Überraschung in Kassel
Eine Überraschung zum Beginn der regulären
Spielzeit lieferten die Kassel Huskies ab: Mit einem 8:3 (1:1; 3:1;
4:1)-Kraftakt besiegte die Low-Budget-Truppe aus Nordhessen den amtierenden
Deutschen Meister aus Berlin, zeigte unter dem frenetischen Jubel der
3911 Zuschauer in der Kasseler Eissporthalle, dass mit Kampf und Wille
eben doch alles möglich sein kann und strafte alle Kritiker Lügen.
Die Eisbären hatten sich den Saisonstart
sicherlich ganz anders vorgestellt. Allen voran der gerade einmal zwanzig
Jahre alte Markus Keller, der im Tor der Hauptstädter Rob Zepp vertreten
musste. Die etatmäßige Nummer eins musste am Freitagabend nach einem
Schuss auf die Rippen eine Prellung auskurieren, wird am Sonntag aber
wieder im Kasten stehen. Sein Ersatzmann konnte einem gegen Ende des
Spiels nur noch leid tun.
Die Huskies machten von Anfang an klar,
dass ohne Kampf nicht an ihnen vorbeizukommen sein würde. Bereits nach
fünf Minuten markierte Alex Leavitt nach schöner Vorarbeit von Sean
Tallaire das 1:0 für die Gastgeber, das Steve Walker kurz vor Ende
des ersten Abschnitts aber glücklich ausgleichen konnte (19.).
Kassel ließ sich davon wenig
beeindrucken sondern spielte kraftvoll weiter und legte im zweiten Drittel
innerhalb von anderthalb Minuten durch Josh Soares (25.) und Manuel
Klinge (26.) im Powerplay gehörig nach. Dass aber auch die Eisbären
erfolgreich in Überzahl agieren können, zeigte nur eine Minute später
Denis Pederson, der die Scheibe zum 2:3-Anschlusstreffer hinter Adam
Hauser versenkte (27.). Mit dem vierten Treffer innerhalb von
drei Minuten stellte Kassel den alten Abstand wieder her, weil Andy
Roach Holzmanns Schuss bei einem Kasseler Konter ins Tor der Eisbären
ablenkte. Fortan bäumte sich Berlin gegen den Underdog auf – und
vergab eine Chance nach der anderen, weil Hauser im Tor der Gastgeber
glänzend aufgelegt war. Als Soares in eigener Unterzahl (!) dann das
5:2 für die Schlittenhunde markierte, war die Überraschung perfekt.
Der Außenseiter hatte den Deutschen
Meister fest im Griff, auch, wenn der in Form von Jeff Friesen noch
einmal sein Können demonstrierte: Mit der Erfahrung aus fast 900 NHL-Spielen
hob der Kanadier die Huskies-Abwehr kurzzeitig aus den Angeln und erzielte
das 5:3 (44.). Berlin agierte weiter danach druckvoll, konnte aber gegen
die bissigen Schlittenhunde nichts mehr ausrichten. Die zogen durch
Klinge (50.), Kraft (53.) und Tallaire (53.) auf 8:3 davon und bewiesen
ungeahnte Kaltschnäuzigkeit vor Kellers Tor. Der junge Berliner musste
seinen Kasten ab der 53. Minute immer wieder zu Gunsten eines sechsten
Feldspielers räumen; einen Treffer konnten seine Vordermänner aber
dennoch nicht mehr erzielen.
Die Kasseler Fans feierten ihr Team
und das überraschende Ergebnis mit Jubelstürmen: „Hier regiert der
ECK“ und ein mit einem Augenzwinkern versehenes „Gegen Kassel kann
man mal verlier’n“ schallten von den Rängen. „Mehr konnten wir
von der Heimpremiere nicht erwarten“, kommentierte Huskies-Coach Stéphane
Richer die Partie. Tatsächlich hatten in Kassel sicherlich nur die
wenigsten von einem 8:3 gegen den amtierenden Meister zu träumen gewagt.
Stimmen zum Spiel:
Don Jackson, Trainer Eisbären Berlin:
„Wir sind enttäuscht. Von Anfang
an haben die Kassel Huskies viel Leistung gebracht. Wir dagegen hatten
einen schlechten Auftakt. Kassel hat gut gekämpft, Hauser hat sehr
gut gehalten. Ich hatte Kassel genauso erwartet. Gratulation an Stéphane
dafür, dass er eine so gute Mannschaft zusammen gestellt hat.“
Stéphane Richer, Trainer Kassel Huskies:
„Heute haben wir richtiges Kasseler
Eishockey gesehen. Von der ersten bis zur letzten Minute haben wir Wille
und Kampfgeist geboten. Alles hat gut gepasst. Adam war seht gut im
Tor. Berlin ist ohne drei angetreten, Rob Zepp war nicht im Tor, aber
trotzdem haben wir die Qualität der Berliner gesehen. Meine Jungs haben
daran geglaubt, dass wir heute gewinnen können. Wir haben gekämpft,
die Stimmung war super, mehr konnten wir von der Heimpremiere nicht
erwarten.“
Leona Malorny - Fotos: www.snapfactory.de
Tore:
1:0 (05:27) Alex Leavitt (Sean Tallaire,
Thomas Holzmann)
1:1 (18:24) Steve Walker (Richie Regehr)
2:1 (24:28) Josh Soares (Trevor Johnson,
Mike Card – 5:4)
3:1 (25:47) Manuel Klinge (Thomas Holzmann,
Derek Damon – 5:4)
3:2 (26:45) Denis Pederson (Marvin
Degon, Steve Walker)
4:2 (27:22) Thomas Holzmann (Sean Tallaire,
Mike Card)
5:2 (34:40) Josh Soares – 4:5
5:3 (43:36) Jeff Friesen (Travis James
Mulock, Stefan Ustorf – 5:4)
6:3 (49:32) Manuel Klinge (Trevor Johnson,
Mike Card – 5:4)
7:3 (52:07) Ryan Kraft (Hugo Boisvert)
8:3 (52:50) Sean Tallaire
Strafen: Kassel 18, Berlin 14
Zuschauer: 3911