Ungewöhnliche Vorbereitung: Krefeld Pinguine oder „EC Hollywood“? Teamcheck: Krefeld Pinguine

Die Hoffnung in Krefeld war groß, dass endlich einmal Ruhe einkehren würde. Lange zog sich der Streit um die Anteile von Mikhail Ponomarev hin, ehe klar war, dass sie verkauft werden können – und zwar an den Schweizer Stefano Ansaldi und die Save’s AG. So wurde zunächst Roger Nicholas, der zuletzt in unteren Ligen aktiv war, Sportlicher Leiter, übergab aber noch lange vor dem ersten Spiel an den erst 24-jährigen Sergej Saveljev. Ob es an der Unerfahrenheit des jungen Mannes lag, ist ungewiss, allerdings folgten einige Chaostage, die dafür sorgten, dass es zu einer spätabendlichen Mannschaftssitzung kam, dass das Team bei einem Magenta-Cup-Spiel deutlich verspätet zum Aufwärmen auf dem Eis erschien und dass schließlich sieben Spieler aus dem direkten Profikader (dazu noch Alexander Boyarin, der im Oberliga- und DNL-Team zum Einsatz kam) den Club verließen, sodass immer wieder nachverpflichtet werden musste. Zudem liefen beim DEL-Vorbereitungsturnier Spieler auf, die nur für diesen Cup verpflichtet worden waren, obwohl es nach acht Monaten Pause darum gehen sollte, dass sich das Team einspielen kann. Umgekehrt wurden Spieler wie der Norweger Christian Bull ausgeliehen und erst vor kurzem zurückgeholt. Dazu kommt der Abschied von Daniel Pietta – wie dieser Wechsel verlief, sorgte gar für Social-Media-Spot vom Nachbarn Düsseldorfer EG.
Freilich steht jede Mannschaft in jeder neuen Saison vor der Aufgabe, sich zu beweisen. Das gilt in Krefeld diesmal aber verstärkt für die Club-Führung – denn das Chaos in der Vorbereitungszeit, Unerfahrenheit hin oder her, reicht für drei komplette Spielzeiten. Die Pinguine selbst erkannte das auch – und schrieben in einer Pressemitteilung davon, nicht der „EC Hollywood“ sein zu wollen.
Sportlich lief es dagegen vergleichsweise solide. Zwar wurden die Krefeld Pinguine Gruppenletzter im Magenta-Sport-Cup, absolvierten aber immer wieder ordentliche Spiele. Und das in wechselnder Zusammensetzung. Das Torverhältnis von 8:13 Treffern aus sechs Spielen (mit einem Sieg, einem Overtime-Sieg und vier Niederlagen) zeigt, dass das Team an seiner Effektivität arbeiten muss. Die größere Baustelle scheint aber die Defensive zu sein, blickt man auf die Spielweise der Hintermannschaft in den jüngsten Cup-Spielen. Zu oft schien die Mannschaft den Überblick zu verlieren. Ob daran weiterhin Mihails Svarinskis und Boris Blank als verantwortliche Trainer arbeiten (denn auch der als Cheftrainer verpflichtete Glen Hanlon verließ die Pinguine während der Saisonvorbereitung) oder ob doch noch ein neuer Cheftrainer geholt wird, ist nicht final geklärt – oder es ist noch nicht kommuniziert werden. Zuletzt bekam das Team noch Verstärkung für die Defensive, als Constantin Braun auf Leihbasis von den Eisbären Berlin nach Krefeld kam, der viel Erfahrung mitbringt, aber keines der sechs Cup-Spiele mit dem Team absolvieren konnte.
Einer der auffälligsten Spieler des Turniers – einmal abgesehen von Kurzzeit-Neuzugang und Schnell-wieder-Abgang Kris Foucault – war Lucas Lessio. Auch der 25-jährige Nikita Shatsky, der aus der VHL, der zweiten russischen Liga, kam, fiel immer wieder auf, litt aber wie das gesamte Team noch an ausbaufähiger Effektivität.
Eine Prognose für die verkürzte Saison abzugeben, fällt daher schwer. Wenn das Team genug Ruhe hat, könnte die eine oder andere Überraschung gelingen. Denkbar ist, dass das Krefelder Team durchaus gut mithält und vor allem kämpferisch überzeugt – ob aber in ausreichendem Maße Punkte eingefahren werden, sei dahingestellt. Die Kurzsaison wird es zeigen.