursachte.
DEG Metro Stars
Eine neue Heimstätte, viele neue Cracks und hohe Erwartungen: Die
Rot-Gelben gehören seit langer Zeit wieder zu den Titelfavoriten, und
das mit vollem Recht. Das Team scheint trotz vieler Neuzugänge bereits
gut eingespielt. Dass gegen Außenseiter Duisburg eine blamable
3:6-Niederlage auf eigenem Eis eingefahren wurde, dürfte unter
„Schönheitsfehler“ zu verbuchen sein. Ob der neue Torwart Jamie Storr
trotz aller Vorschusslorbeeren tatsächlich zu den Besten seines Fachs
gehören wird, muss noch bewiesen werden.
Adler Mannheim
Im Jahr eins nach dem Superflop wollen die Kurpfälzer wieder nach den
Sternen greifen. Die Verteidigung wurde fast komplett umgekrempelt, im
Sturm steht Dauerpendler Tomas Martinec wieder dem DEL-Rekordchampion
zur Verfügung. Auch der pfeilschnelle Ex-Kölner Eddie Lewandowski und
der Ex-Nürnberger Stürmerstar Francois Methot verdienen jetzt ihr Geld
an der Neckarmündung. Gespannt darf man sein, ob sich Nationaltorwart
Robert Müller oder der Deutsch-Finne Ilpo Kauhanen zwischen den Pfosten
durchsetzt.
Eisbären Berlin
Der Meister hat mit Tomas Pöpperle, Micki DuPont sowie Derrick Walser
ein ganzes Trio an die NHL verloren. Demgegenüber feiert Andy Roach
(früher Krefeld und Mannheim) ein Comeback in der DEL. Ansonsten
vertraut Chefcoach Pierre Pagé auf zahlreiche altbewährte Kräfte. Die
große Frage dürfte sein, ob erstens die Hauptstädter überhaupt hungrig
auf den dritten Titel in Folge sind und ob die Mannschaft, in welcher
drei Kontingentstellen noch unbesetzt sind, wiederum so sinnvoll wie in
der Vorsaison personell ergänzt wird.
Hannover Scorpions
Seit nunmehr 13 Jahren jagt der ehrgeizige Hans Zach dem erneuten
Gewinn eines Meistertitels nach. Ob dem temperamentvollen
Ex-Bundestrainer dieses Kunststück an seiner neuen Arbeitsstelle in
Niedersachsen endlich einmal wieder gelingen wird? Die makellose Bilanz
der Testspiele wirkt ein wenig geschönt, denn es ging in den sieben
Partien nur viermal gegen Ligakonkurrenten. Bemerkenswert: Der
Alpenvulkan vertraut mit dem 28-jährigen Ex-Düsseldorfer Alexander Jung
einem deutschen Keeper.
Kölner Haie
Auf den ersten Blick erscheint die Truppe um den mittlerweile
39-jährigen Kapitän Dave McLlwain nicht so stark wie im Vorjahr. Und
auch die Ergebnisse der Testspiele lassen einfach nicht den Schluss zu,
dass sich die Domstädter endlich wieder mit Meisterehren schmücken
können. Vieles hängt davon ab, wie der neue Chefcoach Doug Mason mit
dem Umfeld und den hohen Erwartungen fertig wird. Am Arbeitsplatz des
Holland-Kanadiers werden die Niederlagen gezählt, nicht, wie in Krefeld
und Iserlohn, die Siege.
ERC Ingolstadt
Neben Frankfurt und Mannheim gehören die Oberbayern zu den Verlierern
der Vorsaison. Als Zweiter die Punktrunde beendet und trotzdem schon im
Viertelfinale gegen Hannover ausgeschieden, das wurmt immer noch
Cheftrainer Ron Kennedy und das Gros seiner Truppe, die mehr oder
weniger zusammengeblieben ist. Die geringe Fluktuation dürfte auch zu
den Stärken der Männer um Kapitän und Dauerbrenner Glen Goodall
gehören. Durchaus denkbar, dass sich die Donaustädter trotz schlechter
Testphase zum Geheimfavoriten entwickeln.
Frankfurt Lions
Der Meister des Jahres 2004 denkt wie sein „Lokalrivale“ Adler Mannheim
zunächst an eine Wiederherstellung der Reputation bei Zuschauern und
der Konkurrenz. Urlaub direkt nach der Punktrunde soll sich auf keinen
Fall wiederholen. Die Chemie scheint nach den ersten Eindrücken
wesentlich besser zu stimmen als in der jüngsten Vergangenheit. Und
dass lediglich Dauerbrenner Michael Bresagk in der Verteidigung
übrigblieb, muss trotz namhafter Weggänge (Bouchard/Mannheim,
Boileau/Hamburg) kein Negativum sein.
