Verrückte Eishockeywelt im Krefelder König-PalastKrefeld Pinguine – Eisbären Berlin 4:1 (2:0, 0:1, 2:0)

Auch auf dem Eis gab es Unerwartetes. Die Pinguine überraschten ihre Anhänger mit Elan und Einsatzwillen und setzten ihren Gegner von Anfang an unter Druck. Nicht die Erfolgsmannschaft der letzten drei Wochen aus Berlin, die 8 ihrer 9 Spiele gewonnen hatte, sondern der Punktelieferant vom Niederrhein (5:19 Punkte im Dezember, letzter Heimsieg am 30.11.) drückte dem Spiel seinen Stempel auf. Schon in der 6. Minute störte Colin Long erfolgreich das Berliner Aufbauspiel hinter dem Tor von Mathias Niederberger, eroberte die Scheibe und passte auf Mike Mieszkowski, der völlig frei 5 Meter vor dem Torwart stand und sofort hart und flach abzog: 1:0 für die Pinguine. Krefeld drängte weiter und blieb bis zum Powerbreak spielbestimmend. Das Glück stand Tomás Duba zur Seite, als in Minute 13 bei einem Gewühl im Torraum sich gleich mehrere Spieler auf Torwart und Scheibe warfen, da keiner mehr den Überblick hatte. Fortuna dachte aber auch an Mathias Niederberger, als seine Vorderleute in Minute 15 Colin Long ein verspätetes Weihnachtsgeschenk machten, der aber wohl zu überrascht war, um diese 100%ige Chance zu verwandeln. Kurz vor dem Drittelende konnten die Pinguin-Fans nochmals jubeln: im Berliner Drittel passte Adam Courchaine in halblinker Position von der blauen Linie herrlich auf Marcel Müller, der von halbrechts vor dem Tor mustergültig quer passte auf Daniel Pietta, der von links ungehindert zum 2:0 verwandeln konnte.
Die erste Hälfte des Mitteldrittels sah ein ausgeglichenes Spiel mit einigen Chancen für beide Teams, die jeweils eine Unterzahl unbeschadet überstanden. In der zweiten Krefelder Strafzeit konnten die Eisbären dann ihrerseits ein verspätetes Weihnachtsgeschenk der Pinguinabwehr zum Anschluss-treffer verwerten: ein Pinguin wollte mit einem harten Schlag die Scheibe von hinter dem Tor durch die Rundung aus dem Drittel herausbringen, schoss aber den vor ihm stehenden T.J. Mulock an, von dessen Bein die Scheibe vor das Pinguin-Tor sprang und von Antti Miettinen sofort in selbiges befördert wurde.
Zu Anfang des Schlussdrittels überstanden die Pinguine eine unnötige Strafzeit gegen Nick St. Pierre ebenso unbeschadet wie 6 Minuten später eine weitere gegen Joel Perrault. Ursache dafür, dass die Pinguine ihren knappen Vorsprung halten konnten, war nicht nur, wie Eisbärentrainer Uwe Krupp später in der Pressekonferenz sagte, dass „die Mannschaft um jeden Zentimeter“ kämpfte, sondern auch, dass die Eisbären kein Zielwasser getrunken hatten und viele Schüsse vorbeigingen am Tor von Tomás Duba, der wieder eine tadellose Leistung bot. Beide Mannschaften arbeiteten hart, und die Krefelder Unsicherheiten bzw. Fehler nahmen zu, aber nur 2 Minuten nach dem Ende seiner Strafzeit bediente Perrault István Sofron, der Niederberger zum 3:1 überwinden konnte. Danach gab es für die Pinguine stehende Ovationen ihrer treuen Fans. Schon drei Minuten vor dem Ende nahm Uwe Krupp seinen Torwart vom Eis. Marcel Müllers Empty-Net-Tor in Minute 59 fand wegen Abseits-stellung keine Anerkennung. In der letzten Minute war es „Mister Zuverlässig“ vorbehalten, aus zentraler Position ‚mit Schmackes‘ durch drei Berliner Spieler hindurch den 4:1 Endstand zu erzielen. Als nach dem Abpfiff die Krefelder Anhänger „Eisbären und KEV“ skandierten, reflektierte das sowohl ein faires Spiel auf gutem Niveau als auch die menschenverbindende Wirkung, die von einem harten Mannschaftssport ausgehen kann.
Uwe Krupp lobte das „gute Spiel“ der Pinguine und ihre Entschlossenheit, Rick Adduono stellte fest: „Heute hat die Mannschaft bis zur letzten Minute gut gekämpft.“ und fügte hinzu, dass „alle zusammen für alle zusammen gespielt“ hätten.
Torfolge: 1:0 (6.) Mieszkowski (Long,Vasiljevs) – 2:0 (20.) Pietta (Müller, Courchaine) –2:1 (37.) Miettinen (Mulock) PP1 – 3:1 (53.) Sofron (Perrault, Hauner) – 4:1 (60.) Courchaine (Pietta) EN
Strafen: Krefeld 8 – Berlin 2
Schiedsrichter: Bauer / Daniels
Zuschauer: 6305