Und noch ´n Rekord!
Was Iserlohn und Frankfurt mit Entscheidungen nach über
91 bzw. sogar 117 Minuten vorexerzierten, wurde heute in der Kölnarena mit einem
neuen Rekord übertroffen . Erst nach sage und schreibe
168;16 Minuten stand der Sieger des dritten Matches
zwischen den bisher erfolgreichsten Teams in der DEL-Geschichte fest. Damit
liegen die Kölner Haie in der Serie mit 2:1 Siegen vorn. Philip Gogulla profitierte von einem Alleingang und anschließendem
Pass Kamil Piros´ und ließ
Hauser im Adler-Gehäuse keine Chance. Unnötig zu sagen, dass diese einmalige
Partie, die um 17.30 Uhr am Karsamstag begann und um 0.10 Uhr am Ostersonntag
endete, keinen Verlierer verdiente.
„Heute brauchen wir keine Verlängerung. Das ist etwas
für das Catering, und da wir heute ein Auswärtsspiel haben, möchten wir nur
zeitig zu Hause sein“, so Adler-Manager Marcus Kuhl, der auch in diesen Tagen
nichts von seinem mitunter hintergründigen Humor verloren hat. Der clevere Kuhl,
in seiner aktiven Zeit zwischen Mannheim und Köln hin- und hergependelt, war ein
schlechter Hellseher. Denn nach 60 spektakulären Minuten stand es zwischen den
Erzrivalen 4:4.
Die erste Verlängerung begann, wie das letzte Drittel
der regulären Spielzeit endete: Mannheim war klar überlegen und hatte durch Rick
Girard und Colin Forbes gute Chancen. Köln gestaltete das Match später wieder
offen. Mirko Lüdemann und Stéphane Julien hätten mit ihren Gewaltschüssen das
Match entscheiden können, und auch Sean Tallaire wäre
in der 79. Spielminute ein Treffer gut zu Gesicht gestanden. In den weiteren
Abschnitten der Verlängerung waren die Spielanteile recht
verteilt.
„Diejenige Mannschaft gewinnt, die sich am cleversten
verhält“, prophezeite Teal Fowler, Co-Trainer der
Gäste. „Wir haben in Köln beim ersten Spiel nicht smart genug agiert.“ Viel
kommt auch auf die Kondition an. „Überzahl spielen ist einfach und geht kaum zu
Lasten der Kondition. Doch wenn du viel in Unterzahl agierst, sieht es schon
anders aus“, so der US-Amerikaner weiter, der im übrigen für die Beibehaltung
der „Sudden-death“-Regel in jedem Play-off-Spiel ist.
„Jeder, der in Iserlohn im Besitz einer Eintrittskarte war, wird dir in zehn
Jahren noch sagen können, wer den letzten Treffer gesetzt hat. Meinst du etwa,
er würde auch wissen, wer den entscheidenden Strafschuss verwandelt hat, falls
es bei der alten Regelung geblieben wäre?“
Das Spiel selbst startete mit einem Paukenschlag:
Nachdem einige Kölner Adler-Goalie und Ex-Hai Adam
Hauser geprüft hatten, führte gegen die noch schlafmützigen Kölner Defensive zur
Führung. Doch Haie-Stürmer Sebastian Furchner hatte Glück, dass Hauser dessen Schuss
unterschätzte und unfreiwillig den Gastgebern zum Ausgleich verhalf. Ein
Schlagschuss beim 5:3-Powerplay gegen die offenbar übermotivierten Mannheimer
sowie eine vorbildliche Kombination sorgten dafür, dass die Gastgeber mit 3.1 in
Führung gingen und die heute gut gefüllte Kölnarena so richtig in Stimmung war.
Zwischendurch hatte immer wieder Haie-Keeper und
Ex-Adler Robert Müller Gelegenheit, sich auszuzeichnen. So blieb er bei
gefährlichen Schüssen von Colin Forbes (3. Minute) und Rick Girard (19.)
Sieger.
Das Mitteldrittel war noch hektischer als die
Anfangsphase. Zunächst sorgte der ehemalige Kölner Center Christoph Ullmann, der
in der nächsten Saison auch wieder zum Aufgebot der Domstädter gehört, mit einer
Energieleistung für den Anschlusstreffer. Sven Butenschön hatte, gerade von der Strafbank kommend, eine
Vorarbeit nach Lehrbuch-Manier geliefert. Danach hatte Eddie Lewandowski, der auch schon das Jersey der Rheinländer trug,
den Ausgleich auf dem Schläger, doch Müller reagierte phantastisch. Mannheim
begriff endlich, dass die Unparteiischen schnell bei körperbetontem Spiel
reagierten und die Regeln mitunter eng auslegten. Doch ein verwerteter Abpraller
brachte den Gastgebern das 4:2. 13 Sekunden vor Ertönen der zweiten Sirene noch
mächtig Aufregung, als Gästestürmer Francois Methot
(steht wieder bei Überzahl genauso an der blauen Linie wie sein Kölner Kollege
Philip Gogulla) gefoult wurde. Den fälligen Penalty verschoss Michael Hackert
jedoch.
In den dritten 20 Minuten hatten die Kurpfälzer, die
keine einzige Strafminute mehr kassierten, ein klares Übergewicht, während Köln
immer mehr nachließ. Mit einem Schuss aus der Luft machten die Gäste das 4:3,
und wie auch schon beim ersten Match in Köln war Pascal Trepanier mit einem Knaller erfolgreich. Doch diesmal war es
der Ausgleich und nicht nur der Anschlusstreffer. Köln hatte zwar auch noch
seine Chancen, scheiterte jedoch kläglich. Sowohl der heute wieder einmal blasse
Ivan Ciernik (51.) als auch Kamil Piros (60.) nach Gogullas guter Vorarbeit versagten vor Hausers Kasten.
Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern: Sie hatten weiß
Gott keinen leichten Job und erledigten ihre Aufgabe unter dem Strich
ordentlich, obgleich sie einmal beim Aussprechen von jeweils vier Strafminuten
für beide Kontrahenten eine kleine Ewigkeit brauchten, bis das Spiel wieder
aufgenommen werden konnte. Doch sollten sie bei allem Verständnis für ihre
Aufgabe besser darauf achten, wer wirklich die Tore geschossen hatte bzw. die Vorlagen dazu
lieferte.
Tore: 0:1 (0;31) Sloan (Fata, Trepanier), 1:1
(1;14) Furchner, 2:1 (6;27) Julien (Trygg), 3:1 (9;06) Tallaire (Gogulla, Piros), 3:2 (22;53)
Ullmann (Butenschön), 4:2 (34;31) Furchner (Mo. Müller, Rudslätt),
4:3 (43;39) Lewandowski
(Methot, Ullmann), 4:4 (56;47) Trepanier (Ullmann, Methot), 5:4
(168;16) Gogulla (Piros). –
Zuschauer: 16.869. – Schiedsrichter: Schimm
(Waldkraiburg), Hascher (Miesbach). – Strafminuten: Köln 14 + 10 Mo. Müller,
Mannheim 24.