Titelanwärter mit einigen Baustellen zu SaisonbeginnTeamcheck: Adler Mannheim

Nach einer erfolgreichen Hauptrunde 2019/20 schlossen die Mannheimer Adler mit 102 Punkten auf dem zweiten Platz hinter dem EHC Red Bull München ab. Dennoch gab es in der langen Sommerpause einige Veränderungen im Kader des Meisters von 2019. Der teaminterne Topscorer Borna Rendulic (27 Tore, 22 Vorlagen) dürfte nur schwer zu ersetzen sein. Der Kroate überzeugte direkt in seiner ersten DEL-Saison und landete mit 49 Scorerpunkten auf dem dritten Rang der DEL-Topscorerwertung. Wegen des verzögerten Saisonbeginns entschied sich der Flügelstürmer für einen Wechsel in die schwedische Eliteliga zu Örebro HK. Mit dem Finnen Jan-Mikael Järvinen (11 Tore, 33 Assists) verließ ein weiterer Leistungsträger die Kurpfälzer in Richtung Schweden zu den Malmö Redhawks. Somit müssen die Adler in der neuen Spielzeit ohne ihren Top-Torschützen und Top-Vorlagengeber auskommen. Verpflichtet wurden dafür der 31-jährige Jason Bast von den Kölner Haien (8 Tore, 9 Assists) und Brendan Shinnimin (5 Tore, 17 Assists) vom schwedischen Erstligisten Växjö Lakers. Es ist anzuzweifeln, dass diese beiden Neuzugänge die beiden hochkarätigen Abgänge eins-zu-eins ersetzen können. Ebenfalls einen neuen Verein suchten sich Phil Hungerecker (Wolfsburg), Brent Raedeke (Iserlohn Roosters), Samuel Soramies (ERC Ingolstadt) und Janik Möser (Wolfsburg). Die Lücke im Tor, die der Abgang von Torhüter Johan Gustafsson (Rögle BK) hinterlässt, soll von dem 29-jährigen Felix Brückmann aus Wolfsburg geschlossen werden. Brückmann ist kein Unbekannter in Mannheim, da er bereits in jungen Jahren das Trikot der Jungadler und im Anschluss der Adler trug. Gespannt sein darf man auf den 22-jährigen Deutsch-Kanadier Davis Koch, der ausschließlich in Kanada im Juniorenbereich Spielpraxis sammelte, bevor er in der abgelaufenen Saison bei Kooperationspartner Heilbronner Falken mit 42 Scorerpunkten (12 Tore, 30 Vorlagen) für Aufsehen sorgte. Ein weiterer hoffnungsvoller Zugang ist Stefan Loibl, dessen Wechsel bereits frühzeitig von Ligakonkurrent Straubing Tigers bekanntgegeben wurde. Der 24-jährige laboriert allerdings seit Wochen an einer Beinverletzung und wird dem deutschen Meister noch einige Zeit fehlen. Da die NHL aller Voraussicht nach Mitte Januar in die neue Saison starten wird und vorher noch die Trainingscamps stattfinden, enden die Leihen der beiden NHL-Akteure Lean Bergmann (San Jose Sharks) und Marc Michaelis (Vancouver Canucks) in Kürze. Zudem sieht es so aus, als ob Toptalent Tim Stützle, der an dritter Stelle im diesjährigen NHL-Draft gezogenen wurde, sich so früh wie möglich seinem neuen Arbeitgeber Ottawa Senators anschließen möchte. Aktuell verweilt er mit der U20-Nationalmannschaft bei der WM in Kanada und könnte direkt im Anschluss zu den Senators stoßen. Ganz aktuell vermeldeten die Adler das Saisonaus von Andrew Desjardins, der sich nach einer Verletzung im Magenta-Cup einer Hüftoperation unterziehen muss. Das Karriereende von Marcel Goc hinterlässt eine weitere große Lücke im Sturm der Adler. Dies sind alles andere als gute Nachrichten für den Titelanwärter aus Mannheim. Deshalb müssen Spieler wie Markus Eisenschmid, David Wolf, Ben Smith, Tommi Huhtala und Matthias Plachta in die Bresche springen und noch mehr Verantwortung übernehmen. Bei dem bislang dünn besetzten Angriff dürften deshalb auch die jungen Talente Yannik Valenti, Louis Brune, Pierre Preto, Valentino Klos und insbesondere der vielversprechende Florian Elias zu ihren Einsatzzeiten kommen. In der Abwehr hingegen sind die Adler unverändert stark besetzt. Joonas Lehtivuori, Mark Katic, Cody Lampl, Sinan Akdag, Denis Reul, Chad Billins, Thomas Larkin und Björn Krupp sollten dem Team die nötige Sicherheit verleihen. Dahinter verfügen die Adler mit den beiden deutschen Goalies Dennis Endras und Felix Brückmann über eines der besten Torhütergespanne in der DEL. Die Vorbereitung der Adler verlief durchwachsen. Zwei Siegen (3:0 gegen Berlin und 4:2 gegen Schwenningen) stehen zwei knappe Niederlagen (2:3 und 3:4 n.V.) gegen Red Bull München in der Vorrunde gegenüber. Im Halbfinale folgte eine herbe 2:6-Niederlage gegen Bremerhaven. Bei der Generalprobe im Freundschaftsspiel gegen Iserlohn gab es einen 5:1-Erfolg. Es bleibt abzuwarten in welcher Form die Mannheimer in die Saison starten werden. Die Adler sondieren den Markt nach weiteren Verstärkungen im Angriff und dürften hier demnächst noch den ein oder anderen Neuzugang verpflichten. Trotz zahlreicher Abgänge und Ausfälle sollte das Team dennoch über genügend Qualität im Kader verfügen, um neben München zum Titelfavoriten zu zählen.