US-Vagabund mit irischem Blut

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde Eishockey mit sieben
statt sechs Spielern ausgeübt. Neben Torwart, zwei Verteidigern und drei
Stürmern stand mit dem sogenannten "Rover" ein weiterer Feldspieler auf dem
Eis. Diesem war keine feste Position zugeteilt, er hatte sowohl defensive
wie auch offensive Aufgaben zu erfüllen und war somit universell einsetzbar.
Meistens war der "Rover" daher auch der beste Spieler einer Mannschaft.
Das möchte Mark Murphy bei der Düsseldorfer EG in der kommenden Saison
auch gerne werden. In einem Punkt ist der Zugang aber schon jetzt ein echter
"Rover". Denn Rover bedeutet übersetzt Vagabund oder Umherwanderer. "Ich
reise eben gerne", sagt der Stürmer zu seinen Stationen in mehreren Ländern.
Dass diese vor allem in Europa zu finden sind, liegt in der Natur der Sache.
"Ich komme aus Boston. Das ist eine sehr europäische Stadt, in die einst
viele Iren ausgewandert sind. Wie der Name Murphy verrät, hat auch unsere
Familie irische Wurzeln, weshalb meine Mutter neben dem US-Pass noch
zusätzlich einen von Irland besitzt."
Der gerade 33 Jahre alt gewordene Betriebswirt liebt neben der grünen
Insel auch England, Italien und Spanien. Keine wirklichen
Eishockey-Hochburgen, weshalb ihn der berufliche Weg zunächst nach Finnland
führte, wo er für HIFK Helsinki die Schlittschuhe schnürte. "Eine schnelle
Liga in einem Land mit freundlichen Menschen, aber es war auch dunkel und
kalt", so Murphy, der in die Schweiz weiterzog. Im Trikot von Fribourg
wurden die Späher der Augsburger Panther auf ihn aufmerksam und holten ihn
2006 an den Lech. "Mein Start dort war sehr frustrierend. Erst hatte ich
eine Knieverletzung, dann Probleme an Schulter sowie Rücken und die
Play-offs haben wir auch verpasst." Murphys Gesetz halt? Alles, was
schiefgehen kann, geht auch schief?
Nach Startschwierigkeiten zum Führungsspieler
Mitnichten. Der Mann aus Massachusetts kam richtig in die Kufen.
Murphy erzielte in 137 Spielen für die Fuggerstädter 49 Tore, bereitete
weitere 63 Treffer vor und wurde sogar zum Kapitän gewählt. Trotzdem musste
er nicht lange überlegen, als das Angebot der DEG kam. Etwa weil es in der
Düsseldorfer Altstadt jede Menge Irish Pubs mit gutem "Murphys Stout" gibt?
"Nein. Ich trinke nur ganz selten Bier", sagt Murphy, der ein eher
introvertierter Mensch ist. "Ich lese viele Bücher, sehe mir Filme an und
gehe gerne spazieren."
Was in Augsburgs Umgebung eigentlich schöner ist. "Ich möchte aber
Deutscher Meister werden und diese Chance ist in Düsseldorf sehr groß." Wie
es geht, einen Titel zu holen, weiß er. Mit Philadelphia gewann Mark Murphy
2005 die Finalserie in der AHL. Da war er ein "Rover". Nein, kein Vagabund,
sondern der beste Spieler.
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