Vier auf einen Streich - Übermacht DEGDenkwürdige Momente der Eishockeygeschichte
Gerd Truntschka mit dem Meisterpokal im Jahr 1990. (Foto: dpa/picture alliance)Und in den dreißiger Jahren tauchte die ungewöhnliche „drei“ noch einmal im Westen auf. In drei Städten des Ruhrgebiets wurde der Eishockeysport entdeckt und schwang sich schnell zur Nr. zwei auf, natürlich hinter dem Fußball. Vorreiter war dabei die Düsseldorfer EG, die im November 1935 vom damaligen Stahl-Industriellen Ernst Poensgen (1871-1949) gegründet wurde. Dieser wusste schon damals, dass nur echte Stars dem neuen Sport in seiner Stadt Auftrieb geben können.
Mit zwei Einladungsspielen wurde die neue Sportstätte eingeweiht. Zweimal traf der Berliner SC, damals ein international anerkanntes Spitzenteam, auf eine Amsterdamer Vertretung und gewann mit 7:1 und 4:2. Mit dabei der deutsche Superstar Gustav Jaenecke, der auch nach achtzig Jahren in einem Atemzug mit einem Erich Kühnhackl oder Uwe Krupp genannt werden muss. Das neue Stadion hatte ein Fassungsvermögen von 8.000 Zuschauern, war als neue Attraktion immer ausverkauft und nach diesem Erfolg holte Poensgen noch weitere Mannschaften nach Düsseldorf, ließ aber auch seine DEG, die u.a. mit Verteidiger Rudolf Tobien und den Stürmern Roman Kessler, Horst Orbanowski und Walter Schmiedinger antrat, spielen, und diese machte durchaus eine gute Figur.
Die schönste Figur davon gab es wohl in einem Spiel gegen eine kanadische Auswahl, die nach ihrer Ankunft einen Tag vor dem Spiel eine Trainingseinheit in der Düsseldorfer Altstadt mit allen Konsequenzen durchzog und beim Spiel mehr mit den Kopfschmerzen als dem Gegner zu tun hatte, am Ende aber auch nur zu einem 1:1 kam.
Zu erwähnen wäre noch, dass bereits 15 Jahre, bevor ein Kanadier namens Frank Trottier den EV Füssen trainierte, ein Landsmann von ihm in Düsseldorf aktiv war. Robert Bell, von 1927 bis 1932 in der Schweiz bei Davos und Basel tätig, kam zur DEG und führte professionelle Trainingsmethoden ein, trainierte u.a. auch, für damalige starke 375 Reichsmark im Monat, die Jugend und achtete sehr auf Disziplin, vor allem aber auch darauf, dass der Nachwuchs die Schule nicht aus den Augen verlor. Wie berichtet wurde, gab es für Schüler, die schlechte Noten nach Hause brachten, Trainingsverbot.
Zwar konnte der Trainingsbetrieb nach dem zweiten Weltkrieg bereits im Winter 1945/46 notdürftig wiederaufgebaut werden und die DEG gehörte 1958 auch zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga, aber richtig ernst wurde sie erst genommen, als der Füssener Engelbert Holderied die Trainingsleitung übernommen hatte. Die DEG wurde schon damals, noch in der zweitklassigen Oberliga, ein Zuschauermagnet, konnte im Schnitt 5.500 Zuschauer 1963 zählen. Eine Zahl, die damals die meisten Bundesligavereine nicht erreichten. 1965 gelang der Aufstieg in die Bundesliga und 1967 konnte der erste Titel errungen werden in folgender Besetzung
Tor: Gossmann, Schmengler;
Verteidigung: Hoja, Hübbers, Roes, Schmidt, Schneitberger;
Sturm: Böttcher, Gregory, Heitmüller, Jablonski, Lingemann, Reif, Löggow, Rief, Werdermann.
Die jetzt etablierte DEG konnte jedoch diesen Erfolg zunächst nicht verteidigen, musste sich mit Mittelfeldplätzen zufriedengeben. 1971, 1973, 1980, 1981 und 1986 folgten Vizemeisterschaften, wobei letztere bereits den Weg zu der erfolgreichsten Vereins-Dekade weisen sollte.
