Teamcheck Kölner Haie: Das „M-Wort“ ist nicht verbotenDEL-Saison 2013/14
Die Zuhörer beginnen zu schmunzeln, als Uwe Krupp beginnt, die Teams aufzuzählen, die seiner Meinung nach Meister werden können. „Berlin.“ Pause. „Mannheim.“ Pause. „Ingolstadt.“ Pause. So ging es weiter mit Hamburg, München und dem Hinweis darauf, dass Krefeld in der vergangenen Saison eine gute Leistung geboten hat und in der Lage sei, das zu wiederholen, gefolgt von dem Hinweis auf die Überraschungsmannschaft, die es Jahr für Jahr gibt. Es schien amüsant zu sein, als Krupp anzusetzen schien, die ganze Liga aufzuzählen. „Aber die Unterschiede bei uns sind minimal. Da geht es mal um eine Million. Verteilen sie das mal auf 21 Spieler. Das hat nichts mit den Verhältnissen im Fußball zu tun.“
Das wiederum macht die Sache für den KEC und die übrigen Teams deutlich spannender. Festzuhalten bleibt aber: Man kennt sich. Nicht mehr dabei sind vor allem Marco Sturm (Tryout in Florida) und Felix Schütz (Admiral Wladiwostok) sowie Kevin Lavallee (Hamburg), Brett Breitkreuz (Augsburg) und Greg Classen (Ingolstadt). Die neuen Namen im Kader sind dagegen überschaubar: Torhüter Felix Bick bekam vom Oberliga-Partner EV Duisburg eine Förderlizenz. Mit Pascal Zerressen kommt ein talentierter Verteidiger dazu (ebenfalls mit Förderlizenz für Duisburg). Als neue Kräfte für den Stammkader gelten aber vor allem Marcel Müller (MoDo Örnsköldsvik) und Yared Hagos (Timra IK). Das war’s auch schon. Der restliche Kader ist beisammen geblieben.
Das kann ein riesiger Vorteil werden, denn stark spielten die Haie ohne jede Frage in der zurückliegenden Saison. „Natürlich wird man an den Ergebnissen in der kurzen Zeit der Play-offs gemessen, aber die Haie sind mehr. Wir treten wieder professionell auf, haben eine starke Saison über viele Monate gespielt.“ Dazu ist die Jugend wieder in die DNL aufgestiegen. Krupp geht es auch um die Entwicklung des Eishockeystandorts Köln. „Wenn wir dahin kommen, mittelfristig planen zu können, haben wir im deutschen Eishockey viel erreicht.“ Da hilft auch der geplante neue Europapokal. „Wir haben uns dafür beworben. Wir haben nun eine Mannschaft, die dort erfolgreich mitspielen kann.“
Trotz aller perspektivischer Denkweise, es geht eben auch um Konkretes. Stürmer Nathan Robinson formuliert es so: „Ich bin immer noch der Meinung, dass wir im vergangenen Jahr das beste Team waren. Wir wollen Deutscher Meister werden. Das ist einfach ein Muss.“
Tor:
Konstanz ist gerade zwischen den Pfosten wichtig. Wozu Danny aus den Birken in der Lage ist, hat er in der vergangenen Saison gezeigt. Dabei hat der Goalie mit 28 Jahren das beste Torhüteralter noch vor sich. Sein Backup ist Youri Ziffzer. Aus Duisburg bekommen Felix Bick, aber auch Patrick Klein eine Förderlizenz.
Verteidigung:
Der Führungsspieler der Haie in der Defensive ist ohne jede Frage Andreas Holmqvist. Der 32-Jährige wurde in der vergangenen Saison nicht nur als bester DEL-Abwehrspieler, sondern gleich auch noch als bester Spieler der gesamten Liga ausgezeichnet. Alleine der Schwede würde jeder DEL-Mannschaft gut zu Gesicht stehen. Und dann geht es auch noch mit Namen wie Mirko Lüdemann, Daniel Tjärnqvist, Ales Kranjc, Moritz Müller und Torsten Ankert weiter. Die Talente Pascal Zerressen und Björn Krupp komplettieren das KEC-Abwehrbollwerk.
Sturm:
Im Sturm fehlt Sturm. Denn Marco Sturm absolviert derzeit einen „Tryout“ bei den Florida Panthers. Sollte es nicht klappen, „werden wir im Kontakt mit ihm sein. Es ist aber dann nicht nur eine Frage, wohin er geht, sondern auch, ob er überhaupt noch einmal woanders hingeht“, sagt Krupp. Mit Felix Schütz ging ein Spieler, den die Kölner gerne gehalten hätten, dafür kehrt Marcel Müller in die Domstadt zurück. „Ich habe schnell zugesagt. Die Integration ging schnell, weil sich das Team einfach gut versteht“, so Müller. Mit Yared Hagos bekam ein Schwede vor kurzem nach der Probezeit einen festen Vertrag. „Yared hat uns überrascht“, sagt Krupp über den Angreifer, der 529 Mal in der Elitserien gespielt hat und dabei eher überschaubare 61 Tore und 98 Vorlagen markierte. „Er ist ein defensiver Mittelstürmer und passt gut zu Alexander Weiß und Marcel Müller.“ Die Absicherung für die beiden sozusagen. „Ich habe letztes Jahr in Schweden gegen ihn gespielt. Ich kann nur sagen: Das ist unangenehm“, sagt Müller. Krupp: „Yared ist fit. Wir haben bei Marco Sturms früher Verletzung gesehen, wie wichtig Fitness ist.“ Übrigens haben sich, so Krupp, die Fitnesswerte der meisten Haie-Spieler drastisch verbessert.
Auch im Angriff ist der KEC hervorragend besetzt. Für die nötige Qualität sorgen Chris Minard, Andreas Falk, Alexander Weiß, der in der vergangenen Saison bärenstark gespielt und viele Zweikämpfe gewonnen hat, Philip Gogulla, Nathan Robinson, Charlie Stephens, Rok Ticar und gerade auch Kapitän John Tripp, dessen Erfahrung und Klasse in den entscheidenden Situationen Gold wert ist. Dazu kommen gute Nachwuchskräfte wie Philipp Riefers, Daniel Schmölz und Marcel Ohmann. Zwei Ausländerlizenzen könnte der KEC – auf welcher Position auch immer – noch vergeben. „Die Kaderplanung ist ein lebendiges Wesen. Sie ist nie abgeschlossen“, so Krupp.
Fazit:
Es ist erfrischend, dass bei den Haien nicht von einem „verbotenen M-Wort“ gesprochen wird, wie es in anderen Sportarten schonmal üblich ist. Die Haie sagen, sie wollen Meister werden. Die Haie wissen, dass das alles andere als leicht wird. Aber so gehört sich das Sport: Man muss sich Ziele setzen und respektvoll damit umgehen, wenn es doch, wie Berlin letztes Jahr, andere gibt, die einen Tick besser waren. Das Zeug jedenfalls, nach 1977, 1979, 1984, 1986, 1987, 1988, 1995 und 2002 zum neunten Mal Deutscher Meister zu werden, haben die Kölner allemal. Die Fans freuen sich offenbar auf die neue Saison. Rund 5000 Dauerkarten wurden verkauft – 800 mehr als im Vorjahr.
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