Straubings Tommy Brandl: „Wenn man richtig steht, ist es meistens einfach“Schwenningen mit guten Ansätzen, aber ohne Punkte
Nach 303 DEL-Spielen trennen sich die Wege von Thomas Brandl und den Straubing Tigers. (Foto: dpa/picture alliance)Die Gäste hatten alles andere als einen guten Saisonstart, denn mit nur fünf Toren aus sechs Spielen und vier Spielen ohne eigenes Tor reisten sie in den Gäuboden. Diese daraus entstandene Verunsicherung war in den ersten Minuten jedoch nicht zu fühlen. Schwenninges Goalie Dustin Strahlmeier fand nach dem Spiel: „Ich glaube, in den ersten Minuten sind wir sehr gut ins Spiel reingekommen, was hier in Straubing eigentlich ein gutes Zeichen ist.“ Die Schwäne hatten immer wieder gute Offensivaktionen, daher war das frühe Führungstor auch in Ordnung. Die Hausherren hingegen rannten nun an und setzten Schuss auf Schuss. Kurz vor Drittelende zahlte sich das aus. Aus der Sicht von Wild-Wings-Coach Pat Cortina war es so: „Am Anfang waren wir die bessere Mannschaft. Beide Mannschaften waren organisiert, am Ende hat Straubing mehr Druck gemacht.“ Auch Straubings Tom Pokel sah das ähnlich und meinte: „Beide Mannschaften waren sehr fokussiert und sehr motiviert.“ Überraschungsfakt: Das Drittel kam ohne jede Strafzeit aus.
Des einen Glück, des anderen Pech
Das mit den Strafen hat sich aber schnell erledigt, denn kaum hatte das zweite Drittel begonnen, war das Spiel für Straubings Benedikt Schopper vorbei. Die fünfminütige Überzahl brachte am Ende aber die Tigers besser ins Spiel. Schwenningen insgesamt zu harmlos, sodass das Momentum eindeutig zu den Raubkatzen wechselte. Pat Cortina analysiert: „In unserer Überzahlsituation haben wir leider kein Tor geschossen, aber wir haben etwas kreiert. Wir haben falsche Entscheidungen getroffen und wir waren nicht so stark in den Zweikämpfen.“ Strahlmeier sah es von hinten so: „Wir haben den One-Timer nicht bekommen, den wir wollten, das haben sie schon gut verteidigt.“ Und weiter: „Wir sind wieder nicht aus dem Drittel rausgekommen und dann haben die ihre Chancen bekommen.“ Doch die Straubinger scheiterten, zumeist an Dustin Strahlmeier. Ein Abpraller von der Bande und ein goldrichtig stehender Tommy Brandl sorgten dann aber für die niederbayerische Führung, die bis zum Spielende halten sollte. Der Siegtorschütze meinte mit einem breiten Lachen: „Wenn man richtig steht, ist es meistens einfach. Die Scheibe ist glücklicherweise gekommen und ich habe meinen Schläger unten gehabt.“ Dustin Strahlmeier konnte es kaum fassen: „Dann kommt das Pech dazu, das wir momentan haben. Den abgefälschten Schuss halte ich, der geht in die Ecke, Pass kommt vors Tor, trifft den Verteidiger, trifft den Stürmer, der haut´s mit in die lange Ecke rein.“ Jetzt musste man Angst um die Schwäne bekommen, denn bei ihnen ging so ziemlich jedes Konzept verloren. Drei Mann auf zwei Quadratmeter oder fünf Mann in die Ecke, dass vier Straubinger völlig blank standen spricht Bände über die Raumaufteilung. Tommy Brandl sagt dazu: „Das hätten wir besser ausnutzen müssen, aber das ist uns heute nicht so gelungen.“ Gefährlich blieb über 60 Minuten nur die Reihe Höfflin – Giliati – Korhonen. Eigentlich konnte es im Schlussdrittel nur besser werden.
