Überzahl entscheidetBerlin übernimmt die Spitze
Im Stadion am Pulverturm trafen die heimischen Straubing Tigers auf die Eisbären Berlin. Nach zwei insgesamt ausgeglichenen Dritteln entschieden die Gäste die Partie im Schlussabschnitt dank des besseren Überzahlspiels mit 4:1 (0:1, 1:0, 3:0) für sich. Da auch die anderen Ergebnisse passten, übernimmt der Hauptstadtclub damit die Tabellenführung.
„Ich denke, im ersten Drittel spielten beide Mannschaften mit viel Laufbereitschaft und haben versucht, die neutrale Zone schnell zu überbrücken. Die größte Gefahr von Straubing kam durch Konter, wenn wir mit der Scheibe unachtsam waren. Da sind wir ein paarmal in Gefahr gewesen. Straubing hat dann auch das 1:0 geschossen“, sagte Berlins Coach Uwe Krupp. Straubings Übungsleiter Larry Mitchell stimmte zu: „Ich habe es ähnlich gesehen wie Uwe. Ich denke, im ersten Drittel waren wir einen Tick besser, obwohl von beiden Mannschaften ein sehr schnelles Eishockey gespielt wurde.“ Etwas anders hat es Berlins Constantin Braun wahrgenommen. Er erinnert sich: „Ich würde sagen, wir haben im ersten Drittel, bis auf die eine Szene, als sie das Tor schießen, das Spiel weitgehend bestimmt.“ Insgesamt waren die Spielanteile nach zwanzig Minuten in etwa gleich verteilt, wobei die Hausherren ein deutliches Schussübergewicht hatten. Der Unterschied war, die Tigers brachten ihren ersten Schuss im Netz unter. Nach einem verunglückten Pass startet Tobi Wörle durch und zieht davon. Am Ende war auch für Eisbären-Goalie Petri Vehanen nichts mehr zu machen. Ansonsten war dieser aber nicht mehr zu überwinden. Torschütze Tobias Wörle sagt dazu: „Jeder weiß, dass er ein sehr, sehr guter Torhüter ist. Aber wenn er die meisten Schüsse sieht, dann sieht jeder Torwart in der Liga gut aus. Das haben wir heute vermissen lassen und eher schlecht gemacht, dass wir Leute vor ihm postieren konnten. Dass er sich mehr bewegen muss.“
„Ich war zufrieden mit unseren ersten dreißig Minuten. Im zweiten Drittel habe ich einen kleinen Vorteil auf Berliner Seite gesehen. Vor allem in den letzten zehn Minuten vom Drittel“, berichtet Mitchell über das Mitteldrittel. Auch hier herrscht Einigkeit unter den Trainern. „Im zweiten Drittel waren wir etwas besser mit der Scheibe und waren etwas verantwortlicher. Wir haben ein ganz ordentliches zweites Drittel gespielt“, sagt Krupp. Und wieder weichen die Spieler etwas ab. „Tine“ Braun meint: „Im zweiten Drittel war es ausgeglichener.“ Straubings Tobi Wörle sagt: „Auch die Hälfte zum zweiten Drittel haben wir gut gespielt. Das 1:1 nach dem zweiten Drittel war okay. Da hast du immer noch die Chance, das Spiel zu gewinnen.“
Mit dem Schlussabschnitt ist Larry Mitchell aber nur bedingt einverstanden. Allerdings hadert er nicht mit seinen Männern, sondern mit dem dritten Team auf dem Eis. „Letztendlich, leider aber wahr, in einem sehr ausgeglichen Spiel in dem es 1:1 steht, hat Herr Zehetleitner das Spiel entschieden. Zwei ganz klare Strafen gegen Berlin vor unserer Spielerbank. Niemand von unserer Seite weiß, was überhaupt geschehen ist, weil wir zwei Minuten wegen Haken bekommen haben. Für mich das traurigste am ganzen Geschehen ist die Erklärung von Herrn Zehetleitner. Sie war, dass unser Spieler zu klein ist und er war zu nahe am Eis und deswegen hat er einen Schläger ins Gesicht bekommen. Ich denke, das ist sehr traurig, wenn man so eine Erklärung hört.“ Schon im Spiel kam es zu einem Wortgefecht zwischen Mitchell und Zehetleiter, wobei es kaum jemanden gewundert hätte, wenn Mitchell auf die Tribüne hätte gehen müssen. Die Spieler Braun und Wörle halten sich hier lieber bedeckt. Braun meint: „Am Ende ist es so, er pfeift das, was er pfeift, und das, was er nicht pfeift, pfeift er nicht. Das müssen wir alle akzeptieren. Er ist auch nur ein Mensch und irren ist ja menschlich. Es ist immer mal ein Spiel dabei, wo es so läuft, und andere, wo es anders läuft.