Teamcheck Straubing Tigers: Neues Team, neues Glück

Aber vielleicht muss man sie ja gar nicht eins-zu-eins ersetzen. Denn nicht nur auf dem Eis, sondern auch hinter der Bande steht mit dem Kanadier Dan Ratushny neues Personal. Dass er Eishockey anders versteht und auch anders spielen lässt als seine Vorgänger, zeigte sich schon in den ersten Vorbereitungsspielen. Mit Bernhard Englbrecht hat man diese Saison wieder von Beginn an einen Co-Trainer auf der Bank.
Der neue Mann zwischen den Pfosten ist Barry Brust. Wer mit seinem Team die nordamerikanische AHL gewinnt, kann sicher kein schlechter sein. Auch wenn er selbst von sich behauptet. keinen besonderen Stil zu haben, so fällt doch auf, dass er einen Stil spielt, den man in Deutschland eher selten antrifft. Sein Bestreben besteht zumeist darin, den Puck im Spiel zu halten oder schnell wieder los zu werden und die Partie damit schnell zu machen. Für Brust wird es wichtig sein, sich möglichst schnell an die große Eisfläche, was für den Torwart andere Winkel bedeutet, zu gewöhnen. Neben Brust steht mit Jan Guryca ein Goalie zu Verfügung, den man jederzeit ins Spiel bringen kann. Dritte Kraft ist der junge Maximilian Englbrecht, der sich seine Einsätze und Erfahrung bei EV Regensburg holt.
Unter dem Strich dürfte man sich hier jedoch verbessert haben.
Einziger neuer Verteidiger ist Bruno St. Jacques. Er soll Nummer-1-Verteidiger an der Donau sein. Nimmt man die bewerten Kräfte Sebastian Osterloh, Michael Bakos, Andy Canzanello und Calvin Elfring hat man keine alte aber erfahrene Hintermannschaft. Ergänzt wird die Abwehr durch Florian Ondruschka und den äußerst talentierten Benedikt Brückner. Aber mit Bakos, Osterloh und St. Jacques stehen auch drei Langzeitverletzte der letzten Saison im Kader. Alexander Dotzler befindet sich zurzeit noch im Try-out. Das Regensburger Kraftpaket machte in der Vorbereitung einen guten Eindruck und da er ebenso im Sturm einsetzbar wäre, würde er dem Kader sicher gut tun.
Vergleicht man die Abgänge mit den Zugängen hat man sich auch in der Verteidigung verbessert.
Runderneuert starten die Tigers in der Abteilung Attacke. Sieben Abgängen stehen sechs Zugänge gegenüber. Ein wirklich großer Name ist nicht dabei, aber einige interessante. Heimkehrer Ryan Ramsey brachte von seinem Köln-Ausflug Daniel Sparre mit. Ebenfalls eine Art Heimkehr erlebt Bernhard Keil. Bereits letzte Spielzeit verpflichtet, versuchte er sich bei den Kamloops Blazers. Gänzlich neu in Straubing sind die Kanadier Carsen Germyn, Jean-Michel Daoust sowie der Landshuter Markus Hundhammer. Letzterer soll die Führung der jungen vierten Reihe mit Keil und Forster übernehmen. Germyn brachte der neue Coach aus Olten mit, was sicher für den Stürmer spricht. J.M. Daoust war schon 2010 auf dem Zettel der sportlichen Leitung. Da er aber eher für einen präzisen Pass in Frage kommt, wird das Toreschießen wohl quer durch die Mannschaft verteilt werden. Geblieben sind neben Maximilian Forster auch Dustin Whitecotton, Laurent Meunier, Karl Stewart, René Röthke und Sandro Schönberger. Wenn Schönberger sich in dem Tempo verbessert wie letztes Jahr, werden die Fans viel Spaß an ihm haben. René Röthke will, nach seiner schweren Verletzung wieder völlig fit, dieses Jahr den Angriff auf das Nationalteam nehmen. Spielt er wie vor seiner Verletzung ist dieses Ansinnen sicher nicht völlig aus der Luft gegriffen. Für einige Spiele schnürte auch Stefan Ortolf für die Tigers die Schuhe. Die Hoffnung der Fans kann hier aber nur auf einer Förderlizenz liegen, da Ortolf bereits einen Vertrag beim Deggendorfer SC unterschrieben hat. Ortolf konnte sehr gut mithalten und wäre eine gute Alternative für die vierte Reihe. Hoffnung auf einen Arbeitsplatz macht sich auch noch Dominik Hammer. Überzeugen konnte Hammer bisher jedoch nicht.
Nominell ist man hier bestenfalls gleich stark geblieben. Obwohl man letztes Jahr keinen Scorer unter den besten 30 hatte, so fehlen trotzdem 77 Punkte (Hahn/Goren). Wer diese machen soll, ist ein großes Fragezeichen.
Insgesamt fällt auf das Straubing ein eher kleines und leichtes Team ist. Im Schnitt kommt die Verteidigung gerade mal auf 1,84 Meter und der Sturm auf 1,80 Meter.
Mit diesen körperlichen Voraussetzungen bleibt Straubing wohl nur mit einer Guerillataktik in die Saison zu gehen: „Mach aus deinen Schwächen eine Stärke.“ Für die Tigers könnte man übersetzten „Bist du klein, spiele schnell und wendig.“ Aber genau das kommt dem Credo von Coach Dan Ratushny ohnehin entgegen.
Im Sturm fehlt ein Topscorer, und wenn sich keiner mehr zu diesem entwickelt, gilt auch hier, dass man aus einem Nachteil einen Vorteil machen muss. Man hat zwar keinen Stürmer á la Derek Hahn mehr, allerdings wird man dadurch auch schwerer ausrechenbar.
Ein anderer Schlüssel wird sein, sich von der Strafbank fern zu halten. Das könnte durchaus zum Problem werden. Mit Karl Stewart und Ryan Ramsay sind zwei der fleißigsten drei Minutensammler des letzten Jahres auf dem Eis. Dass J.M. Daoust nicht nur einen schönen Pass spielen kann, sondern auch einen anständige Gerade schlägt, hat er in der Vorbereitung schon gezeigt. Tormann Barry Brust hat letzte Saison 36 Minuten in der AHL gesammelt und auch die restlichen Tigers sind sicher keine Schmusekatzen.
Alles in allem haben sich die Straubing Tigers verbessert, ob das aber für die Play-offs reichen wird, ist von den oben genannten Faktoren abhängig. Obwohl das Spiel der Niederbayern wohl schneller wird als die Jahre zuvor, wird auch diese Saison wieder viel über Kampf, Einsatz und Teamgeist gehen müssen. Ein Selbstläufer wird es aber keines Falls.
Die HAMSTERbet-Buchmacher sind da eher pessimistisch und sehen die Straubing Tigers mit einer Meisterquote von 750 für 10 am Tabellen-Ende.