Mit neuem Mut
Das wurde es auch. Immerhin war man nur ein Tor im Rückstand. Doch es half alles nichts, immer wieder war ein Bein, ein Schlittschuh, ein Schläger oder sonst irgendetwas dazwischen, und wenn nicht, war Straubings Jeff Zatkoff zur Stelle. Der Schwenninger Cheftrainer sagte: „Im dritten Drittel haben wir an uns geglaubt, haben gearbeitet und haben kreiert, aber kein Tor geschossen. Es ist dieselbe Geschichte wie die letzten Spiele, die Leistung war gut, aber wir schießen kein Tor.“ Schwenningens Torhüter meinte: „Straubing hat‘s im letzten Drittel mehr oder weniger runtergespielt. Haben hinten dicht gemacht und nicht mehr so viel nach vorne.“ Bei Spielende zählten die Statistiker ein Schussverhältnis von 54:43 für die Gäste, allerdings waren davon 30:24 Schüsse zu Gunsten der Hausherren aufs Tor.
Viel Lob für beide Seiten
Für die Niederbayern war es der dritte Sieg in Serie, für die Schwenninger hingegen die sechste Niederlage am Stück. Brandl findet neben der Freude auch lobende Worte für den Gegner: „Es war heute ein hartes Stück Arbeit, wir haben es uns leichter vorgestellt. Die Schwenninger sind wirklich ein gutes Team und haben es heute phasenweise sehr gut gemacht. Wir haben den perfekten Weg heute nicht so schnell gefunden, am Ende sind wir sehr glücklich das wir gewonnen haben.“ Straubings Coach Tom Pokel sah eine Steigerung und viel Gutes: „Was mir sehr gut gefallen hat, dass es unser diszipliniertestes Spiel war und von der Spielweise unser klügster Sieg in der Saison war. Auch unser Puckmanagement war besser. Unser Gameplan ist sehr gut aufgegangen. Ich denke, der Schlüssel war das Penaltykilling.“ Doch er weiß auch: „Wir wussten von Anfang an, dass es keine leichte Aufgabe wird. Eine starke Leistung von Schwenningen, aber unsere Jungs haben die Ein-Tor-Führung kompakt, diszipliniert und emotional gut verteidigt.“
Positive und negative Läufe
Für Tommy Brandl läuft es diese Saison wieder deutlich besser als vergangene, dazu meint er: „Eigentlich habe ich letztes Jahr genauso hart gearbeitet wie dieses Jahr, aber irgendwie hatte ich die Scheiße am Schläger. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich mit Tom Pokel von Anfang an trainiere. Letztendlich war ich letztes Jahr nicht gut genug, jetzt bin ich froh, dass es wieder besser läuft.“ Einen Lauf hat auch das ganze Team, trotz 15 neuer Spieler: „Wir haben viel frischen Wind in der Mannschaft und haben uns recht schnell gefunden. Alles was wir mitnehmen können nehmen wir mit, denn es können auch wieder härtere Zeiten kommen.“ Die Schwenninger haben nur wenige Spieler zu integrieren, trotzdem bleiben die Punkte aus. Aber für die Wild Wings ist längst nicht alles verloren, so findet Goalie Strahlmeier: „Ich denke, es war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Er beschreibt die Situation: „Klar hat man mehr Selbstvertrauen, wenn man gewinnt, aber wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen. Ich bin auch kein Fan davon, alles auf die verletzten Spieler zu schieben. Wir haben genug Spieler und können mit vier Reihen spielen.“ Außerdem stimmt es im Team. Der Torhüter berichtet: „Wir sind positiv in der Kabine, keiner verliert extra oder macht absichtlich irgendeinen Bockmist. Jeder, der schon mal in so einer Situation war, weiß, dass es schwierig ist. Ich kenne das ja selbst aus Straubing, wie wir, ich glaube 14 Spiele am Stück verloren haben. Aber irgendwie musst du dich da rausarbeiten. Dassunser Spiel funktioniert, haben wir letztes Jahr gesehen.“
Spieldaten
Tore: 0:1 (4:55) Mirko Höfflin (Mirko Sacher, Stefano Giliati), 1:1 (17:42) Jeremy Williams (Mike Connolly), 2:1 (33:32) Thomas Brandl (Fredrik Eriksson, Sven Ziegler).
Schiedsrichter: Stephan Bauer, Daniel Piechaczek; Linienrichter: Kilian Hinterdobler, Tino Thönelt .
Strafminuten: 11:4 (0:0, 9:2, 2:2) +Spieldauer Schopper.
Zuschauer: 3691.