Straubings Häuflein Aufrechter im Pech
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Nach dem 4:5 (1:0, 2:1, 1:3, 0:1) nach
Verlängerung der Straubing Tigers gegen die Kölner Haie wussten am
Sonntagabend beide Trainer nicht so recht, ob sie sich nun freuen oder
ärgern sollten.
Da war der Hausherren-Coach Bob Manno auf der
einen Seite. Sein Team hatte einen großen Kampf geliefert. Eine 3:1-Führung
war bis zur zweiten Pause erarbeitet, diese wurde zwischen der 46. und 51.
Minute verspielt und plötzlich war Köln in Front. Dass dann die Tiger noch
einmal zurückkamen, den 4:4-Ausgleich erzwangen und es in die Verlängerung
schafften, konnte wiederum nicht nach dem Geschmack von Haie-Trainer Doug
Mason sein. Dieser durfte sich am Ende über den Zusatzpunkt freuen, konnte
aber ebenso wenig wie sein Gegenüber ob dieser Punkteaufteilung in
strahlende Freude ausbrechen.
„Es ist hart, so zu verlieren“, sagte Bob Manno
unverhohlen. Sein Widersacher zollte ihm Respekt: „Hut ab vor Straubing. Sie
haben gekämpft bis zum Ende und es war unglaublich, wie viel Emotion sie
gebracht haben.“ Einig waren sich die beiden Coaches nach der Partie
überhaupt darüber, dass die wieder von Top-Scorer Eric Chouinard (14
Torschüsse) angetriebenen, stark dezimierten Niederbayern eine bärenstarke
Leistung abgeliefert hatten.
Trevor Gallant vom Club freigegeben und nach
Wien, Stephan Wilhelm gesperrt und Förderlizenzspieler Daniel Möhle wieder
vom Zweitligisten Landshut beansprucht, Bob Manno standen angesichts
weiterer vier verletzter Stammakteure nur noch 14 Feldspieler und damit
nicht einmal mehr drei komplette Blöcke zur Verfügung. Verteidiger Wade
Skolney biss deshalb nicht zum ersten Mal in dieser Saison gesundheitlich
angeschlagen auf die Zähne und stellte sich in den Dienst der Truppe.
Die Fans wussten um die angespannte Lage und so
war’s ihnen einerlei. Stolze 4.684 Zuschauer fanden den Weg ins Eisstadion
am Pulverturm und zeigten, dass es für sie keine Rolle spielt, wenn die
Straubing Tigers im Tabellenkeller herumdümpeln und in der restlichen Saison
bestenfalls noch um Platz 13 wetteifern.
Kaum war in der Partie klar, dass dieses
Häuflein aufrechter Raubkatzen den hoch favorisierten Haien mit offenem
Visier begegnet, und die 1:0-Führung durch Chad Bassen gefallen, feierten
die heimischen Anhänger ihr Team in den ersten Minuten bereits begeistert
mit Standing Ovations. Nach dem zweiten Drittel konnte man im Stadionrund
nur positive und vor allem auch respektvolle Töne hören. Und im letzten
Abschnitt wurde der nahenden Sirene gemeinsam entgegen gefiebert. Einen
besseren Beweis hätte es nicht geben können. An der Donau zählt auch im
zweiten DEL-Jahr vor allem eines: Kampf bis zum Umfallen und das am liebsten
gegen die Großen der Liga, denen man gerne ein Bein stellen würde.
Dass gegen Köln die Fans letztlich nicht mit
einem Sieg beglückt werden konnten, war ein Stück weit auch einfach Pech.
Denn erst elf Sekunden vor dem Ende der Verlängerung, in der die müden Tiger
keinen Torschuss mehr verbuchten, traf Kölns Verteidiger John Slaney zum 5:4
für die Gäste, als die Tiger in Unterzahl noch einmal unglücklich gewechselt
hatten.
Im vierten Duell der Saison war es nun der
vierte Kölner Erfolg. Die Haie konnten damit den Schrecken der Straubinger,
gegen die sie in der Vorsaison noch dreimal unterlagen, vertreiben. „Wir
haben aus der letzten Saison vor allem gelernt, dass wir Straubing nicht
unterschätzen dürfen. Letztes Jahr hatten wir aber auch überhaupt kein Glück
in den Spielen“, meinte Doug Mason, der sich besonders positiv zu
Tigers-Goalie Mike Bales äußerte. „Vor jedem Spiel gegen Straubing sprechen
wir über Mike Bales und dass wir viel Verkehr vor sein Tor bringen müssen.
In den Spielen gegen uns ist er für mich immer der beste Torhüter der ganzen
DEL.“
Für Bob Manno sind solch anerkennende Worte
momentan allerdings nur Randnotizen, die ihm bestenfalls ein gequältes
Lächeln abringen. Er kämpft vor allem mit den Personalsorgen, müden Cracks
und Spielen, die dann zwangsläufig im letzten Drittel aus der Hand gleiten.
„Die Lage ist kritisch“, sagte er am
Sonntagabend schließlich stirnrunzelnd in der Hoffnung, dass er mit seinem
Team das nächste Heimspiel am Dienstag gegen Ingolstadt noch gut über die
Bühne bringt und dann nach der Länderspielpause ab Mitte Februar wieder mehr
Spieler zur Verfügung hat. „Trotzdem werden wir in den nächsten Wochen einen
kleineren Kader haben. Das Team hat aber immer wieder gezeigt, was für einen
Charakter es hat.“ Darauf bauen nun die verbliebenen Hoffnungen im
Tigers-Lager.
TORE:
1:0 (3:09) Chad Bassen (Josef Menauer, Calvin Elfring)
1:1 (25:53) Kamil Piros (Philip Gogulla, Moritz Müller)
2:1 (26:52) Eric Meloche (Eric Chouinard, Andrew McPherson; 5:4)
3:1 (27:23) Josef Menauer (Tobias Abstreiter, Andy Canzanello)
3:2 (45:20) Daniel Rudslätt (Sebastian Furchner, Philip Gogulla)
3:3 (46:12) Ivan Ciernik (Dave McLlwain, Stéphane Julien ; 5:4)
3:4 (50:23) Dave McLlwain (Philip Gogulla, John Slaney)
4:4 (53:37) Calvin Elfring (Eric Meloche; 5:4)
4:5 (64:49) John Slaney (Kamil Piros; 5:4)
Strafminuten: Straubing 16 Köln 24
Schiedsrichter: Kurmann (Schweiz)
Zuschauer: 4.684