„Unser Ziel ist es, der beste Klub zu sein, aber nicht der teuerste“
Vor vier Wochen wurde die Zukunft der Frankfurt Lions geklärt. Nach dem Tod von Gerd Schröder gingen die Gesellschaftsanteile mit sofortiger Wirkung an die SSD AG über, die sich im Besitz von Frankfurter Geschäftsleuten befinden. Hockeyweb Redakteur Frank Meinhardt traf den Vorstandsvorsitzenden Siggi Schneider (Foto privat) , der offen über die Vergangenheit und die Zukunft sprach. Wichtigste Botschaft: Alle finanziellen Verbindlichkeiten sind getilgt.
Herr Schneider, Sie sind der neue Boss der Frankfurt Lions. Wie kam es dazu?
Nachdem Gerd Schröder in das Koma gefallen war wurde schnell klar, dass er nicht mehr gesund wird. Daraufhin habe ich meine Hilfe angeboten. Dass dies nun das Ergebnis ist überrascht mich auch.
Sie haben Ihre Hilfe angeboten, wie ging es weiter?
Mein Freund Bernd Reisch kam zu mir und hat mich gebeten eine Lösung zu finden, um das Frankfurter Eishockey aufrecht zu erhalten. Da habe ich zugestimmt. Klar ist aber, dass ich das nicht alleine schaffen kann, sondern Unterstützung benötige. Ich habe in der Folge viele Gespräche geführt und als Endergebnis die Lions übernommen.
Sie sagen übernommen. Also nicht gekauft?
Nein, die Lions wurden übernommen. Es wurden noch einige Verbindlichkeiten getilgt.
Heißt das, die Lions waren verschuldet?
Na ja, sagen wir mal so, es gab Altlasten, die uns alle sehr überrascht haben. Ich bin aber froh heute sagen zu können, dass sich nahezu alle Verbindlichkeiten erledigt haben.
Was für Altlasten waren dies und wie schockierend war der Anblick der roten Zahlen?
Ganz ehrlich, ich war sehr geschockt, weil niemand damit gerechnet hat. Es kamen Forderungen auf uns zu, die zum Teil älter wie zehn Jahre waren. Aber wie gesagt, es sind alle finanziellen und moralischen Verbindlichkeiten erledigt und wir können nun nach vorne blicken.
Sie sagen, dass Sie schockiert waren. Standen die Lions vor dem Aus?
Ohne ins Detail zu gehen, aber so wie in der Vergangenheit gewirtschaftet wurde wäre es nicht mehr lange gut gegangen. Ich habe gut drei Monate gebraucht, um mich in alle Bücher einzulesen. Dabei hatte ich auch professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Heute bin ich den Sponsoren und der Stadt Frankfurt dankbar, dass sie uns entgegengekommen sind. Vor allem mit der Stadt Frankfurt fanden bisher sehr gute Gespräche zu vielen Themenbereichen statt.
Die Lions sind also schuldenfrei?
So gut wie. Wir wollen die Lions nun auf stabile Füße stellen. Sicher gehören wir nicht zu den reichsten Vereinen, das ist aber auch nicht mein Ziel. Wir wollen guten Sport anbieten, das ist das Ziel.
Sie sprechen von wir. Wer gehört zu Ihrem Team?
Wir das Team ist eine Aktiengesellschaft, die inklusive mir aus vier Personen bestehen. Ich stehe als Vorstandsvorsitzender an der Spitze. Meine Partner möchten im Hintergrund bleiben und nicht genannt werden. Den Vorsitz des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft hat Bernd Reisch übernommen, der ja seit Jahren mit dem Frankfurter Eishockey verbunden ist. Zu meinem Team gehören aber auch die Fans der Lions oder die Stadt Frankfurt. Ich alleine werde es nicht händeln können. Alles ist nur in der Gruppe möglich, um die zweitgrößte Sportart in Frankfurt erfolgreich aufrecht zu erhalten.
Bekanntermaßen kann man mit dem Produkt Eishockey nicht wirklich Geld verdienen. Was ist Ihre Intension?
Wir wollen aus dem Geschäft Eishockey ein gutes Geschäft machen. Die Einnahmen werden überwiegend aus Sponsorengeldern und Zuschauereinnahmen erzielt. Ich sehe das ganze derzeit mehr als sehr intensive Freizeitbeschäftigung. Die Mehreinnahmen werden wir in den Sport stecken.
Werden die Frankfurt Lions einen höheren Etat haben in der nächsten Saison?
Der Etat wird sich in der Größenordnung befinden wie in dieser Saison.
Welche Änderungen wird es geben?
Wir sind derzeit dabei in vielen Bereichen neue Konzepte zu erstellen. Ziel ist es, der beste Klub zu sein, aber nicht der teuerste. Zunächst wollen wir aber die laufende Saison ordentlich zu Ende bringen.
Ein Thema ist seit langem die Jugendförderung in Frankfurt. Wird sich da etwas tun?
Wir werden in Zukunft kleines Geld in die Hand nehmen, um die Young Lions zu unterstützen. Unser Manager Dwayne Norris wird zu diesem Thema ein Konzept erarbeiten. Mit Geld allein wird sich dieses Thema aber nicht erledigen. Da hängt sehr viel mehr dran. Die Kinder bzw. Jugendlichen benötigen ausgebildete Trainer. Sie brauchen Trainingszeiten und vor allem eine Übungsfläche. Da wären wir wieder beim Thema Stadt Frankfurt. Sie können aber versichert sein, wir sprechen derzeit mit allen, die den Frankfurt Lions gut besonnen sind und die helfen möchten.
Ein Dauerthema ist seit Jahren der Neubau einer Multifunktionsarena. Wie ist der aktuelle Stand?
Es gibt Möglichkeiten die Eissporthalle auszubauen. Genauso ist es möglich, dass eine neue Arena entsteht. Entscheidend ist, dass demnächst eine Entscheidung fällt. Auch hierzu haben wir gute Gespräche mit der Stadt geführt.
Gerd Schröder hat sich aus dem sportlichen Bereich komplett herausgehalten. Wie werden Sie sich verhalten, wenn beispielsweise ein neuer Spieler verpflichtet werden soll?
Ich bin Eishockey interessiert aber noch lange kein Fachmann. Dennoch werde ich den Trainer und unseren Manager sehr eng begleiten. Ich möchte alles wissen und vor allem verstehen. Daher werde ich mit am Tisch sitzen und kritische Fragen stellen und meine Anmerkungen geben.
Herr Schneider, vielen Dank für das Gespräch.
(Frank Meinhardt)