"Tschö", "Servus" und "Na shledanou"
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in MannheimSeit heute steht fest, mit welchen Vereinen die DEL Anfang September ihr Punkterennen aufnehmen
wird. Entschieden ist jedoch noch nicht, wer die schwarz-weiß gekleideten Herren sein werden, die
die hoffentlich wieder spannenden Begegnungen leiten werden. Endgültig ist wiederum, wer von den
“Zebras” nicht mehr dabei ist. Aus Altersgründen sind Wolfgang Hellwig, Gerhard Lichtnecker und
Petr Chvatal ausgeschieden. Sie waren alle drei auf ihre Art unverwechselbar. Verwunderlich nur,
dass lediglich der gebürtige Tscheche Petr Chvatal in den letzten Play-offs eingesetzt wurde und erst
in den Halbfinalpartien seine letzten Auftritte hatte, während Lichtnecker und Hellwig keine Gnade
mehr vor den Augen der Leitung Holger Gerstberger/Stefan Trainer fanden.
Wolfgang Hellwigs Stärke war das praxisbezogene Agieren. Dem Mitglied der Rosenheimer
Meisterteams von 1982 (u. a. spielte auch Hans Zach in der Truppe) konnte so schnell keiner etwas
vormachen. Der gebürtige Krefelder ist ein typischer Rheinländer, der auch schon einmal fünf gerade
ließ. Er verstand es meist, in kritischen Situationen die Gemüter zu beruhigen. Ein Linienrichter war
einmal völlig fassungslos. “Da sagte der Hellwig doch tatsächlich zu einem Spieler, der dessen
Meinung nach zu Unrecht auf die Strafbank musste: ´Is´ ja nicht so schlimm. Nach dem Spiel gehen
wir ein Bierchen trinken.´ Das hat mir imponiert.” Neben dem Eis ist das ehemalige Schlitzohr längst
nicht so konziliant. Da macht er schon hin und wieder den Mund auf und sagt seine Meinung. Dass
der unbequeme Hellwig zum Beobachter-Lehrgang eingeladen wurde, hat er, wie man munkelt, nur
der Fürsprache von DEB-Schiedsrichterobmann Bernd Schnieder zu verdanken. Der Höhepunkt
seiner Karriere als Unparteiischer: “Ich stand sowohl 2000 als auch 2001 dort auf dem Eis, wo ich
20 Jahre zuvor auch zu finden war, nämlich in den Endspielen um die Meisterschaft.”
Der stämmige Oberbayer Gerhard Lichtnecker, Flussmeister (die Bezeichnung gibt es nur im
weiß-blauen Freistaat) von Beruf, ist ein anderer Typ. In früheren Jahren ließ er sich hin und wieder
vom erbosten Publikum beeinflussen und sorgte bisweilen in der Anfangsphase für eine Dezimierung
des Gastes, damit “a Rua is´”. Doch mit der Zeit legte sich der gebürtige Rosenheimer, der bis zur
Juniorenzeit aktiv an der Scheibe war, ein dickeres Fell zu. Pech hatte Lichtnecker, als er 1993 als
Hauptschiedsrichter im eigenen Land für die WM vorgesehen war, jedoch seinem Kontrahenten
Peter Slapke verletzungsbedingt Platz machen musste. Ein Jahr später war es dann soweit: Er war in
Italien dabei, wo die deutsche Mannschaft bekanntermaßen lediglich gegen Aufsteiger
Großbritannien gewann und nicht in die Play-downs musste, die die Briten gegen Norwegen
bestritten. Eine Episode von vielen bleibt in Erinnerung. Sinuhe Wallinheimo, der damalige Keeper
der Revier Löwen, mimte in der Schlussphase nach einem Zusammenprall mit einem gegnerischen
Stürmer den toten Mann. Lichtnecker fiel darauf herein und bestrafte den Stürmer. Nachdem “Walli”
wieder putzmunter ins Tor zurückfuhr, knurrte der Oberbayer im Kabinengang: “Der verar... mi
nimmer!” Lichtnecker hat schon seine nächste Karriere begonnen. Zweimal fungierte er schon als
Supervisor bei internationalen Turnieren.
Bleibt noch von Petr Chvatal zu berichten, bei dem sich ohnehin die Geister scheiden. Denn der
Mann mit dem Wohnsitz im oberbayerischen Waldkraiburg (DEL- und Ex-WM-Schiri Willi Schimm
ist dort beheimatet) agierte an guten Tagen glänzend und war praktisch fehlerlos. Doch wehe, wenn
ihn der Teufel ritt. Da avancierte er mitunter zum Hauptdarsteller eines Spiels und übertrieb mit
arroganten Gesten seinen Einsatz. Petr Chvatal, wie seine beiden anderen Kollegen vom Geburtsjahr
1955, war seit der zweiten DEL-Saison im Einsatz (zum Vergleich: Wolfgang Hellwig seit der
dritten, während Gerhard Lichtnecker zusätzlich vier Jahre Bundesliga auf dem Buckel hatte) und
kam stets beim Aufstellen der Einsatzpläne gut weg. Nie konnte sich der einzige Profischiedsrichter
Deutschlands über mangelnde Berücksichtigung beklagen. Typisch: Auch in seiner letzten Saison
durfte er nochmals in den Play-offs ´ran, während seine Kollegen vorm Fernseher saßen. Auch Peter
Chvatal dürfte uns als Beobachter erhalten bleiben.