1987 wurde der Trainervertrag mit der Legende Otto Schneitberger nicht mehr verlängert und der Kanadier Brian Lefley, von 1979 bis 1981 Spieler bei der DEG, übernahm für ein Jahr das Traineramt. Wie in dieser Saison und auch in den Jahren zuvor hatte die DEG bewiesen, dass die Sturmleistungen für einen echten Sprung nach vorne ausreichen würden, aber die Abwehr zeigte sich, obwohl Nationaltorhüter Beppi Heiß zwischen den Pfosten stand, nicht immer konstant. Während vorne die beiden Kanadier Peter-John Lee und Chris Valentine wirbelten, kassierte die Abwehr 30 Gegentore mehr als die zweitbeste Defensive aus Köln. Über die Rosenheimer Verteidigung musste nicht diskutiert werden, war diese doch sogar noch einmal 22 Gegentore besser als die Kölner. Nur dumm für den Sportbund, dass ausgerechnet im Finale gegen den KEC die Verteidiger häufiger patzten und am Ende hatten die Domstädter mit 3:2-Finalsiegen die Nase vorne. Das wurmte die Düsseldorfer, die zudem mit Zuschauerproblemen zu kämpfen hatten. Tiefpunkt war noch nicht einmal ein Punktspiel. Für den damaligen Neuzugang Stefan Königer aus Schwenningen war ein Ablösespiel für den Dezember 1988 vereinbart worden, und es kamen ganze 432 Zuschauer an die Brehmstraße.
Die Düsseldorfer waren somit 1989 gezwungen alles richtig zu machen, um die Fans bei Laune zu halten. Zwar schlug man bei den Verpflichtungen zu, aber die Abgänge konnten nicht kompensiert werden. Im Tor wurde mit Köln getauscht. De Raaf kam für Heiß. Neben Königer wurden noch Steiger aus Landshut, die beiden Berliner Gotsch und Brockmann und im Laufe der Saison Bruce Hardy geholt. Dafür verließen Topolnisky (Freiburg), Krueger, Brenner (Krefeld), Maj, Smicek (Frankfurt) und Cazazu, Schwaiger, van Houten (Neuss) die DEG. Außerdem überraschten die Düsseldorfer mit einem neuen Sponsor und übernahm dessen Farben. Aus den Stammfarben Rot-Gelb wurde jetzt Türkis. Dazu wurde eine neue Mediawand im Stadion installiert, von der Manager Sültenfuß schwärmte: „Damit sind wir Spitze. Mit 300.000 gegen früher 12.000 Lichtpunkten können wir evtl. sogar Spielszenen wiederholen.“ Für den sportlichen Bereich war der Schwede Peter Johansson, ehemaliger Trainer der schwedischen B-Nationalmannschaft und des Schweizer A-Ligisten HC Sierre, verpflichtet worden. Dessen Leitspruch war: „Nach internationalen Stand müssen alle Spieler Defensive und Offensive beherrschen. Wenn wir mein Spielsystem schnell in die Köpfe der Spieler kriegen, können wir es weit bringen.“ Tatsächlich brachte es die DEG sehr weit, was nach der Vorrunde nicht zu erwarten war. Am Ende hatte man mäßige 39:33-Punkte auf dem Konto und sich hauchdünn vor Schwenningen Platz vier gesichert. In den Play-Offs wurden die Schwarzwälder überraschend deutlich mit 3:0-Siegen (5:2,5:4,6:2) aus dem Weg geräumt und danach wartete der Lieblingsgegner aus Köln auf die DEG. Der KEC war auf Platz eins über die Vorrundenziellinie gerauscht, damit natürlich deutlicher Favorit und kam gegen den Nachbarn böse ins Straucheln. Spiel eins ging noch mit 3:2 an den KEC. Es folgte ein 5:2 für Düsseldorf und dann ein imposantes 7:1 der DEG an der Lentstraße – ein Ergebnis, das noch heute in den Geschichtsbüchern leuchtet. In Spiel vier rissen sich die Kölner am Riemen, konnten aber das Ausscheiden beim 3:4 nicht verhindern. Die DEG stand im Finale, musste sich aber den Rosenheimern mit 1:3-Siegen (1:7,4:2,0:5,2:4) geschlagen geben.
