Und sie können es doch: 4:2 gegen Ingolstadt

Klare Worte bei den AdlernKlare Worte bei den Adlern
Lesedauer: ca. 3 Minuten

"Backsteine" seien ihm vom Herzen gefallen, lachte Adler-Geschäftsführer

Matthias Binder nach dem Spiel und Trainer Stephane Richer hat man schon

lange nicht mehr so strahlen sehen: "Vielleicht ändert dieses Spiel die

Saison." Friede, Freude, Eierkuchen bei den Mannheimer Adlern, die sich mit

einer guten Leistung in die Pause verabschiedeten.



"Das kann doch nicht wahr sein", war wohl der Satz, den man am häufigsten

hörte an diesem Abend. In den ersten beiden Dritteln weil nichts ging auf

Adler-Seite, obwohl die Mannheimer munter stürmten. Und auch, weil so mancher

Pass haarscharf am Ziel vorbeiging. Zwei Tore schossen die Ingolstädter,

ausgerechnet Ex-Jungadler Markus Schröder das eine, NHL-Star Marco Sturm das

andere.

Die Fans ließen die Köpfe hängen, man nahm an, dass auch dieses Spiel den

üblichen Saisonverlauf nehmen würde: Verunsicherte Adler stochern im Nebel,

während der Gegner punktet. Healey vergab gar einen Penalty. Doch, oh

Wunder, alles kam ganz anders. Denn diese Adler legten auf einmal einen Gang

zu, überrannten die Gäste, die vorher geschickt agiert hatten. Und auf

einmal war auch das Glück da, das so lange gefehlt hatte. An Torwart Karg,

der für die erkrankte Nummer eins hatte einspringen müssen, lag es nicht,

der hatte einige "big saves" und machte eine gute Figur. Gegen Tremblay aber

war er im dritten Drittel machtlos, der schaffte den Anschlusstreffer zum

1:2. Der Mann hat sich bereits jetzt Respekt verdient, weil er sich immer

einsetzt und kämpft, egal, wie der Spielstand ist, egal, wie die anderen

sich auch mal hängen lassen. In ganz großem Maße gilt das immer wieder für

Rene Corbet, dem die Fans besonders huldigten, er hat es verdient.

So richtig spannend wurde es in der Mitte des Schlussabschnitts nach

Tremblays Tor. Auch die Fans witterten Morgenluft und

wurden nicht enttäuscht. Denn jetzt legten die Adler noch einen Gang zu.

Diesmal war es Kelly, der im Fernsehen zu diesem Zeitpunkt schon

abgeschrieben worden war, auf Zuspiel von Tripp und Healey. Und dann kamen

zwei zum Zuge, die wertvolle Stützen des Teams sind: Edgerton und Corbet. Da

waren die Adler mit 3:2 plötzlich auf der Siegerstraße. Die Fans im

Freudentaumel, auch hinterm Tor, dort wo die VIPs stehen, sah man auf einmal

glänzende Augen und strahlende Gesichter. Ein empty Net goal von Healey

machte das Wunder perfekt, einen Sieg, an den niemand mehr geglaubt hatte.

Mal abgesehen von Birgit Spannagel vom Fan-Club, die sich das als

Geburtstagsgeschenk gewünscht hatte und vom Team versprochen bekommen hatte.

3300 Zuschauer, viel zu wenig für ein solches Spiel, freuten sich. Wie

Kapitän Jochen Hecht, der glaubt, dass die Pause nach diesem Erfolg gut tun

wird: "Da kann jeder nochmal über die Vergangenheit nachdenken und ein

bisschen Abstand gewinnen, bevor wir in den Endspurt gehen." Dem sieht Hecht

optimistisch entgegen: "Wir haben viel Charakter in dieser Mannschaft, auch

wenn sich das nicht immer zeigt." Irgendwie, sinnierte der Kapitän, sei es

heute endlich gelungen, den Druck zu erhöhen, nachdem man zurückgelegen sei

und dann habe sich auch das Glück eingestellt, das man halt auch brauche für

den Erfolg.

Stephane Richer saß selig lächelnd bei der Pressekonferenz und war

glücklich, "dass sich heute alle mal an unseren Plan für dieses Spiel

gehalten haben. Und zwar alle", wie er betonte. Kellys Leistung fand der

Coach "okay, das ist das, was ich von ihm erwarte". Derek Plante sei nicht

wegen seiner Einstellung draußen geblieben, sondern, weil man genügend

Ausländer hat, "da musste einer pausieren. Das ist ein Luxusproblem."

Vielleicht, meinte Richer dann nochmal, könnte ja dieses Spiel vieles

ändern. Nach der Pause werden die Adler gemessen werden an ihrer Leistung

gegen Ingolstadt. Sie können viele Freunde zurückgewinnen, wenn sie so

weiterkämpfen. (Angelika von Bülow)


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