Tripcke: "Der neue Modus hat sich bewährt"
Es gab einige Veränderungen vor der am vergangenen Sonntag abgelaufenen DEL-Saison, nicht wenige wurden mit Kritik begleitet. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zieht im Interview mit Hockeyweb Bilanz.
Hockeyweb:
„Es war die erste Saison nach der Abschaffung des Abstiegs, am Ende
sprach man von Wettbewerbsverzerrung , weil Duisburg und Augsburg
mangels Abstiegsdruck viele Spieler abgaben. Haben die Kritiker der
Abschaffung des Abstiegs Recht behalten?“
Tripcke:
„Es sind sicherlich durch die Abschaffung des Abstiegs einige Dinge
eingetreten, die vorher befürchtet wurden und die drei Letzten der
Tabelle waren recht früh abgeschlagen. Ich glaube übrigens nicht, dass
die teils schlechten Zuschauerzahlen in Augsburg und Duisburg mit dem
fehlenden Abstieg zu tun haben, die Teams haben einfach zu oft schlecht
gespielt. Der
Abgang vieler Spieler war ein fader Beigeschmack, aber man konnte
keinesfalls von Wettbewerbsverzerrung sprechen, sportlich waren die
„Kellerkinder“ nach dem Abgang der Spieler bestimmt nicht schlechter
als vorher, das Thema wurde schon etwas überbewertet. Man ließ Spieler
ziehen, die von anderen Klubs gute Angebote bekamen. Dafür rückten
hungrige Spieler nach.“
Hockeyweb:
„Duisburg war abgeschlagen Letzter und will mit einer verjüngten
Mannschaft in die kommende Saison gehen. Besteht nicht die Gefahr, dass
die Füchse mangels Abstieg nur Punktelieferant sein werden und die Liga
Schaden nimmt?“
Tripcke:
„Die Gefahr besteht immer, aber das wird sich regulieren, denn auch
ohne Abstieg gibt es enormen Druck von den Zuschauern und Sponsoren, es
wird Duisburgs Gesellschafter Ralf Pape bestimmt keinen Spaß machen,
nur zu verlieren. Man wird sich sicher bemühen, wettbewerbsfähig zu
sein.“
Hockeyweb:
„Der Kampf um die direkte Qualifikation stand für die meisten Klubs im
Vordergrund, die Pre-Play-offs sind bei den knapp an Rang Sechs
gescheiterten Klubs alles andere als beliebt. Hat sich der neue Modus
bewährt?“
Tripcke:
„Der neue Modus hat sich absolut bewährt. Der Wettbewerb in der
Vorrunde wurde durch die Kämpfe um die Plätze Sechs und Zehn stark
aufgewertet. Jeder hatte Angst vor den Pre-Play-offs, welche für die
teilnehmenden Klubs natürlich sehr unangenehm sind, für die Zuschauer
aber ungemein spannend sein werden. Früher war es fast gleich, welchen
Platz man unter den ersten Acht einnahm, jetzt ging es von Beginn an um
einen Platz unter den ersten Sechs. Auch das Spiel an sich hat sich
verändert und orientiert sich am internationalen Eishockey. Es wurde in
der Liga sehr viel mehr auf Tempo gespielt, ich hatte aber den
Eindruck, dass die Spielkultur dabei ein wenig auf der Strecke blieb.
Speed ist nicht alles, bei höherem Tempo nehmen die Abspielfehler zu.
Aber unsere Nationalspieler profitieren davon, sie stellen sich in der
Liga besser auf das internationale Tempo ein, als das noch vor zwei
oder drei Jahren möglich gewesen wäre.“
Hockeyweb:
„Einige Schiedsrichter haben den Weg der Null-Toleranz wieder
verlassen, nur die Profis pfeifen noch konsequent. Wird jetzt alles
wieder wie früher?“
Tripcke:
„Die Profis sind sicher mehr in dem Thema drin und es ist nur
menschlich, dass die Schiedsrichter nach den Schulungen zur
Null-Toleranz erst heiß auf die Umsetzung waren und dies dann
nachgelassen hat. Aber generell wird schon wesentlich konsequenter
gepfiffen als noch vor einigen Jahren, die technisch starken
Mannschaften haben einen klaren Vorteil und genau das war ja beabsichtigt.“
Interview: Alexander Brandt