Die DEG hatte an der Trophäe gerochen und jetzt wollten sie alles. Trainer Peter Johansson hatte durch das Saisonfinale überzeugt, durfte bleiben und im Sommer 1989 auf Einkaufstour gehen. Vier Nationalspieler kamen an den Rhein, darunter Koryphäen wie Gerd Truntschka, Dieter Hegen aus Köln, Bernd Truntschka aus Landshut und Dieter Willmann aus Schwenningen. Diese vier kassierten wohl alleine schon über eine Million DM. Da fielen die drei weiteren Neuzugänge Flemming und aus dem eigenen Nachwuchs Hejma, Kreutzer und Schulz gar nicht auf. Präsident Josef Klühs vor der Saison: „Ich bleibe Realist. Wir brauchen eine große Portion Glück. Aber nach den Einkäufen gehören wir sicher zu den Titelanwärtern und müssen ganz vorne landen.“ Das dachten auch die anderen Trainer, die allesamt die DEG in den Kreis der Favoriten hievten.
Tatsächlich standen am Vorrundenende die Düsseldorfer ganz oben auf dem Treppchen, aber sie hatten auch etwas Glück gehabt, denn punktgleich kam der rheinische Rivale über die Ziellinie und auch die Rosenheimer waren mit zwei Punkten nicht übermäßig weit zurückgeblieben. Ein Grund war auch, dass zwar Chris Valentine wie üblich (66 Punkte) gescort hatte, sein Partner Peter-John Lee jedoch, aus Verletzungsgründen, nur 35 Punkte beisteuern konnte. Auch der neue Kanadier Lane Lambert war nicht der Knaller, obwohl er in sechs Spielen acht Punkte schaffte. Dieser zog es schließlich auch vor, in der kanadischen Nationalmannschaft weiterzumachen. Deutlich besser zeigte sich das rheinaufwärts gezogene Duo Didi Hegen/Gert Truntschka. Sie erreichten beide 49 Punkte. Richtig vom Stapel ließen dann diese beiden plus die bereits genannten Kanadier in den Play-Offs. Neuling Hedos München wurde mit 3:0-Siegen (5:1,8:2,9:2) vom Eis gefegt und im Halbfinale gegen Schwenningen war in beiden Defensiven verspäteter Karneval angesagt. Mit dem sagenhaften Torverhältnis von 29:16 (14:7,5:3,10:6) zog die DEG erneut ins Finale ein und diesmal konnte der Rosenheimer Sportbund in die Schranken verwiesen werden. Am Ende hatte die DEG 3:2 Siege (3:4,4:2,5:1,2:3,8:2) eingefahren und konnte sich auf dem Rathausplatz für die vierte Meisterschaft in der Historie feiern lassen.
1990/91 sah dann die Welt etwas anders aus. Die Politik hatte für Umwälzungen gesorgt, die DDR lag in ihren letzten Zügen und die beiden einzigen Mannschaften östlich der Elbe waren der ersten Bundesliga einfach aufaddiert worden, nachdem die zunächst vorgesehene zweite Bundesliga Nord mit dem DEB wegen erhöhter Reisekosten um mehr Geld gefeilscht hatte und abgeblitzt war. Ganz begeistert davon war Alt-Bundestrainer Xaver Unsinn und sein Star Erich Kühnhackl meinte: „Beide Teams werden am Anfang mit einigen Schwierigkeiten kämpfen müssen, aber sie werden ihren Weg machen. Davon bin ich überzeugt.“ Für die Neuen war auf jeden Fall die DEG wieder Favorit. Weißwassers Roland Herzig: „Für mich sind Düsseldorf und Rosenheim erste Anwärter. Aber auch Köln ist stark.“ Der gleichen Meinung war Ost-Berlins Hartmut Nickel.
