Überraschung in Kassel

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Eine Überraschung zum Beginn der regulären

Spielzeit lieferten die Kassel Huskies ab: Mit einem 8:3 (1:1; 3:1;

4:1)-Kraftakt besiegte die Low-Budget-Truppe aus Nordhessen den amtierenden

Deutschen Meister aus Berlin, zeigte unter dem frenetischen Jubel der

3911 Zuschauer in der Kasseler Eissporthalle, dass mit Kampf und Wille

eben doch alles möglich sein kann und strafte alle Kritiker Lügen.

Die Eisbären hatten sich den Saisonstart

sicherlich ganz anders vorgestellt. Allen voran der gerade einmal zwanzig

Jahre alte Markus Keller, der im Tor der Hauptstädter Rob Zepp vertreten

musste. Die etatmäßige Nummer eins musste am Freitagabend nach einem

Schuss auf die Rippen eine Prellung auskurieren, wird am Sonntag aber

wieder im Kasten stehen. Sein Ersatzmann konnte einem gegen Ende des

Spiels nur noch leid tun.

Die Huskies machten von Anfang an klar,

dass ohne Kampf nicht an ihnen vorbeizukommen sein würde. Bereits nach

fünf Minuten markierte Alex Leavitt nach schöner Vorarbeit von Sean

Tallaire das 1:0 für die Gastgeber, das Steve Walker kurz vor Ende

des ersten Abschnitts aber glücklich ausgleichen konnte (19.).

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Kassel ließ sich davon wenig

beeindrucken sondern spielte kraftvoll weiter und legte im zweiten Drittel

innerhalb von anderthalb Minuten durch Josh Soares (25.) und Manuel

Klinge (26.) im Powerplay gehörig nach. Dass aber auch die Eisbären

erfolgreich in Überzahl agieren können, zeigte nur eine Minute später

Denis Pederson, der die Scheibe zum 2:3-Anschlusstreffer hinter Adam

Hauser versenkte (27.).  Mit dem vierten Treffer innerhalb von

drei Minuten stellte Kassel den alten Abstand wieder her, weil Andy

Roach Holzmanns Schuss bei einem Kasseler Konter ins Tor der Eisbären

ablenkte. Fortan bäumte sich Berlin gegen den Underdog auf – und

vergab eine Chance nach der anderen, weil Hauser im Tor der Gastgeber

glänzend aufgelegt war. Als Soares in eigener Unterzahl (!) dann das

5:2 für die Schlittenhunde markierte, war die Überraschung perfekt.

Der Außenseiter hatte den Deutschen

Meister fest im Griff, auch, wenn der in Form von Jeff Friesen noch

einmal sein Können demonstrierte: Mit der Erfahrung aus fast 900 NHL-Spielen

hob der Kanadier die Huskies-Abwehr kurzzeitig aus den Angeln und erzielte

das 5:3 (44.). Berlin agierte weiter danach druckvoll, konnte aber gegen

die bissigen Schlittenhunde nichts mehr ausrichten. Die zogen durch

Klinge (50.), Kraft (53.) und Tallaire (53.) auf 8:3 davon und bewiesen

ungeahnte Kaltschnäuzigkeit vor Kellers Tor. Der junge Berliner musste

seinen Kasten ab der 53. Minute immer wieder zu Gunsten eines sechsten

Feldspielers räumen; einen Treffer konnten seine Vordermänner aber

dennoch nicht mehr erzielen.

Die Kasseler Fans feierten ihr Team

und das überraschende Ergebnis mit Jubelstürmen: „Hier regiert der

ECK“ und ein mit einem Augenzwinkern versehenes „Gegen Kassel kann

man mal verlier’n“ schallten von den Rängen. „Mehr konnten wir

von der Heimpremiere nicht erwarten“, kommentierte Huskies-Coach Stéphane

Richer die Partie. Tatsächlich hatten in Kassel sicherlich nur die

wenigsten von einem 8:3 gegen den amtierenden Meister zu träumen gewagt.

 

Stimmen zum Spiel:

Don Jackson, Trainer Eisbären Berlin:

„Wir sind enttäuscht. Von Anfang

an haben die Kassel Huskies viel Leistung gebracht. Wir dagegen hatten

einen schlechten Auftakt. Kassel hat gut gekämpft, Hauser hat sehr

gut gehalten. Ich hatte Kassel genauso erwartet. Gratulation an Stéphane

dafür, dass er eine so gute Mannschaft zusammen gestellt hat.“

Stéphane Richer, Trainer Kassel Huskies:

„Heute haben wir richtiges Kasseler

Eishockey gesehen. Von der ersten bis zur letzten Minute haben wir Wille

und Kampfgeist geboten. Alles hat gut gepasst. Adam war seht gut im

Tor. Berlin ist ohne drei angetreten, Rob Zepp war nicht im Tor, aber

trotzdem haben wir die Qualität der Berliner gesehen. Meine Jungs haben

daran geglaubt, dass wir heute gewinnen können. Wir haben gekämpft,

die Stimmung war super, mehr konnten wir von der Heimpremiere nicht

erwarten.“

Leona Malorny - Fotos: www.snapfactory.de  

Tore:

1:0 (05:27) Alex Leavitt (Sean Tallaire,

Thomas Holzmann)

1:1 (18:24) Steve Walker (Richie Regehr)

2:1 (24:28) Josh Soares (Trevor Johnson,

Mike Card – 5:4)

3:1 (25:47) Manuel Klinge (Thomas Holzmann,

Derek Damon – 5:4)

3:2 (26:45) Denis Pederson (Marvin

Degon, Steve Walker)

4:2 (27:22) Thomas Holzmann (Sean Tallaire,

Mike Card)

5:2 (34:40) Josh Soares – 4:5

5:3 (43:36) Jeff Friesen (Travis James

Mulock, Stefan Ustorf – 5:4)

6:3 (49:32) Manuel Klinge (Trevor Johnson,

Mike Card – 5:4)

7:3 (52:07) Ryan Kraft (Hugo Boisvert)

8:3 (52:50) Sean Tallaire

Strafen: Kassel 18, Berlin 14

Zuschauer: 3911 

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