Straubing zu effizient für AugsburgNiederbayerischer Derbysieg
Von Dieben und Jubilaren
Verwundert rieben sich Straubings Fans vor dem Eröffnungsbully die Augen, denn Dylan Yeo lief mit der ungewohnten Nummer 67 auf. Die Lösung des Rätsels war, dass sein Trikot mit der Nummer 5 auf der letzten Auswärtsreise gestohlen worden. Doch es gab auch einiges zu feiern, denn der Bestohlene ist in den letzten Tagen Vater geworden. Selbiges Glück hatte auch der verletzte Jeremy Williams. Das sportliche Jubiläum beging Dimitri Pätzold, der in seinem 400. DEL-Spiel stand. Mit einem breiten Strahlen im Gesicht meinte der Jubilar nach dem Spiel: „Ich habe erst kurz vor dem Spiel erfahren, dass es mein 400. ist. Eine schöne Sache, aber heute ziemlich zweitrangig.“ Am meisten in Erinnerung ist ihm aber kein NHL-Spiel geblieben, sondern: „Das erste Mal als Rookie ist immer unvergesslich. Und der Meisterschaftssieg in Köln.“
Play-off-Hockey
Ein weiterer Grund für das Strahlen von Pätzold war seine starke Leistung. Vor allem im ersten Drittel musste er einige hochkarätige Chancen der Schwaben parieren. So meinte auch Straubings Kapitän Sandro Schönberger: „Dimi hat heute einen unglaublichen Job gemacht, er hat die Dinger festgehalten.“ Pätzold war heute sicher ein großer Faktor, vielleicht der wichtigste. „Das ist, glaube ich, etwas übertrieben“, meinte der Goalie und weiter: „Ich glaube, wir haben heute durch die Bank, sehr solide als ganze Mannschaft gespielt. Ich habe im ersten Drittel ein paar wichtige Paraden gehabt, als das Spiel vielleicht hätte anders laufen können, aber zum Glück ist es das nicht. Ab Mitte erstes Drittel haben wir, denke ich, das Spiel dominiert.“ In einem rasanten Auftaktdrittel führten die Hausherren zwar 2:0, doch das eine oder andere Mal filetierten die Gäste die Niederbayern im eigenen Drittel. Die äußerst faire Partie, in der es in den ersten 20 Minuten nur eine Strafzeit gab, hatte durchaus Play-off-Charakter.
Auf Abstand gehalten
Im zweiten Drittel war es nicht mehr ganz so rasant, aber immer noch ein ziemlich flottes Spiel. Nachdem man den Panthern an der blauen Linie die Scheibe geklaut hatte, machte Tommy Brandl Straubings drittes Tor. Für andere Mannschaften eine Vorentscheidung, doch die Tigers haben diese Saison schon zu viele Spiele wieder hergegeben, als dass man das einen beruhigenden Vorsprung nennen kann. Postwendend kamen die Gäste auch heran. Nun war es erst mal vorbei mit der Fairness, denn eine Strafe folge auf die andere, was dem Spielfluss nicht zugutekam. Dimitri Pätzold berichtete: „Eigentlich haben wir für das, was wir uns vorgenommen haben, zu viele Strafen genommen, haben es dann aber selber gut ausgebügelt.“ In Überzahl sind beide Teams eine Macht, doch nur die Tigers konnten das nutzen. James Bettauer, der zuvor ein komplett unnötiges Foul im Mitteldrittel begann, stellte den zweiten Pausenstand von 4:1 her. Mike Stewart meinte: „Ich glaube, wir waren schon dabei, aber jedes Mal wenn wir ein bisschen Momentum gewonnen haben – zack.“
Mit Doppelschlag zur Entscheidung
Im Schlussdrittel hatten die Gäste zwar auch einige Chancen, doch im Grunde hatte man nicht das Gefühl, dass sich das Blatt nochmals wenden würde. Nach einer schnellen Kombination, die ihren Anfang hinter der eigenen Torlinie nahm, machte der Kapitän höchstpersönlich das fünfte niederbayerische Tor. Josh Nicholls machte den Doppelschlag perfekt, doch damit war die Luft aus der Partie. Schönberger meinte über Nicholls, der erneut zwei Punkte machte: „Der macht das ganz gut. Das ist schwierig für ihn. Das erste Mal Europa, das große Eis. Bis jetzt kann er uns sehr gut weiterhelfen. Es freut mich für ihn und für die Mannschaft.“ Augsburg konnte nicht mehr zulegen und Straubing musste nicht mehr jeden Angriff ausspielen. David Stierer verkürzte zwar noch, doch das war nur die altbekannte Ergebniskorrektur.
