Uwe Krupp: "Noch viel Eishockey zu spielen" Eisbären Berlin gewinnen Spiel 1 gegen Red Bull München
Petri Vehanen stand von 2014 bis 2018 im Tor der Eisbären. (picture-alliance 7 Tobias Hase / dpa)Es ist das Finale, was sich schon zu Ende der Hauptrunde und zu Beginn der Play-offs abgezeichnet hat. Frank Mauer bezeichnete es im Vorfeld als "Offensivspektakel". Trotz des Spieltermins Freitag, 13. April, spielte Aberglaube bei den Red Bulls aber keine große Rolle, wenngleich es auch die verschiedensten Rituale vor einem Spiel bzw. während den Play-offs bei den Spielern gibt, wie Kony Abeltshauser weiß: "Die Rituale hatten wir bereits in der Hauptrunde und da werden wir auch weiterhin dran festhalten, wie zum Beispiel, dass man erst den linken und dann den rechten Schoner anzieht oder sich in den Play-offs die Bärte nicht mehr rasiert. Aber wenn einem vor dem Spiel eine schwarze Katze über den Weg läuft, stört uns das nicht."
Nicht über die Straße, sondern über den roten Teppich auf die Eisfläche ging, nein schritt, vor Spielbeginn die bekannte Sportmoderatorin und Sängerin Ruth Hofmann ( bekannt durch "Doppelpass" u.a.), die die deutsche Hymne zum Besten gab.
Offensichtlich fanden sich die Red Bulls ein wenig geblendet von der jungen Dame, denn nach nur 70 gespielten Sekunden gingen die Gäste durch Jamie MacQueen in Führung. Auch das weitere Spiel des amtierenden Meisters war alles andere als überzeugend. Dies war vor allem auch der Art und Weise geschuldet, wie die Mannschaft von Uwe Krupp auftrat: forsch und mit perfekten Forechecking. "Wir sind gerade im ersten Drittel nicht so rausgekommen, wie wir das gehofft haben. Daraus müssen wir lernen", so Münchens Yannic Seidenberg nach dem Spiel. Zum Teil mit fünf Mann an der blauen Linie der Red Bulls standen die Berlinern und erstickten jegliche Spielbemühungen der Gastgeber im Keim. Dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Matsumoto folgten das zweite und dritte Tor der Hauptstädter durch Backman und Sheppard.
München fand kaum ein Mittel gegen die clever agierenden EIsbären, deren Chef im Vergleich zum stoisch ruhigen Don Jackson schon beinahe am rotieren war, obwohl es für seine Mannschaft bislang wie nach Plan lief. "Es war ein enges Spiel. Wir müssen fokussiert bleiben und unseren Gameplan umsetzen", so Krupp.
Unter den Augen von DEB-Präsident Franz Reindl blieben die Eisbären die agilere Mannschaft und blendeten die Red Bulls nach Belieben. Die Red Bulls fanden aber in der zweiten Drittelpause offenbar eine geeignete Schneebrille und begannen, sich immer besser in die Partie einzufinden. "Wir sind zu spät aufgewacht", so Yannic Seidenberg weiter.
Wie sagte Frank Mauer noch am Mittwoch?: "Gesunde Härte schadet niemand. Das macht die ganze Sache noch intensiver." Das dachten sich zehn Minuten vor Schluss wohl auch Kai Wissmann und Mads Christensen, die ein paar Höflichkeiten untereinander austauschten und sich dafür dann jeweils zwei Minuten ausruhen durften. Die Partie wurde jetzt emotionaler und auch zuweilen ein wenig ruppiger. Aber - auch das sei mal erwähnt - die Schiedsrichter ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern blieben ihrer Linie, möglichst viel Körperkontakt und auch das eine oder andere kleine Scharmützel durchgehen zu lassen, treu und ließen die Spieler das Spiel entscheiden. Und wer hätte das anderes sein können als das Play-off-Monster der Eisbären namens Louis-Marc Aubry?
Mitten in die Schlussoffensive der Red Bulls kam Aubry wie ein Blitz und erhöhte fünf Minuten vor Ende auf 4:2 für die Eisbären. Hatte er den Red Bulls damit schon den Zahn gezogen? Es sah beinahe danach aus, aber Don Jackson wäre nicht Don Jackson, wenn er sein Team nicht nochmals zu einem Geniestreich treiben würde. Genau das passierte 53 Sekunden vor Schluss, als Aucoin noch einmal verkürzen konnte. Zum Wunder reichte es dann aber nicht mehr. "Wir können besser sein und müssen besser werden. Unterschied waren die Zweikämpfe vor dem Tor", konstatierte Don Jackson im Anschluss an das Spiel.
Berlin geht damit mit 1:0 in der Best-of-Seven-Serie in Führung und zeigte zumindest in diesem Spiel - getrieben von einer grandiosen Leistung von Keeper Petri Wehanen - den Red Bulls die Grenzen auf. "Das ist natürlich bitter für uns. Das Wichtigste ist, dass wir das jetzt schnell abhaken", so ein enttäuschter Yannick Seidenberg.
Von überschwänglicher Euphorie war bei Uwe Krupp im Gegensatz zu den zahlreich mitgereisten Berliner Fans jedoch weit und breit keine Spur. Nüchtern, beinahe emotionslos analysierte er: "Das war ein schnelles Spiel heute von beiden Mannschaften. Das war eine enge Angelegenheit, in der wir einen Weg gefunden haben, das Spiel zu gewinnen." Vom vielbeschworeren Heimvorteil, den sich die Eisbären mit diesem Sieg jetzt erarbeitet haben, wollte Krupp jedoch nichts wissen: "Der einzige Vorteil ist, dass München immer noch viermal gegen uns gewinnen muss. Es ist noch viel Eishockey zu spielen."