Einer der Gründe war natürlich neben der Titelverteidigung, dass sich der schwedische Trainer Johansson nach Södertälje verabschiedete und dafür Schlachtermeister Hans Zach aus Bayreuth an die Bande kam. Zach hatte dann auch noch das Problem, dass das Geld nicht mehr ganz so locker im Portemonnaie lag wie ein Jahr zuvor. Der Etat betrug 6,5 Mio. DM, vor dreißig Jahren ein Spitzenwert. Schatzmeister Gossmann bestätigte dann auch, dass die DEG eine Stadionauslastung von 95 Prozent benötigte, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Allerdings betonte Gossmann, dass man vor der kommenden Saison sich nur auf junge, hungrige Spieler konzentriert habe, nicht auf Stars, und damit hätte man auf der gleichen Wellenlänge gelegen wie Hans Zach. Neu kamen Thomas Sterflinger (Köln), Thomas Werner (Frankfurt), Michael Flemming (Freiburg), Olaf Scholz (Essen) sowie die eigenen Junioren Christian Althoff und Hendrik Hölscher. Manfred Wolf und Stefan Königer zogen derweil weiter nach Mannheim.
Als hätten es die Auguren gewusst. Die großen Drei kamen auch tatsächlich so über die Ziellinie, allerdings nicht in der erwarteten Reihenfolge. Der Kölner EC hatte am Ende mit 67 Punkten einen mehr auf dem Konto als die DEG und Rosenheim lauerte bis zum Schluss, stand am Ende mit 62 Punkten auf Rang drei. Das sogenannte Mittelfeld, das von den Berliner Preußen angeführt wurde, hatte mit dem Vorrundenausgang nichts am Hute. Ganze 14 Punkte Rückstand hatten die Berliner. Ganz am Ende landeten die beiden ostdeutschen Neulinge. Weißwasser kam auf Rang 13 mit 27 Punkten, der EHC Dynamo Berlin mit 23 Zählern auf Rang 14. Bei den Scorern zeigte sich jetzt Gert Truntschka richtig eingestellt, landete mit 81 Punkten auf Rang fünf der Scorerliste, Kollege Valentine mit 74 Punkten auf Rang neun. Die Kanonen waren jedoch woanders aufgestellt. Die Frankfurter, die sich aufgrund eines Sparplanes Gedanken um die Konkurrenzfähigkeit gemacht hatten, konnten sich freuen, mit dem Tschechen Jiri Lala und dem Kanadier Mark Jooris die Saisonkanoniere Nummer eins und zwei in ihren Reihen zu haben. Beiden scorten zusammen 204 –Mal – bis heute Rekord. Aber auch diese Freude konnte am Saisonende nicht die finanziellen Differenzen überdecken und am Ende musste sich die Frankfurter Eintracht aus der Bundesliga zurückziehen. Die DEG dagegen legte die beiden Frankfurter Topscorer im Viertelfinale an die kurze Leine und setzte sich schließlich beeindruckend mit 3:0-Siegen (7:0,7:1,9:4) durch. Das Halbfinale, das, wie leider häufig in Deutschland üblich, nicht mit Überraschungskandidaten aufwartete, sondern mit den ersten Vier der Vorrundentabelle, sah echt spannende Matches. Beide Serien gingen über die damals vollen fünf Spiele. Köln setzte sich gegen die Berliner Preußen nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 durch und auch die DEG lag gegen Rosenheim bereits 0:2 zurück (2:3,1:5), um dann noch drei Siege in Folge (8:1,4:2,7:4) einzufahren und in das Finale einzuziehen. Dort wartete Köln und diesmal schien die DEG gut vorbereitet. Einem 3:1 in Köln folgte ein 5:1 an der Brehmstraße. Jetzt musste noch ein zweiter Sieg in Köln her und die zweite Meisterschaft in Folge konnte gefeiert werden. Udo Kießling & Co. hatten jedoch etwas dagegen. Mit 4:3 gewannen sie Partie drei und trotzdem hatte die DEG noch die Nase vorn. Das zweite Heimspiel sollte endlich die Trophäe bringen und diesmal versagten die Düsseldorfer Nerven. Köln gewann mit 1:0 und hatte wiederum jetzt alle Chancen mit seinem dritten Heimspiel in der Finalserie. Und wieder versagten die Nerven, diesmal jedoch die der Kölner. Die DEG gewann 4:0, konnte erstmals in ihrer Geschichte einen Titel verteidigen und auch Hans Zach konnte stolz sein. Als Erstliganeuling gleich den Titel holen, das hatte zuletzt Markus Egen vom EV Füssen dreißig Jahre zuvor geschafft.
