Und ewig grüßt das Murmeltier?
Klare Worte bei den AdlernWie die Überschrift schon sagt, es ist sich irgendwie alles sehr ähnlich - diese Saison wie die letzte.
Gegen
Ende der Spielsaison und in der darauf folgenden Sommerpause werden die
Neuverpflichtungen bekannt gegeben - nüchtern, mit Statistiken und der
Aufgabe garniert, was man von dem Spieler aufgrund seiner bisherigen
Vita erwarten darf.
Dazu
kommt ein neuer Trainer, der gemessen an den Stilarten seiner Vorgänger
anders sein soll - Interimstrainer hier mal ausgenommen -, am besten
eine optimale Mischung der positiven Eigenschaften der Vorangegangenen.
Aufgrund der zeitlichen Abfolge bekommt der Trainer eine fertige Mannschaft, mit der er arbeiten soll.
Die
Tatsachen sind: die Hälfte der Mannschaft ist neu, der Trainer ist neu,
die Spielweise soll eine andere werden, das Ziel wird ausgegeben.
Und jetzt geht es los .
Die
Mannschaft wird schon allein per Berichterstattung zum Topanwärter auf
die Meisterschaft, der Manager hat hervorragend eingekauft, nicht
günstig, aber gute Leute sind ja teuer - „mir sinn jo mir in Monnem
(geliehenes, übersetztes Zitat)“.
Unsere
Ansprüche sind befriedigt. Der Trainer sagt auch, was wir hören wollen:
Aggressives und doch technisches Eishockey soll gespielt werden, nichts
anderes als die Meisterschaft ist das Ziel. Die Adler brauchen
eigentlich gar nicht mehr spielen, oder? Der Titel ist doch jetzt schon
vergeben?
Nun
sind die ersten Spiele vergangen, die Bilanz mehr als dürftig. Die
Vorsaisonberichterstattung ist quasi ad absurdum geführt, die Fachleute
haben sich geirrt.
Und
es geht ohne Übergang in die andere Richtung: die Einkäufe sind doch
nicht so gut, es sind alles Söldner ohne Charakter, sie identifizieren
sich nicht mit dem Verein, der Manager hat einfach nur Geld ohne Sinn
ausgegeben, der Trainer hat die –- Zitat –- Schwimmflossen aus Köln
mitgebracht (zugegeben ein gelungenes Wortspiel), bekommt die
Startruppe nicht in den Griff.
Ist
der Unterschied, der aus einem guten Charakter einen schlechten macht,
wirklich so klein, nämlich gewinnen oder verlieren? Oder liegt es an
der Brot-und-Spiele-Mentalität des Betrachters, dass sich seiner
Unterhaltung alles unterzuordnen hat?
Ist
es in anderen Mannschaftssportarten nicht auch so, dass je qualitativ
hochwertiger eine Mannschaft ist, also aus starken Einzelkönnern
besteht, es länger dauert diese Individuen als Mannschaft zu formen?
Sicherlich
muss jede Adlermannschaft mit dem Druck des Gewinnens leben, das ist
aber nicht das Problem. Profis wollen immer gewinnen, egal ob ein Adler
oder nicht. Menschen sind es aber trotzdem nur, die genauso wie wir ihr
Selbstbewusstsein aus dem Erfolg schöpfen. Klappt es nicht mit dem
Gewinnen, und der Erfolg bleibt aus, werden auch die besten Profis
verunsichert und reagieren wie wir alle mit Frust, wenn sich
verschiedene Dinge im Spielverlauf immer wiederholen. Da ist es
sicherlich nicht hilfreich, wenn einige Berichte einen hämischen
Unterton bekommen und die Trainerfrage schon mal verbal vorbereitet
wird. Schlechtes wird eben mal lieber transportiert, der Geruch der
Sensation lockt eben mehr. Aber das ist normal in diesem Geschäft und
das soll jeder machen, wie er denkt.
Vielleicht
sollte die Fangemeinschaft aber nicht ins gleiche Horn stoßen, sondern
ihren Ärger vorerst einmal auf Eis legen und ihre Mannschaft
unterstützen - das hilft im Moment sicherlich mehr. Die Mannschaft
braucht dieses Gefühl, man sollte es ihr geben. Die Saison ist noch zu
jung für überstürzte Aktionen. Vielleicht ist hier ja auch ein
Mentaltrainer nötig, dass soll ja bei anderen Mannschaften auch schon
geholfen haben...
Gerd Kositzki