The Ice of the Tigers: Kommando Sonderzug

Foto: Birgit SchlagerFoto: Birgit Schlager
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5:45 Uhr: Die ersten Fans trudeln leicht verschlafen in der Haupthalle des Nürnberger Hauptbahnhofes ein. Das „Guten Morgen“ und „Servus“ kommt manchem nur schwer über die Lippen, so dass erst einmal der nächstliegende Kaffee-Shop angestrebt wird. Rucksäcke, Taschen und Trommeln türmen sich vor den Augen der letzten Nachteulen und Discobesucher, die sich über die rot-blau verkleidete Gemeinschaft wundern. Ein Unwissender wagt zu fragen, ob denn heute der „Club“ spiele, die Antwort einer leicht entsetzten „Tigerin“: Nix Club, nix Fußball, Eishockey!“

6:00 Uhr: So nach und nach macht sich der Fantrupp auf, um den Sonderzug auf Gleis 14 zu füllen. Voller Erwartung wird schnell der Begrüßungs-Krapfen vertilgt, während die Wagen und Abteile aufgesucht und besetzt werden. Schals und Banner hängen an den Fensterscheiben, um auch wirklich jedem zu zeigen: „Wir sinds, die Ice-Tigers-Fans aus Nürnberg!“

6:30 Uhr: Begleitet von lauten Fangesängen und unter anderem mit Thomas Sabo an Bord verlässt das „Sonderkommando“ pünktlich den (mittlerweile leeren) Bahnsteig: „Auf Wiedersehen! Straubing, wir kommen!“

7:30 Uhr: Die durstigen Mitreisenden entdecken den „Special Maßkrug“ – einen 1-Liter-Plastikbecher, gefüllt mit kühlem Hopfengebräu. Bierfässer werden angezapft und der eine oder andere Kalauer „ver“zapft. Die kreativen Stimmen der Sängerinnen im Nachbarabteil übertönen die Partymusik aus den „Boxen“ des Zuges – begleitet von seltsamen Klopfzeichen. Nachforschungen ergeben, dass das penetrante Hämmern von kleinen, mit Pflaumenlikör gefüllten Fläschchen, namens „Pfläumli“ ausgelöst wird.

8:00 Uhr: Die Gänge füllen sich, im Gänsemarsch und mit der ersten Polonaise werden die weiteren Waggons erkundschaftet. Vorbei am „Rotlichtmilieu“ in Wagen 2 trifft man überall auf Dauergäste der Arena-Blöcke und Fankurven – man kennt sich und wenn nicht, dann spätestens jetzt.

9:30 Uhr: Der „Mon Chéri“-Mann entdeckt eine neue Flirt-Technik, fragt sich jedoch, was das für ein breiter Fluss ist, der gerade überquert wird – des Rätsels Lösung: die Donau. Von Vodka-Lemon hier über Mini-Likörchen dort bis hin zum nächsten Bier irgendwo dazwischen bleibt keine Kehle trocken. Und was darf bei einer Fahrt nach Niederbayern natürlich nicht fehlen? Richtig: a gscheits Weißwoschd-Frühstück – für Nicht-Franken: ein richtiges Weißwurst-Frühstück.

11:00 Uhr: Geschafft – das Ziel ist erreicht. Mit rot-blau-wehenden Fahnen und Nürnberg-Bannern marschiert die singende „Humba-Horde“ durch die Straubinger Innenstadt und zeigt den Einwohnern, dass „wir die immer wieder feiernden Fans aus Franken und nicht aus Bayern sind“.

12 Uhr: Bei einem netten Empfang der Fans der Straubing Tigers wird nun dem „Ochs am Spieß“ der Garaus gemacht. Mit vollem Magen geht es anschließend an den wahren Ort des Geschehens – dem Stadion am Pulverturm. Das Tigers-Derby beginnt um 14:30 Uhr (Spielbericht siehe Hockeyweb vom 06.02.).

17:00 Uhr: Schlusspfiff – Endstand 5:2 für Straubing. Enttäuschte und wütende Fans diskutieren und schimpfen über das Spiel, während sich die meisten bereits in Richtung Bahnhof bewegen, um sich zu überlegen, wie sie der mitreisenden Mannschaft am besten die Meinung sagen. Andere dagegen freuen sich einfach nur, das Team auf der Rückfahrt im Zug mit dabei zu haben.

18:30 Uhr: Mit den Tigers im Gepäck und einer Mischung aus schlechter Laune und Feierstimmung nimmt der Sonderzug wieder Fahrt auf. Als sich die „Verlierer des Tages“, auch Spieler genannt, nun tatsächlich ihren Fans stellen, ist der Unmut bei den Meisten aber schnell wieder verflogen. Kritik und gutes Zureden wechseln sich ab, es wird sich nett mit Dusan Frosch und Co. unterhalten, bis schließlich im Party-Wagen bei Eric Chouinard, Ryan Bayda und einer „Ente“ namens T. J. Kemp die Post abgeht. Einige trauen ihren Augen kaum, als der Mann mit der Nummer 21 im gelb-orangenen Ducks-Kostüm – einschließlich Bürzel – durch die Waggons watschelt. Bis nach Nürnberg ist bei vielen dann die Niederlage auch erst einmal vergessen. Und als um kurz vor 22:30 Uhr der Heimatbahnhof erreicht wird, sind sich doch alle einig, dass es wieder ein ganz besonderer – und sicherlich nicht der letzte – Sonderzug war.


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