Zwei Titel hintereinander hatten die DEG hungrig gemacht. Jetzt wollten sie den dritten in Folge und dafür wurde auch der Etat auf 8 Mio. DM aufgestockt. Mithalten konnte hier lediglich der große Rivale aus Köln, der 7 Mio. DM aufbrachte. Ganz am Ende in dieser Rangliste Kaufbeuren (3,7 Mio. DM) und Weißwasser (3,5 Mio. DM). So befürchtete vor der Saison Berlins Star Axel Kammerer: „Es wird wohl wieder eine Drei-Klassen-Gesellschaft geben.“ Ein Satz, der sich bewahrheiten sollte. Allerdings hatte sich ein Team in Richtung Spitze aufgemacht, um aus dem Trio ein Quartett zu machen, während ein anderes trotz namhafter Zugänge im Mittelfeld hängenblieb. Die Rede ist von den Berliner Preußen und dem Mannheimer ERC. Die Preußen kamen am Ende auf Rang vier, Mannheim auf sechs. Das hört sich noch adäquat an, aber Berlin hatte auf Mannheim 17 Punkte Vorsprung. An der Spitze ließ sich die DEG, die im Sommer nach einem Jahr Ruhe auf dem Transfermarkt wieder zuschlug, nicht vom Vorrundenthron stoßen. Die jetzt auch noch mit Doucet (Landshut) und Lay (Schwenningen) verstärkten Rheinländer ließen dem KEC keine echte Chance, hatten am Ende mit 74:67-Punkten sieben Punkte Vorsprung. Selbstredend, dass auch die Einzeldisziplinen Verteidigung und Sturm mit großem Vorsprung gewonnen werden konnten. Beeindruckend auch wieder das Trio G. Truntschka/Hegen/Valentine. Die drei erzielten 249 Scorerpunkte. Das Rosenheimer Trio Derkatch, Vogel, Sherven erreichte 218 Punkte. Damit war klar: Wer Meister werden wollte, musste an der DEG vorbeikommen.
Im Viertelfinale war wieder einmal Schwenningen der Gegner. Diesmal hatten die Schwarzwälder keine Chance. Nach 3:0-Siegen und 21:4-Toren (5:1,5:2,11:1) war das Halbfinale erreicht, wo Mannheim wartete. Auch die Badener waren kein nennenswerter Gegner, wurden ebenfalls mit 3:0-Siegen und 21:5-Toren (10:2,4:1,7:2) den Rhein runtergespült. Im anderen Halbfinale blieben die Rosenheimer, die zuvor Krefeld eliminiert hatten, ebenfalls mit 3:0 (15:5 Tore) gegen die Berliner Preußen Sieger. Deutschland hatte sein Traumfinale, aber es wurde kein Traum, denn Rosenheim hielt zwar mit, konnte die DEG aber nicht wirklich in Bedrängnis bringen. Am Ende brauchte die Düsseldorfer EG auch im Finale nur drei Spiele (3:1,6:3,6:2), um zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister zu werden. Die DEG hätte für den Titel 15 Spiele benötigen können, brauchte aber nur die Minimalzahl von neun – bis heute deutsche Bestleistung.
Damit schien auch sofort die Frage geklärt, wer 1993 die Meisterschaft holen werde. „Schien“, denn im Sommer verließen zwei Koryphäen den Rhein. In München hatte man die Abstiegskämpfe satt und mit dem Scheckheft gewedelt, köderte man damit Gerd Truntschka und Dieter Hegen und auf einmal waren sich die Trainer in der Bundesliga nicht mehr sicher, obwohl die DEG den Etat erneut angehoben hatte. 9,5 Mio. DM waren immer noch Spitze, Hedos München sprang mit 8,5 Mio. DM auf Platz zwei und Mannheim mit 7,6 Mio. DM auf drei. Ganz hinten die andere Rheinseite mit Ratingen, das sich 4 Mio. DM gönnte, und mit Kaufbeuren (4,2) das Armenhaus der Liga darstellte.