Hamburg Freezers
In ihrer vierten DEL-Saison wollen die Hanseaten zumindest wieder ins
Halbfinale vorstoßen, was ihnen bisher einmal gelang. Das Augenmerk
vieler Fans aus der ganzen Republik richtet sich dabei besonders auf
den sympathischen Österreicher Christoph Brandner, der wie ein Komet am
Himmel Eishockey-Deutschlands erschien, mit Krefeld Deutscher Meister
wurde, dann aber in Übersee in der Versenkung verschwand. Zuletzt wäre
dem sympathischen Keeper Boris Rousson zu gönnen, dass er so schnell
wie möglich wieder der Alte wird.
Krefeld Pinguine
Die Schwarz-Gelben ließen in der Vorbereitungsphase positiv aufhorchen,
denn von zehn Spielen verloren sie nur zwei. Der vielfach unterschätzte
Cheftrainer Jiri Ehrenberger gehört zu den drei neuen Bandenchefs der
Liga. Nach einer zweijährigen Durststrecke schaffte es der Deutsche
Meister von 2003 heuer wieder, die Play-offs zu erreichen. Das sollte
den „Blauhelmen“ (die Cracks gehören zehn verschiedenen Nationen an)
auch in der anstehenden Saison wieder gelingen, falls die Truppe vom
Verletzungspech verschont bleibt.
Sinupret Ice Tigers
Richtige Verstärkungen sind bei jenem Klub, der sich schon traditionell
aus dem Viertelfinale jahraus, jahrein in den Urlaub verabschiedet,
nicht zu erkennen. Das große Plus der Schützlinge von Trainer Benoit
Laporte: das Gros der guten Defensivabteilung um den überragenden
Keeper Jean-Francois Labbé blieb bei der Fahne. Auch wichtig: die
finanziellen Probleme gehören der Geschichte an.
Iserlohn Roosters
Endlich einmal in die heißersehnten Play-offs zu kommen, ist das große
Ziel von Boss Wolfgang Brück, Manager Karsten Mende, dem neuen Trainer
Geoff Ward und nicht zuletzt der Mannschaft um Mark Greig. In der
nunmehr sechsjährigen Ligenzugehörigkeit schafften es die Sauerländer
noch nie, in das Viertelfinale vorzustoßen. Stets „durften“ die Cracks
nach der Punktrunde ihren Urlaub antreten. Mit DEL-Neuling Geoff Ward
und Haudegen Bernd Haake (Co-Trainer in Köln bis 1997) steht ein
interessantes Duo an der Bande.
Augsburger Panther
Ähnlich wie ihren Krefelder Konkurrenten dürften den Fuggerstädtern
auch die Blauhelme besser zu Gesicht stehen. Immerhin tummeln sich
Vertreter von sieben verschiedenen Nationen bei Deutschlands ältestem
Eissport treibenden Verein. Doch ob die multikulturelle Szene in
Augsburg auch für Erfolg sorgen wird, ist erneut fraglich. Die
Achillesferse der Schützlinge von Trainerfuchs Bordeleau scheint einmal
mehr der schwedische Keeper Rolf Wanhainen zu sein. Auf das
DEL-Comeback von Jesper Damgaard darf man gespannt sein.
Straubing Tigers
Als Neulinge gehören die Niederbayern automatisch zu den Außenseitern.
Untermauert wird diese Annahme durch die Ergebnisse der Testspiele
sowie die personelle Zusammensetzung des Teams um die lebende Legende
Erich Kühnhackl, der zum ersten Mal verantwortlich an der Bande eines
DEL-Vereins steht und somit zu den drei Trainerneulingen gehört.
Interessant dürfte auch die Beantwortung der Frage sein, wie sich
Trevor Gallant und Bill Trew, die Topscorer der Play-offs, in der
ungewohnten Umgebung behaupten werden.
Füchse Duisburg
Der Neuling vom letzten Jahr blieb weitestgehend den Beweis seiner
Klasse in den Testspielen schuldig. Das lag natürlich auch an den
beiden „offenen Türen“ in der Kabine, denn sowohl die Eingangs- als
auch die Ausgangspforte waren nie geschlossen. Wegen des ständigen
Kommens und Gehens hatte Cheftrainer Dieter Hegen noch keine
Gelegenheit, eingespielte Reihen auf die ohnehin schwere Saison
einzustimmen. Von den zahlreichen „Neuen“ hatten nur vereinzelte
Akteure echtes DEL-Format.