Trainerkollegen auf AugenhöheDie besondere Situation vor dem DEL-Finale zwischen Köln und Ingolstadt

Eine besondere Finalserie
Diese Serie ist aus vielerlei Gründen etwas Ungewöhnliches. Zum ersten Mal stehen sich zwei Mannschaften im Best-of-Seven-Format im Kampf um den Deutschen Meistertitel gegenüber. Zudem gab es noch nie Kontrahenten mit einer derart niedrigen Vorplatzierung wie Köln als Fünfter und Ingolstadt als Neunter. Letzteres kam gar noch nie vor. Augsburg als Achter war bislang der am niedrigsten platzierte Finalist. Und dann noch diese Trainergeschichte. Schon vor dem ersten von maximal sieben Endspielen bietet dieses Duell genügend Gesprächsstoff.
Aber nein – ein Lehrer-Schüler-Verhältnis drängt sich als Vergleich dennoch nicht auf. In den vier Jahren verdiente sich der Schwede einfach zu viele Meriten, als dass dieser Vergleich dem 41-Jährigen gerecht werden würde. „Ich habe ja auch schon als Co-Trainer von Bill Stewart gearbeitet, war dann auch vorübergehend Cheftrainer“, erinnert Sundblad daran, dass er die KEC-Saison 2010/11 als Chef zu Ende brachte, aber wieder „Co“ wurde, als die Haie Uwe Krupp verpflichteten. „Ich habe natürlich auch einiges von Bill gelernt“, sagt Sundblad. Letztlich aber „lernt in einem Trainergespann der eine etwas vom anderen“. Da bringt jeder seine Qualitäten mit. Eine Einschätzung, die auch Haie-Coach Uwe Krupp teilt: „Da gibt es keine Lehrlingssituation“, beschreibt der frühere Bundestrainer das Verhältnis in einem Trainergespann. „Wir haben voneinander gelernt“, betont Krupp im Rückblick auf seine Zeit im Gespann mit Niklas Sundblad.
Also: Erwähnt und abgehakt – das ist einer Trainerduell auf Augenhöhe.
Der eine kennt den anderen
Dennoch ergibt sich die besondere Situation, „dass ich natürlich jeden Kölner Spieler genau kenne“, so Sundblad. „Sowohl Stärken und Schwächen.“ Taktisch werden sich die Kollegen kaum im großen Stil überraschen können, zumal, so Sundblad, „wir ganz vergleichbare Systeme spielen. Da kommt es dann auf die Kleinigkeiten an.“ Doch auch das will Krupp nicht auf die Goldwaage legen: „Aus meiner Perspektive hat das keine Bedeutung. Alle Mannschaften kennen sich untereinander. Alles wird analysiert und zerpflückt und dann wird eine Marschroute ausgearbeitet. Niklas und ich haben uns in der Saison ab und zu ausgetauscht. Zuletzt vor der Serie der Ingolstädter gegen Krefeld, aber danach nicht mehr. Da hat jeder genug mit seiner eigenen Mannschaft zu tun.“ Zum ähnlichen System erklärt Krupp: „Die Philosophie der Mannschaften ist ähnlich, aber wie ein System umgesetzt wird, liegt am Ende an den Spielern.“
Durchwachsene Hauptrunde – starke Play-offs
Bemerkenswert ist die Entwicklung der Panther. Denn ausgerechnet im Jahr des 50-jährigen Vereinsbestehens schien es so gar nicht für die Ingolstädter zu laufen. Neunter Platz, Pre-Play-offs gegen Berlin. Was soll da schon noch passieren? Doch die Oberbayern starteten durch, schalteten nacheinander den Titelverteidiger Berlin, den Hauptrundenzweiten Krefeld und den Hauptrundensieger Hamburg aus. „Ja, das ist schon ganz gut“, sagt Sundblad. Eine große Überraschung erkennt er darin nicht. „Die Liga ist ungeheuer ausgeglichen. Von den Top 8 oder 9 kann jeder das Finale erreichen.“ Was wie eine Floskel klingt, hat Ingolstadt bewiesen – wie auch die Haie, die lange souverän auf Platz 1 standen, dann immer weiter abrutschten, gar das Heimrecht für das Viertelfinale aus der Hand gaben, aber über Mannheim und Wolfsburg in die Meisterschaftsfinalserie einzogen.
Für Ingolstadt ist es das erste Finale. Etwas Besonderes also? „Natürlich“, sagt Sundblad, „die Euphorie ist groß, sie wäre es aber auch bei jedem anderen Club.“
Die Favoritenrolle
Auch wenn es mit der Favoritenrolle in einer Saison, in der die Top 4 vorzeitig gescheitert sind, so eine Sache ist: Köln, sollte man meinen, ist Favorit. Die lange Saisonphase als Tabellenführer, die Finalerfahrung der Vorsaison. Uwe Krupp sagt dazu: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir uns in dieser Finalserie durchsetzen wollen. Das ist ein Statement, welches du von jedem in der Kabine hören wirst. Aber man darf nie vergessen, dass es auf der anderen Seite genau so. Da sitzt genau so eine Mannschaft, die genau das gleiche sagen wird, wenn du ihnen diese Frage stellst. Ich glaube, dass es einfach auf die Form ankommen wird, die in den nächsten Tagen zur Schau gestellt wird.“
Niklas Sundblad geht davon aus, dass die Chancen bei „Fifty-Fifty liegen. Ich gehe von einer langen Finalserie aus.“ Der Kölner Respekt vor dem Gegner ist groß. So erklärt Krupp: „Wenn du in den Play-offs nicht hart spielst, dann stimmt etwas nicht. Ingolstadt spielt körperbetont und mit hohem Tempo. Und immer, wenn mit hohem Tempo gespielt wird, wird auch viel gecheckt. Je höher das Tempo ist, umso härter sind die Checks. Da werden sich beide Mannschaften gut bearbeiten.“
Am Ende wird es eben ein Duell auf Augenhöhe sein. Was die Trainer angeht. Und was die Teams angeht.
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