Die weiterhin in türkis-weiß gewandeten Düsseldorfer hatten neben ihren beiden Topstürmern außerdem noch Werner (Preußen Berlin), Flemming (Krefeld), Scholz (Frankfurt) und Althoff (Kaufbeuren) verloren. Der personelle Ausgleich ließ sich jedoch sehen. Topstürmer Mark Jooris wechselte von der Spree an den Rhein, aus Rosenheim kamen Bernd Kühnhauser und Wolfgang Kummer, aus Landshut Lorenz Funk und aus Ratingen Christian Schmitz. Dazu Hans Zach: „Wer Meister werden will, muss die DEG schlagen. Allerdings ist Hedos München Favorit, könnten an der Spitze Rosenheim ersetzen.“ Zur Erklärung: Aus wirtschaftlichen Gründen waren die Rosenheimer im Sommer 1992 aus der ersten Bundesliga ausgeschieden, bandelten kurzfristig mit der Oberliga Süd an, um am Ende in der zweiten Bundesliga anzutreten.
Als die Vorrunde zu Ende war, mussten die Fachleute zugeben, dass sie die DEG unter- und die Münchner überschätzt hatten. Die Düsseldorfer blieben über die gesamte Vorrunde hochüberlegen, beendeten sie mit 14 Punkten Vorsprung vor dem Kölner EC. Die Kölner, die an der Bande für Hardy Nilsson Wladimir Wassiliew geholt hatten, hatte niemand so richtig auf der Rechnung, aber der clevere Russe stellte das Team geschickt auf und der zweite Platz war der verdiente Lohn. Noch verrückter Platz drei: Der Aufsteiger des Vorjahres, der Ex-Meister aus Krefeld, verbesserte sich um vier Plätze, kam noch vor den hoch eingeschätzten Münchnern über das Ziel, wobei die Bayern zufrieden sein konnten. Immerhin spielten sie jetzt an der Spitze mit, waren vom Abstiegskampf weit entfernt.
In den Play-Offs startete die DEG im Viertelfinale ausgerechnet gegen den 15 Kilometer entfernten Nachbarn Ratingen. Es war eine lockere Serie, die am Ende mit 3:0-Siegen und 17:3-Toren (8:1,5:1,4:1) entschieden wurde. Im Halbfinale wartete ein deutlich schwererer Gegner. Die Berliner Preußen wollten mit aller Macht ins Finale, zwangen die DEG in zwei von drei Spielen in die Verlängerung, aber die Düsseldorfer behielten die Ruhe und hatten am Ende wieder 3:0-Siege (3:2,3:2,2:1) eingefahren. Gegner im Finale war mal wieder der alte Rivale aus Köln. Dieser hatte im Halbfinale den Mannheimer ERC mit 3:1-Siegen ausgeschaltet. Spiel eins ging mit 5:4 n.V. an die DEG. Es folgte eine 2:5-Niederlage in Köln. An und für sich ertragbar, aber die Fans mussten kurz einmal innehalten und überlegen, wann es die letzte Play-Off-Niederlage gegeben hatte. 17 Spiele zuvor, im Finale 1991, auch gegen Köln hatte es ein 0:1 gegeben. Ein schlechtes Omen? Das zweite Finalheimspiel ging mit 6:4 an die DEG, der KEC glich im vierten Spiel mit einem 2:0 aus. Jetzt musste das fünfte Spiel die endgültige Entscheidung bringen und die Partie ging nach Verlängerung nach einem Tor von Ben Doucet mit 2:1 an die Düsseldorfer, die sich somit den vierten Titel in Folge und den siebten insgesamt erkämpft hatten.
1996 folgte noch eine weitere Meisterschaft und jetzt warten Vorstand und Fans seit fast 25 Jahren auf den nächsten Titel. Eigentlich wäre es an der Zeit, dass der Altmeister aus dem Rheinland am Ende mal wieder auf dem höchsten Treppchen steht.