“ Auch Tobi Wörle sieht das eher nüchtern: „Was willst du gegen den Schiedsrichter sagen, das bringt am Schluss eh nichts. Berlin hatte eine Überzahlsituation mehr und die haben ihre halt besser ausgenutzt. Wenn wir drei genutzt hätten, würde jetzt keiner über die Schiedsrichter diskutieren.“ Nachdem sich Mitchell den Frust von der Seele geredet hat, meint er Ende dann aber doch: „Wenn ich das Spiel vielleicht morgen, nach einer Nacht darüber schlafen, beurteile, werde ich sicherlich zu dem Schluss kommen, dass wir zu viele Chancen liegen lassen haben und das die Berliner Überzahl heute besser war als unseres.“
Das ist dann auch der eigentliche Kern des Spieles. So meint Uwe Krupp: „Der Unterschied war heute unser Powerplay, das hat gut funktioniert. Mal funktioniert es besser, mal nicht so. Heute Abend hat es gut funktioniert. Wir wussten, dass Straubing das zweitbeste Unterzahlspiel der Liga hat, aber wir konnten heute da ein paar Tore schießen. Das war vielleicht der größte Faktor.“ Braun lobt auch die andere Hälfte der Special Teams und sagt: „Wir haben keines in Unterzahl kassiert, dann gewinnst du halt. Kompliment an die Jungs in Unterzahl.“ Tobi Wörle kann das nur unterstreichen: „Im Endeffekt hat das Überzahl von der Berlin heute den Ausschlag gegeben. Wir hatten gute Chancen, konnten aber keinen rein machen. Die haben fast dieselbe Anzahl an Überzahlspielen und machen drei.“ Dann kommt der Stürmer der Niederbayern fast ins Schwärmen: „Ich würde nicht sagen, dass unsere Unterzahl schlecht war. Denn gerade das 2:1 und 3:1 waren einfach Sahne, das war mit das schönste Überzahltor das ich seit langem gesehen habe. Das ist schwer zu verteidigen, wenn die sich die One-Touch-Pässe hin und her spielen.“ Widerspruch ist hier sinnlos, denn das Passspiel hatte durchaus etwas vom Tiki-Taka-Fußball des FC Barcelona unter Pep Guardiola. Wer nicht zufällig Fan der Tigers ist, musste zwangsweiße vor Begeisterung mit der Zunge schnalzen.
Constantin Braun meint über den Schlussabschnitt: „Im Dritten haben wir dann einfach unsere Chancen genutzt und verdient gewonnen.“ Berlin ließ es nach der beruhigenden Führung durchaus etwas ruhiger angehen und spielte verständlicherweise kein großes Risiko mehr. So meint Braun weiter: „Wir wollten nichts mehr zulassen und wenn die Scheibe nicht im eigenen Drittel ist, kann der Gegner schwer ein Tor schießen. Wir wissen alle, wenn das 4:2 fällt, dann bekommen die nochmal frische Luft, dann wird es vielleicht noch ein enges Spiel und so haben wir nichts mehr machen müssen. Wir haben abwarten können was die machen. So spielt eine abgeklärte Mannschaft. Das haben wir dieses Jahr nicht oft gemacht, aber heute haben wir es, Gott sei Dank, gut gemacht.“ Und Uwe Krupp nimmt dankend drei Punkte mit an die Tabellenspitze: „Ich glaube, wir haben heute ein intensives Eishockeyspiel gesehen. Insgesamt haben die Mannschaften ein gutes Spiel gespielt, ich glaube, die Zuschauer haben ein gutes Eishockeyspiel gesehen. Ich bin natürlich zufrieden. In Straubing ist es immer schwer, Punkte zu holen. Ich freue mich über die drei Punkte.“
Tore: 1:0 (2.) Tobias Wörle, 1:1 (30.PP) Florian Busch (André Rankel, Jens Baxmann), 1:2 (44.PP) Florian Busch (André Rankel), 1:3 (47.) Sven Ziegler (Laurin Braun), 1:4 (56.PP) Michael DuPont (Marcel Noebels).
Schiedsrichter: Marc Iwert, Florian Zehetleitner; Linienrichter: Andreas Flad, Thorsten Lajoie.
Strafen Straubing: 14; Berlin 12.
Zuschauer: 4.557.