Meinungen
Nach dem Spiel gab Gästecoach Mike Stewart zu Protokoll: „Aus meiner Sicht haben wir komischer Weise nicht schlecht gespielt. Über 60 Minuten war Straubing sehr effizient beim Toreschießen. Wir haben damit heute Probleme gehabt. Straubing war bemüht, die haben Gas gegeben und haben für jeden Zentimeter gekämpft. Es war ein bisschen ein schwarzer Abend für uns, aber letztendlich kann ich meinen Jungs nicht wirklich etwas vorwerfen. Sie haben sich bemüht, aber manchmal geht es in unserer Sportart richtig schnell, vor allem gegen eine gute Mannschaft, die die Punkte gebraucht hat. Straubing hat die drei Punkte heute verdient.“ Viel anders sah es auch Straubings Coach Larry Mitchell nicht: „Ich denke, beide Mannschaften wollten gewinnen, beide Mannschaften haben sehr leidenschaftlich gespielt. Eine große Stärke von Augsburg ist die ganze Saison Tore zu schießen und ihr Überzahlspiel. Bei uns war es nicht unbedingt Tore zu schießen bei fünf gegen fünf, aber mit Mannheim und Augsburg die beste Überzahl der Liga. Heute durften wir einmal ran und haben gleich ein Tor geschossen. Bei fünf gegen fünf eine ungewohnte Stärke und mit allen Reihen Tore geschossen. Wir haben definitiv die Punkte gebraucht.“ Am Ende stand ein 6:2, doch ein Vier-Tore-Spiel war es nicht wirklich. Das sah auch Sandro Schönberger so: „Es war kein 6:2-Spiel, es war immer auf Messers Schneide, wir haben zum richtig Zeitpunkt die Tore geschossen. Ich denke, wir haben heute 60 Minuten sehr gutes Eishockey gezeigt, das haben wir heute auch gebraucht.“ Auch Goalie Pätzold stimmte zu: „Es war vielleicht ein bisschen zu hoch, stimmt. Aber es gab auch Spiele, in denen es gegen uns genauso gelaufen ist. Deswegen ist das ziemlich Wurst.“ Doch der Sieg hatte heute viele Kinder. Auch ein Mike Connolly fiel durch starkes Backchecking auf. „Alle, muss ich sagen. Es waren so viele geblockte Schüsse. Auch in Unterzahl kam kaum was durch. Ich musste nur ein paar Mal eingreifen. Kompliment an alle“, lobte Dimitri Pätzold seine Vorderleute. Am Ende war es „ein sehr hartes Spiel, Augsburg hat uns alles abverlangt“, gesteht Schönberger und gibt einen Ausblick: „Wir sind glücklich über die drei Punkte, es ist spannend bis zum Schluss. Wir brauchen jeden Punkt. An Freitag haben wir wahrscheinlich das bis jetzt wichtigste Spiel der Saison.“ Straubing empfängt am Freitag die Schwenninger Wild Wings.
Tore: 1:0 (6.) Maury Edwards (Stefan Loibl, Josh Nicholls), 2:0 (12.) Scott Timmins (Mike Connolly, Dylan Yeo), 3:0 (27.) Thomas Brandl (Adam Mitchell, Mike Cornell), 3:1 (28.) Michael Davies (Trevor Parkes, Mark Cundari), 4:1 (38.PP) James Bettauer (Mike Connolly, Sean Sullivan), 5:1 (48.) Sandro Schönberger (René Röthke, Steven Zalewski), 6:1 (49.) Josh Nicholls (Mike Connolly, Maury Edwards), 6:2 (59.) David Stieler (Thomas Holzmann, Scott Valentine).
Schiedsrichter: Stephan Bauer, Gordon Schukies; Linienrichter: Lukas Kohlmüller, Pascal Kretschmer.
Strafen: Straubing 8, Augsburg 4.
Zuschauer: 4.334.